14. bis 31. Mai 2013 Von Miami (Florida) bis Bernalillo (New Mexico)

Am Flughafen Zürich bei der zweiten Passkontrolle für USA-Reisende wird Beat lediglich nach der geplanten Aufenthaltsdauer in den USA gefragt. Bei mir wollen sie’s genauer wissen und verlangen prompt nach einem Rückflugticket. Gottlob haben wir den allseitigen Rat befolgt und können eben dieses vorweisen. Uff…. In Miami fragt der Officer – etwas verwirrt ob unserem ersten Einreisestempel vom 11. April – dann etwas genauer. Nachdem Beat aber als Beruf „pensioniert“ angibt, hat sich alles erledigt. Jipiiii – wir kriegen erneut 90 Tage Aufenthaltsgenehmigung! Das Chateau steht immer noch wie eine Eins auf dem Hotelparkplatz. Wegen einbrechender Dunkelheit müssen wir den enthusiastischen Versuch, alles startklar zu machen, natürlich erst mal aufgeben. Aber am nächsten Morgen hält uns hier nichts mehr: Miami haben wir nun endgültig gesehen.

Zielstrebig schnell einkaufen und über den Dolphin Expressway 836 nach Westen. Auf dem Highway 41 durchqueren wir heute die Everglades bis an die Westküste von Florida zu unserem ersten Campground im Collier Seminole State Park. Links und rechts der Strasse liegen unzählige Alligatoren träge im Wasser und ständig begleiten Formationen von Fischreihern und Pelikanen unsere Fahrt. Es ist wie im Paradies und wir wollen das noch ein paar Stunden geniessen.

Ab hier geht’s erst mal nordwärts. In der Umgebung von Fort Myers lassen wir den Dieselfilter auswechseln – und schon ist wieder viel Zeit vergangen. Auch heute kommen wir nicht besonders weit und campieren im idyllischen Oscar Scherer State Park in Laurel. Auf dem Weg jede Menge Gürteltiere, Schlangen, Marder und kleine Wildkatzen tot am Strassenrand. Es ist zum Heulen.

Für den nächsten Tag haben wir uns einen RV Park ausgesucht. Doch hier sind wir nicht erwünscht, da unser Chateau nicht ein „manufactured RV“ ist – so eine blöde Schnalle! Im Crystal River Isles RV Resort finden wir dann ein Plätzchen. Die extrem freundlichen und interessierten Nachbarn bewundern unseren Wagen gebührend und wir haben Spass, etwas über die vergangene und zukünftige Reise zu erzählen. Leider bestätigen die Americans immer wieder ihren Hang zur Oberflächlichkeit: Was ausserhalb der USA geschieht, ist ihnen völlig suspekt … und interessiert auch nicht wirklich. Die Antwort „oh lovely!“ deuten wir inzwischen als „keine Ahnung“! Aber nett sind sie fast alle, das ist unbestritten!

Es ist inzwischen Samstag – und unser ausgewählter State Park besetzt. Weekend-Warnung für die Zukunft! Im kleinen Ort Bonifay gibt es den Florida Spring RV Resort. Auch hier werden wir ausserordentlich freundlich begrüsst und gönnen uns mal wieder richtige Restaurant-Kost – nix Fast Food! Hier ist immer noch Seafood-Gebiet, es ist köstlich!

Am 19. Mai verlassen wir Florida und durchqueren Alabama sowie eine Zeitzone (ab jetzt -7 Std.). Das Land ist völlig flach und grün, und es gibt fast ebenso viele Kirchen von Methodisten, Baptisten, Adventisten usw. wie Wohnhäuser. Unterwegs hat unser Defender einen Schwächeanfall, er lässt sich nicht mehr beschleunigen. Den Luftfilter haben wir selber ausgewechselt, es liegt wohl an einem verschmutzten Kontakt. Nach dem zweiten Stopp und einer Reinigung mit dem Nastüechli ist erst mal alles wieder i.O. Beim nächsten Service werden wir das genauer unter die Lupe nehmen lassen.
Heutiger Übernachtungsplatz ist im Shepard State Park im Staat Mississippi – es ist heiss und feucht. Ein Campground mitten im Wald mit Millionen von stechenden Biestern.

20. Mai: 66 Jahre Beat! Irgendwie mögen wir heute noch nicht nach New Orleans reinfahren und feiern ganz bescheiden zusammen mit Waschbären, Eichhörnchen und Rehen nördlich des Lake Pontchartrain im Fontainebleu State Park. Silke und Harry aus der Pfalz, mit denen wir einen unterhaltsamen Abend verbracht haben, sind die ersten Gratulanten.

38 km lang ist der Causeway über den Lake Pontchartrain…und dann: NEW ORLEANS, welch eine Hammer-Stadt!
Der French Quarter RV Resort liegt nur 15 Gehminuten vom berühmten Stadtteil gleichen Namens entfernt und wir machen uns unverzüglich auf den Weg.
Ganz in der Nähe liegt der berühmte Friedhof No 1 und weiter zum Louis Armstrong-Park. Er ist einer der berühmtesten Söhne der Stadt, ihm ist dieser originell gestaltete Platz gewidmet. Dann all die berühmten Streets wie Jackson, St. Ann und Bourbon mit den einzigartigen, mit Schmiedeeisen verzierten Balkonen, originelle Voodoo-Läden, das letzte Mississippi-Steamboat „Natchez“, die River Front, French Market und all die tollen Bars. Überall ist Jazz aller Stilrichtungen zu hören und wir bewegen uns tänzelnd durch die Strassen. New Orleans hält, was es verspricht!

Weiter geht’s Richtung Westen zum Sam Houston Jones State Park. Extrem idyllisch mit Rehen und Waschbären – bis uns dann abends Millionen von Eintagsfliegen das Leben vermiesen. Sie finden jede noch so kleinste Möglichkeit, um ins Auto zu dringen, so dass wir sogar die winzigen Lüftungsschlitze an den Fenstern zukleben müssen. Aber da sind schon unzählige dieser Biester drin – wenigstens stechen sie nicht! Schaufelweise befördern wir nachher tote Insekten aus der Kabine.

Am 23. Mai erreichen wir den Staat Texas – YEAH! Mächtig viel Verkehr hier und Houston bei starkem Regen kann zur ultimativen Nervenprobe werden. Für heute ist genug! Im Stephen F. Austin State Park lassen wir Ruhe und Natur pur auf uns einwirken. Die Wege in Texas sind weeeeit und langsam geht’s gegen Westen auch etwas bergauf. Im winzigen Kaff Hyre trampen wir zufällig in einen kleinen Market, der allerdings nur Alkoholikas und diverse Sorten von RICHTIG KNUSPRIGEM BROT verkauft. Das Highlight dieses Tages! Es regnet in Strömen und der Chef findet für uns ein Plätzchen in Stonewall auf dem Peach Country RV Park (es ist ja wieder mal Wochenende…). Über den sturzbachartigen Regen trösten uns das feine Brot und ein gutes WiFi hinweg.

Bis zum schmutzigen RV-Platz in Fort Stockton sind es wieder 440km. Und dann Worst Case: Unser Dach klappt immer wieder zusammen, da beide Gasdruckdämpfer defekt sind. Im Moment behelfen wir uns mit einem Brett – GROSSER ÄRGER!

Da wir das White Sands National Monument auslassen, entscheiden wir uns für den Monahans Sandhills State Park. Der Sand ist wirklich blendend weiss und es hat gottlob noch Platz. Am Montag ist nämlich Memorial Day, also ein verlängertes Wochenende – das ging uns durch die Lappen! Zwischen den Sanddünen im heissen Wüstenwind verbringen wir einen Ruhetag, nur unterbrochen von einem Spaziergang mit dem PC zum Visitor Center.

Auf der Fahrt nach Whites City in New Mexico überschreiten wir die nächste Zeitzone: -8 Std. Das Dorf besteht nur aus Läden, einem Hotel und einem RV-Park. Von hier besuchen wir erst mal den Carlsbad Caverns Nationalpark. Die Geschichte der Höhlen begann vor 250 Mio. Jahren mit der Entstehung eines 600 Kilometer langen Riffs innerhalb eines Inlandsees. Das Riff hatte die Form eines Hufeisens und entstand aus den Überresten von Schwämmen, Algen und Muschelschalen. Mit der Zeit verdunstete der See und das Riff wurde unter Salz und Gipsablagerungen begraben. Vor einigen Millionen Jahren begann sich die Gegend zu heben und Erosion begann das alte Riff freizulegen. Regenwasser, das durch Luft und Erde leicht sauer geworden war, sickerte in Spalten des alten Riffs und begann langsam den Kalkstein aufzulösen und Risse und Spalten zu vergrößern. So begann ein Prozess, der am Ende bis zu den heutigen großen Kammern geführt hat. Wir betreten die Höhle durch einen natürlichen Eingang und folgen einem gut ausgebauten und indirekt beleuchteten Weg in unzähligen Serpentinen immer weiter abwärts. Die Grösse der Kammern – bis zu 78 m hoch – und die sogenannten Verzierungen in Form von riesigen Stalaktiten, Stalagmiten und weiteren Formen lässt uns immer wieder ehrfürchtig innehalten. Volle drei Stunden laufen wir durch Gänge und Kammern. Ein einzigartiges Erlebnis!

Am nächsten Tag fahren wir von Whites City zum Guadalupe Mountains Nationalpark – dem ursprünglichen Siedlungsgebiet der Mescalero Apachen. Endlich mal wandern! Volle 4 Stunden laufen wir durch den heissen McKittrick Canyon. Die Berge bilden einen tollen Kontrast zur scheinbar öden Chihuahua-Wüste und am Ende des Canyons überrascht uns eine üppige Flora mit diversen Laubbäumen. Wieder mal zu wenig Wasser mitgenommen! Ziemlich ausgedörrt sind wir dankbar für das Trinkwasser vom Hahnen beim Eingang. Informativ und interessant ist das Main Visitor Center bei Pine Springs gestaltet – und klimatisiert… Zum Schluss besuchen wir noch die historische Frijole Ranch auf dem Gebiet des Nationalparks und lassen uns in die Zeit der Indianer und Siedler zurückversetzen. Jetzt nur noch ein kühles Bier zur Abrundung eines tollen Tages.

Und wenn wir schon mal in der Nähe sind: Auf zum International UFO-Museum in Roswell. Schon beeindruckend die vielen Fotos und Zeugenaussagen. Im TV schon oft gesehen, aber hier in Natura noch etwas wundersamer! Aber zu den „Gläubigen“ gehören wir denn nun doch nicht.

Für den abwechslungsreichen Bottomless Lakes State Park fahren wir einen kleinen Umweg – und WIE sich das gelohnt hat! Im herrlich erfrischenden See können wir Schweiss und Staub auf genüssliche Art loswerden.

Für die beiden letzten Mai-Tage finden wir – gegen Reservation (Weekend!) – einen Platz auf dem Coronado RV-Park in Bernanillo, direkt am Ufer des berühmten Rio Grande. Da gab’s doch mal einen Western…! Samstags begeben wir uns nochmals auf die erfolglose Suche nach neuen Gasdruckdämpfern. Nach so viel vergeblich aufgewendeter Zeit und gefahrenen km bestellen wir diese nun in der Schweiz. Hoffen wir, dass es klappt!

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28. April bis 14. Mai 2013 Zu Hause!

Der ultimative Grund für unseren Reise-Break in der Schweiz: Thomi und Corina heiraten! Aber das war natürlich nicht alles, wir durften so viel mehr erleben! (Wettertechnisches wird hier grundsätzlich ausgelassen!)

Wir wurden herzlich willkommen geheissen, gedrückt, umarmt, verwöhnt, bewirtet und fühlten uns äusserst wohl und daheim im Kreis unserer Familien und Freunde. Vor einem Jahr sind wir aufgebrochen und trotzdem hatten wir jetzt das Gefühl, soeben erst noch hier gewesen zu sein.

Es war eine etwas hektische, ruhelose Zeit (mit viel zu wenig Schlaf..). Uns wurde klar, wohin wir gehören und in Erinnerung gerufen, wo unsere Wurzeln sowie natürlich die wichtigsten Personen in unserem Leben sind.

Wir durften an einer wunderschönen, traditionellen Hochzeitsfeier teilhaben – vielen Dank, Thomi und Corina, für die beiden grandiosen Tage. DANKE VELMOL!

Ein ganz grosses und besonderes DANKE auch an Madeleine und Urs für die Gastfreundschaft während der gesamten Zeit (obwohl ihr uns ja nicht allzu oft zu Gesicht bekommen habt…) DANKE VELMOL!

Danke auch an unsere Familien und Freunde! Ihr habt uns äusserst herzlich willkommen geheissen, wie Könige bewirtet und grenzenlos verwöhnt. DANKE VELMOL!

Nun dürfen wir noch einige Monate durch die USA und Kanada reisen. Nach den vielen Monaten in Südamerika ein ganz neues Abenteuer, auf das wir gespannt sind. Der kleine Break war genau richtig: Wir verspüren wieder Lust auf Neues, Unvorhergesehenes und auf neue Begegnungen.

Wir freuen uns aber auch riesig aufs Heimkehren und wieder unter euch allen zu sein.

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16. bis 27. April 2013 von Miami bis Key West und zurück (Florida, USA)

Die Vliet Trader (das Frachtschiff mit unserem Flatrack) kann mit dem Suchprogramm nicht ausfindig gemacht werden und schwimmt wohl noch irgendwo in der Karibik rum. Am 16.4. kriegen unsere Freunde ihre Bill of Lading (Rechnung für die Fracht), unsere ging wohl „vergessen“ und wird mit etwas Nachdruck per E-Mail nachgesandt. Rund $1‘320 kostet uns der Spass. Da uns die Seaboard (Ship Line) ihr Konto bei der City Bank angegeben hat, versuchen wir dort, die Rechnungen zu bezahlen. Leider ist eine Direktüberweisung vor Ort nicht möglich… Also Cash resp. Geldbezug am Automaten – und das in Amerika? Mit Western Union kann man Bargeld transferieren, das ist offensichtlich nach wie vor sehr gebräuchlich. Mit den Quittungen machen wir uns auf zum Zollamt, dort stehen wir vor geschlossenen Schalter, Feierabend ist hier bereits um 16:00! Also weiter zum Büro der Seaboard im Westen von Miami. Kurz vor 17:00 stehen wir also wieder an einem Schalter. Dort zeigt man sich gnädig, und unsere Check-Quittungen werden entgegen genommen. Wenigstens DAS konnten wir heute also erledigen.
Am 17.4. stehen wir wieder beim Zollamt, um ein paar Stempel abzuholen. Sina und Micha besitzen einen 21jährigen VW Westfalia, der gilt als Oldie und sie können den Wagen problemlos einführen. Unser Chateau dagegen ist noch zu neu – sprich: Wir benötigen eine zusätzliche Bewilligung der EPA (Environmental Protection Agency) – ein weiterer Papierkrieg! Wir sollen da ein Formular anfordern, ausfüllen und dann zurückkommen. Unsere Anfrage ergibt, dass kein Formular existiert. Sie benötigen von uns Angaben übers Auto, wohin, warum usw. sowie Kopien des Fahrzeugausweises und des Führerscheins. Wieder ein halber Tag vorüber, ohne dass wir uns Miami anschauen können. Abends sehen wir dann aber, dass der Frachter bereits im Hafen von Miami liegt – jipiiii!
18.4.: Morgens trifft eine Nachricht der EPA ein, dass die Bearbeitung unserer Anfrage 10 – 14 Tage dauern wird – Reihenfolge und so…! Wir haben in keinem Reisebericht jemals etwas von dieser Behörde gelesen – was soll das alles? Ein kleiner Ausflug nach Miami Beach liegt doch wohl drin! Unsere Reisegefährten wollen sich Velos mieten und ein wenig das Gebiet erkunden. Sie haben die Kreditkarte im Hotel gelassen – aber ohne Kreditkarte kann man in den USA nicht mal ein Fahrrad mieten. Später treffen wir uns wieder – diese Norma Manson vom Seabord Office im Hafen hat sich noch immer nicht gemeldet. Unverrichteter Dinge also zurück zum Hotel. Auf unsere Anfrage hin wird mitgeteilt, dass das Röntgengerät für Autos defekt ist – Ausrede oder nicht, wir können nur abwarten. Selbst der Karaoke-Abend kann uns nicht im Geringsten aufheitern!
Freitag, 19.4.: Heute muss es klappen, ansonsten verbringen wir das ganze Wochenende noch hier! Morgens früh sollte sich Mrs Manson melden – um 09:00 beginnt die aber überhaupt erst zu arbeiten! Kaum im Hafengelände angekommen sehen wir schon unsere Autos – Huckepack auf einem Lastwagen – vorbeifahren. Erst mal überreichen wir die Autoschlüssel, damit die amerikanischen Drogenkontrolleure ihre Arbeit tun können. Dank Druck von Norma Manson wird die Drogenkontrolle manuell vorgenommen, denn nach dem dritten defekten Röntgengerät musste sie dieser Behörde richtig Dampf machen!

Nach einer kurzen Wartezeit von einer Stunde – in den klimatisierten Räumlichkeiten von Seabord – kriegen wir die Schlüssel zurück und werden zum bereitgestellten Flatrack gefahren. Natürlich steht da auch schon eine Metallrampe bereit und im Nu sind die Wagen runtergefahren. Nun noch zurück zum Hotel. Dieses Unterfangen gestaltet sich jedoch ohne GPS ziemlich schwierig. Nach kurzem Herumirren schnappen wir uns ein Taxi, welches uns zum Rodeway Inn führt.

20.4.: Abschied von Sina und Micha, die in die Everglades und dann gleich weiter nach New Orleans reisen.

Wir beide müssen/dürfen ja in einer Woche zurück Miami und machen uns deshalb auf zu den Florida Keys – und zwar durch ein fürchterliches Unwetter! Von den Carefree-Campgrounds haben wir uns bereits eine Kundenkarte ausstellen lassen, unser erster Stopp ist demnach in Key Largo auf dem Riptide RV-Park. Es ist wunderschön hier so direkt am Strand. Gleich drei Tage bleiben und den Platz einfach geniessen. Wann werden wir schon mal wieder hier sein? Mit unserer Karte kriegen wir zwar 50% Rabatt, trotzdem ist es ganz schön teuer. Der Besitzer sowie alle Mit-Camper sind sehr nett und wollen wissen, wie wir hierher kommen und warum wir hier sind. Nach 10 Monaten Spanisch ist das ganz schön anstrengend!

Endziel dieser Woche ist natürlich Key West – welch ein Traum von Landschaft. Brücken bis zu 7 Meilen Länge und Aufschüttungen verbinden all die traumhaften Inseln und Inselchen.

Kuba können wir zwar von Key West aus nicht direkt sehen – obwohl diese Insel eigentlich vor der Haustür liegt – aber wir winken Good Old Fidel mal zu!

Auf Geiger Key – eine Nebeninsel abseits des Overseas Highways – finden wir einen weiteren tollen Campground. Jeder, aber auch wirklich jeder, will unsere Story vom Südamerika-Trip hören. Soweit geht das mit dem Englisch wieder ganz gut. Jeder hier hat mindestens einen Hund und sicherlich ein Boot dabei. Zwischen diesen riesigen RV’s fühlen wir uns einerseits etwas verloren und niedlich, andererseits auch sehr sicher untergebracht.

Alle hier fischen auf Leben und Tod, einer hat sogar ein ganzes Sortiment Krabbenfallen auf dem Boot. Fasziniert schauen wir zu. Schwimmen ist hier inmitten von Mangroven übrigens nicht so safe, wie uns gesagt wird. Wasserschlangen sind hier gut sichtbar haufenweise vorhanden. Also begnügen wir uns damit, den Kormoranen bei Tauchen und den Fischreihern beim Nisten zuzuschauen. Alles zu seiner Zeit…

Leider bereits naht der Rückweg nach Miami. Unser erster Tankstopp wird bereits zum ersten kleinen Erlebnis. Als ich einen Kunden frage, beginnt seine Antwort mit: „My Sweetheart…“. Daran gewöhnen wir uns schon noch. Den Service verschieben wir erst mal auf die Zeit nach der Rückreise, aber das Auswuchten der Reifen ist wirklich dringend. Nach zwei vergeblichen Anfragen kann auch das erledigt werden. Das Auto zittert jedenfalls nicht mehr… Ein Besuch der Everglades ist leider zeitlich nicht mehr möglich. Wir benötigen dringend WiFi, da die EPA noch nicht geantwortet hat. Also suchen wir notgedrungen wieder einen RV-Park auf – Goldcoaster in Florida City. Kleine Warnung: Alle Campgrounds mit fixen Häuschen sind eigentliche Altersresidenzen und für „normale“ Camper völlig ungeeignet. Schon die Wäscheleine mit unseren nassen Badetüchern hat Reklamationen und Interventionen des Parkaufsehers zur Folge…wo sind wir denn hier gelandet?
Von der EPA ist inzwischen eine Sondergenehmigung in Form eines Briefes eingetroffen. In der Folge sind weitere zwei Formulare – online runterladen und manuell – auszufüllen. Wir kriegen fast die Krise ob all diesem Papierkrieg! Erst mal nach Miami reinfahren und dieses verfl…. Zollbüro wieder finden. Dann eine Möglichkeit zum Ausdrucken der Formulare suchen (Office Depot) und alles von Hand ausfüllen. Ziemlich aufgeregt stehen wir also wieder vor diesem Schalter von Customs and Border Control. Der macht vom ganzen Papier-Biigeli lediglich Kopien und wir können – nachdem wir ihm erklärt hatten, dass wir unseren Wagen vor einer Woche bereits problemlos vom Hafen abgeholt hatten – einfach gehen. Und das nach all dieser Aufregung und auch ein paar Übersetzungsproblemem (DANKE HEIRY!!!!). Nachmittags stehen wir also wieder vor dem lärmigen Rodeway Inn Airport Hotel…und freuen uns schon sehr auf den Flug in die Schweiz. Ebenso freuen wir uns aber auch, wieder zurück zu kehren und neue Abenteuer in den USA in Angriff zu nehmen.

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1. bis 15. April 2013 von Cartagena (Colombia) bis Miami (Florida, USA)

Ostersonntag, 1. April 2013: Nicht mal die Zeitungsenten sind diesmal wirklich originell – z.B. so was Doofes wie das Pissoir-Kraftwerk des WWF! Die Tage auf dem Campingplatz des Hotels Bellavista sind endlos, heiss und sterbenslangweilig… Die Dusche ist ein dunkler Raum mit einem dünnen Wasserstrahl, die Toilettentüren lassen sich (sofern diese einem nicht auf den Fuss fallen) nur mit Gewalt schliessen und fürs Abwaschen müssen wir ein winziges Lavabo benützen. Selbst die Autoschlüssel beginnen zu rosten, Mücken und Ameisen sind offensichtlich gegen all unsere Abwehrmassnahmen immun. Grosse Vorhaben können wir nicht umsetzen, da immer mal wieder Neuigkeiten unseres Agenten eintrudeln.

Erster Auslauftermin des Schiffes ist am 9. April, dann werden wir auf ein anderes Schiff gebucht, welches erst am 11.4. den Hafen verlässt – und obendrein statt 7 mindestens 11 Tage bis Miami benötigt – das wird mit unserem Schweiz-Flug schon arg eng! Das bereits gebucht Hotel in Palm Beach geht schon mal den Bach runter… Dann die Erleichterung: Es ist es doch wieder der 9.4. auf dem ursprünglichen Schiff… und wir sollen jetzt den Flug und die Hotels in Cartagena und Miami buchen. Gesagt, getan und erledigt. Am 6.4. beziehen wir – nachdem die Autos in einer Hand-made Waschanlage gründlich von der Sand-Salz-Schicht befreit worden sind – nach geschlagenen, erschlagenden 11 Tagen auf dem „Camping“ Bellavista ein Zimmer im Hotel San Pedro de Heredia im Stadtzentrum von Cartagena.
Mangels Parkplatz deponieren wir die Wagen (gegen Gebühr natürlich) mitten im Stadtzentrum. Einen Tag später haben wir das erste Meeting mit unserem Agenten Manfred. Er hat nur noch wenige Zähne, ansonsten entspricht er in etwa unseren Vorstellungen eines alten Seebären. Unsere Papiere sind richtig ausgestellt worden und wir wissen nun definitiv, was die ganze Verschiffung in etwa kostet.
Eine Menge Zeit bleibt uns während der Wartezeit, um das historische Stadtzentrum von Cartagena zu besichtigen sowie die unzähligen tollen Restaurants auszuprobieren.

Einen Tag später bestellt Manfred die Männer zu sich, welche schon mal die Hafengebühr von Cartagena begleichen müssen, und anderntags können wir dann endlich unsere Wagen aufs Hafengelände fahren. Allerdings dürfen nur die Fahrer den Hafen betreten und nebst dem Wägen wird auch ein erstes Inventar über den Inhalt der Autos erstellt. Am Ende ist die Miete der Containerfläche, auf welchem unser Flatrack mit den Wagen stehen wird, zusätzlich zu begleichen. Das werden wohl nicht die letzten „aussergewöhnlichen“ Kosten sein! Manfred arbeitet sehr zuverlässig und macht ordentlich Dampf. Vieles Detail-Infos erfahren wir aber bloss rein zufällig…oft liegen die Nerven blank!

Der Krimi geht weiter: Das Schiff – die Vliet Trader unter holländischer Flagge – hat Verspätung! Die Drogenkontrolle wird demnach kurzfristig vom 9. auf den 10. April verschoben, um zu vermeiden, dass wir – da das Auto unbeaufsichtigt auf dem Hafengelände steht – das Ganze zweimal machen müssen. Ein, wie wir später erfahren, wertvoller Tipp von Manfred.

Am 10. morgens ganz früh dann eine neue Hiobsbotschaft: Noch mehr Verspätung, der Flug nach Miami ist nicht mehr gewiss, da wir Kolumbien erst nach Auslaufen des Schiffs verlassen dürfen. Manfred rät uns Frauen, bei der Antidrogen-Polizei anständig Tränen zu vergiessen…

Wieder mal was vom Driver: 10. APRIL…….DIE DROGENKONTROLLE
06:00 Uhr – der Wecker rasselt. Der Tag, um das Auto zu verschiffen. Aussentemperatur 28C°. Welche Kleider anziehen? Keine Frage, bei diesen Temperaturen locker vom Hocker. Oops, da hat uns doch unser Agent etwas von Kleidervorschriften auf dem Hafengelände gesagt: Lange Hose, schwere hohe Schuhe, Sicherheitsweste (die bequeme aus 100% Nylon) und zu guter Letzt ein Bauhelm.

06:45 Uhr Treffpunkt mit unserem Agenten. Wir suchen uns ein neues Taxi und fahren hinter Manfred zum Hafengelände von Cartagena.

07:30 Uhr Ankunft im Kontrollbüro für den Eintrittsausweis. Originalpass abgeben. Die erste Leibesvisitation, durch eine Kontrollschranke mit dem neuen Ausweis, wir sind drin! Aber halt, das ist ein geschlossener Vorplatz mit einem 4 Meter hohen Stacheldrahtzaun. Da steht der nächste Sicherheitsbeamte. Die zweite Leibesvisitation. Dann noch eine Sicherheitsschranke…..jetzt sind wir tatsächlich drin, stehen in der Morgensonne bei doch bereits schon 32C°. Die ersten Schweisstropfen machen sich bemerkbar und rieseln langsam den Rücken runter.

08:00 Uhr Wir begrüssen den uns zugewiesenen Sicherheitspolizisten für die Drogenkontrolle. Wir stehen in einer Halle mit Blechdach, Schatten,… unter diesem Dach Hitze und kein Lufthauch, es wird unerträglich schon vom nichts tun. Unser Polizist muss zuerst abklären, ob das Frachtschiff bereits im Hafen steht oder sich wenigstens in der Nähe des Hafens befindet.

08:30 Uhr Unser Sicherheitsbeamte kommt zurück, alles ok für die Drogenkontrolle. Micha und ich gehen die Autos holen, die wir ja schon am Vortag im Hafengelände deponieren konnten. Diese armen Geschöpfe stehen natürlich in der Sonne, Schweisstropfen…nein jetzt fliesst der Schweiss. Zurück unter dem Blechdach machen wir uns an die Arbeit. Zum Glück konnten wir unsere Allerliebsten, Schneusel und Sina, mitnehmen, die jetzt tatkräftig beim Entladen der Autos mithelfen. Und zwar muss da alles, aber auch alles, bis zum letzten Kleidungsstück, aus dem Auto geladen und auf einer Plane ausgebreitet werden. Wir haben ja zwei Liter Trinkwasser dabei, aber das ist bei weitem zu wenig. Der Schweiss fliesst.

09:15 Uhr Hundegebell??? Ach ja, wir stehen ja mitten in der Drogenkontrolle. Und dann steht sie da, die Drogenhundepolizeiführerin – mit einem makellosen Makeup, Topfrisur, frisch gebügelter Bluse (fast ein bisschen zu eng), einer Faltenhose genau am richtigen Ort – mit ihren zwei liebevoll verspielten Hunden. Kein Wunder kommt man da in Schwitzen. Die beschnüffeln alles was da so herumliegt, werfen offene Taschen um, springen quer durch unseren Hausrat, über die Treppe in die Wohnkabine, durchpflügen die Fahrerkabine und sind nach 20 Minuten genau so erschöpft wie wir…. und finden natürlich keine Drogen. Abmarsch.

10:00 Uhr Die Autos sind wieder beladen. Ans Schwitzen denkt man gar nicht mehr. Nächster Schritt – wir dürfen den Platz unter dem glühend heissen Dach verlassen – ist das eigentliche Verladen der Autos. Da unsere beiden Wagen zu hoch sind, haben wir uns für einen sogenannten Flat Rack entschieden, sieht so aus wie ein Container ohne Dach und Wände. Und siehe da, der steht tatsächlich schon bereit. Tolle Arbeit der Reederei. Was flucht da unser Agent Manfred gerade… dieses Teil hat eine falsche Registriernummer? Scheisssssse…… Der richtige Flat Rack ist bald gefunden, befindet sich jedoch in der dritten Reihe der aufeinander gestapelten Dinger. 28 Flat Racks müssen somit weggehoben werden, bis unser gutes Stück frei liegt. Die erste Reihe ist bald geschafft. Die zweite Reihe… das darf doch nicht wahr sein, das oberste Miststück kann nicht eingeklinkt werden, irgendetwas ist verklemmt und so wird der Containerkran ausgewechselt.

11:00 Uhr Jetzt heisst es Trinkwasser einteilen. Der einzige Schattenplatz ist die aufgeheizte Fahrzeugkabine unseres heissgeliebten Chateaus. Der zweite Containerkran probiert es, aber der schafft es nicht. Jetzt wird auf Spanisch diskutiert, geflucht, geschrien, aber alles nützt nichts. In der Zwischenzeit hat uns Manfred verlassen, um noch einige Zollformulare zu kopieren – er meint, das würde ein langer Tag auf diesem Hafengelände werden. Nicht, dass es jetzt noch heisser wird. Obendrein ist der Hafen im Umbau und dadurch liegt sehr viel Staub in der Luft… perfekt für unsere sauber geputzten Autos. Der dritte Containerkran macht nicht einmal einen Versuch und fährt gleich weiter. Stille, Staub, Hitze es ist….mhhhh, jetzt ein kühles Bier…. Dann kommt die Erlösung doch noch. Man sieht dem Kranführer an, dass er hochmotiviert ist und beim dritten Anlauf klappte es. Herzlichen Dank du bist der Grösste!

12:00 Uhr Der richtige Flat Rack steht bereit, aber da muss erst mit Bauholz eine Rampe gebaut werden, ist doch dieses Ding etwa einen halben Meter hoch. Aber auch das schaffen unsere lieben Hafenarbeiter in Bälde und wir können mit unseren Fahrzeugen auf den Flat Rack fahren. Jetzt die Autos noch festzurren. Agent Manfred gefällt nicht, dass die falschen Befestigungspunkte ausgesucht werden. Die Luft flimmert. Manfred muss nochmals zum Polizeiposten zurück, um unseren Polizisten zu holen. Gerade noch rechtzeitig, denn der wollte gerade nach Hause. Unsere Autos müssen noch versiegelt werden. Noch 3dl Wasser…

13:00 Uhr Motorradgeräusch. Unser Polizist kommt angerauscht. Er steigt auf den Flat Rack, kontrolliert, ob alle Fahrzeugtüren abgeschlossen sind und versiegelt diese mit einem schicken, silbernen Kleber. Freundliches Händeschütteln und Adios.

13:30 Uhr Mit dem Hafenbus zurück zum Kontrollposten, Leibesvisitation, Sicherheitsschranke, Leibesvisitation, Sicherheitsschranke, Eintrittsausweis eintauschen gegen den Pass, hinaus in die Freiheit und endlich eine Zigarette reinziehen. Kein Wasser mehr. Es ist aufgegangen. Wir alle Vier brauchten einen Tag zur Erholung.

Unser Frachter liegt am 11.4. im Hafen von Cartagena – ob die Autos wohl schon verladen sind? Wir wagen es und nehmen den Flug nach Fort Lauderdale. Wie immer vor Abflügen in die USA muss man 3 Stunden vorher am Flughafen sein. Micha und Sina haben natürlich zurzeit kein Rückflugticket nach Deutschland – und prompt wird eben dieses ausdrücklich verlangt. Es bleibt ihnen nichts Anderes übrig, als gleich vor Ort eines zu kaufen und später zu canceln. Natürlich kostet das immer eine Storno-Gebühr, so ein Dreckgeschäft! Wir beide haben insofern Glück, dass wir ja am 27.4. in die Schweiz reisen. Damit können wir das Problem diesmal umgehen. Mit der Buchung dieses Billigfluges mussten wir auch sämtliche Gepäckstücke zusätzlich bezahlen, es war aber für uns alle nicht ersichtlich, dass es sich dabei ausschliesslich um Handgepäck handelt. Wir schmeissen all unser Zeug (alle Flüssigkeiten, Messer usw.) zusammen und geben zwei Rucksäcke als Fracht auf – selbstverständlich gegen einen Aufpreis von müden 35US$. Geschlagene 75 Minuten verbringen wir am Check In-Schalter – rekordverdächtig!

Vor den Einreiseformalitäten in die USA haben wir nun alle Muffensausen und so stehen wir dann mit roten Köpfen vor dem Imigration-Schalter. Fingerabdrücke, Iris-Scan und Foto – das volle Programm. Wir beide kriegen den Einreisestempel ohne jegliche Rückfragen nach dem Wie, Warum und Wohin. Leider trifft es wieder Sina und Micha, die beim Schalter Rede und Antwort stehen müssen. Allerdings sind die Beamten sehr freundlich und korrekt. Mit einem ehrlichen „take care“ bei der letzten Kontrolle betreten wir also das gelobte Land.
Bereits die Taxi-Fahrt nach Miami erschlägt uns fast nach all diesen südamerikanischen Städten: Wolkenkratzer-Skyline, mächtig viel Verkehr ohne Huperei, riesige mehrstöckige Autobahnen – wir sind sprachlos!
Unser Hotel Rodeway Inn Airport Hotel hat schon bessere Tage gesehen, allerdings gibt’s hier einen wirklich tollen Pool. Abends lassen wir uns die ersten echten US-Burgers schmecken – und landen prompt in einem Karaoke-Anlass. Was haben wir Spass bei einigen Bierchen und Jägermeister. Heute Morgen waren wir doch noch in Kolumbien…?!?
Während des ersten Ausfluges nach Down Town Miami überrascht und ein heftiges Gewitter – das kann ganz schön regnen hier! Selbst die Gulli-Deckel in der Einkaufsmall machen sich selbständig. Und was es hier alles zu kaufen gibt…
Die Skyline ist überwältigend, und das ist ja „bloss“ Miami!
Als Erstes mischen wir uns mal unter die Amis und gehen mit unserer verschwitzten Wäsche in einen Waschsalon. Das muss man einfach mal erlebt haben! Ausserdem gibt’s ganz in der Nähe unseres Hotels einen Winn Dixie Supermarket. Mit unserer ersten Kundenkarte (es wird wohl nicht die Letzte sein) fühlen wir uns schon so richtig als kleine Amis. Letztendlich pilgern wir zur Filiale des amerikanischen Automobilclubs. Da wir ja gezwungenermassen Mitglieder des ADAC Deutschland sind, kriegen wir kiloweise Bücher und Karten für unseren Trip durch den Süden und entlang der Westküste bis nach Alaska. Riesig! Wir fühlen uns hier sehr wohl und willkommen. Das wird ein Abenteuer!

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18. bis 31. März 2013 von Tolú bis Cartagena (Colombia)

Kolumbien ist viel besser als sein Ruf. Die Menschen sind neugierig, freundlich und hilfsbereit, wir könnten da unzählige Geschichten erzählen. Auch Militärs winken uns bloss grinsend und mit erhobenem OK-Daumen weiter. Falls man angehalten wird, wollen sie vielleicht mal ein Wort übersetzt haben oder den Innenraum des Autos besichtigen, denn das einsame, langweilige Wachestehen in den Bergdörfern schreit nach Abwechslung. Da vergessen wir schnell, dass dieses Land nach wie vor mit enormen Problemen zu kämpfen hat und sich extrem bemüht, seinen Ruf als DIE Hochburg der Drogenbarone loszuwerden. Leider bleibt uns kaum Zeit, einzelne Sehenswürdigkeiten anzuschauen, denn wir durchqueren Kolumbien im Eilzugstempo. 200km vor Erreichen der Karibik enden auch die Anden und wir fahren von über 2‘000 Höhenmeter auf 0 runter – in eine wahre Waschküchen. Innert kurzer Zeit wird es feucht und sehr heiss, also schnellstens ans Meer!

Auf den Tagesausflug auf die Islas San Bernardo hatten wir uns soooo gefreut und erstehen vorher perfekte Tauchbrillen mit Schnorcheln. Die Tour entpuppt sich dann aber als reine Abzocke, inklusive einer schrecklichen Zurschaustellung von Tieren. Das „todo includo“ beinhaltet lediglich ein (allerdings gutes) Mittagessen und einen Becher Eis mit ein wenig Cola.

Auf einer der besuchten Inseln gibt‘s eine Art Zoo – sehr ungepflegt und mit viel zu engen Gehegen und Käfigen. Die Hauptsache scheinen die lebensgrossen Pappe-Figuren von Schwarzafrikanern im Lendenschurz und sich gegenseitig erschiessenden Piraten zu sein, was uns die Sklaven- und Piratenvergangenheit nicht wirklich näher bringt. Das Schlimmste aber sind die völlig verlausten und zerzausten Flamingos sowie zwei arme Delfine in einem viel zu kleinen Meerwasserbecken…und was hat denn bitte ein afrikanischer Strauss hier zu suchen? Es juckt uns in den Fingern, die Verschläge auf der Stelle zu öffnen, aber wir werden wohlweislich nicht aus den Augen gelassen. Für das versprochene Schnorcheln müssten wir eine Extra-Bootstour buchen (der Preis ist verhandelbar), da direkt vor der Insel nichts Interessantes zu sehen ist. Jedenfalls würden wir die Tour niemandem empfehlen!

Das Wasser im Golf von Morrosquillo ist mit 30C° keine wirkliche Erfrischung und durch die mannshohen Wellen auch sehr trübe. Ausserdem führen wir einen endlosen Kleinkrieg gegen Moskitos, Sandfliegen und sonstiges Gekreuch. Es sind zurzeit kaum Touristen hier, dem entsprechend ist nicht viel los. Aber wir geniessen die ersten Tage in der Karibik ausgiebig, bevor es nach vier Nächten auf dem Campingplatz des Hotels „Casa del Mar“ weiter nach Norden geht.

Nach über 400km treffen wir auf dem Campingplatz „Los Angeles“ (etwa 30km östlich der Stadt Santa Marta / Abzweigung bei N11 1727.4 W73 5326.7) ein. Ein phantastischer Strandcamping! Das Meer ist hier erfrischender und die hohen Wellen reissen einen regelmässig von den Beinen. Am ersten Abend leisten wir uns einen köstlichen Fischteller, selbstverständlich alles heute direkt vor dem Strand gefischt. Die sanitären Einrichtungen sind einfach aber tiptop sauber – und sie funktionieren! Viele zahlen eine Menge Geld, um den Urlaub in der Karibik verbringen zu können – wir fahren da einfach mal schnell hin! Für unsere beiden Autos gibt es zwei kleine Stellen, die nicht direkt unter Palmen stehen. Auf dem gesamten Areal ist nämlich die Möglichkeit, von fallenden Kokosnüssen oder Palmblättern getroffen zu werden, ziemlich erheblich! Mit einer blossen Gehirnerschütterung käme man wohl kaum davon…

Die fehlende Internetverbindung ist der einzige Wermutstropfen, denn wir warten noch immer darauf, dass unser Agent Manfred endlich den Verschiffungstermin bekannt gibt. Etwas beunruhigt begeben wir uns am zweiten Tag in die Hafenstadt Santa Marta. Die Tankstellen in Kolumbien sind nicht – wie in den meisten südamerikanischen Ländern – mit Free WiFi ausgestattet, aber immerhin bietet das Einkaufszentrum „Ocean Mall“ eine Möglichkeit. Erneut nix Termin! In der Umgebung des Campingplatzes steht ein Ferienressort, wo wir uns am dritten Tag von ausserhalb ganz kurz Internetzugang verschaffen. Immer noch nichts! Sina und Michael organisieren für uns alle die Autoversicherungen für USA/Canada. Das Angebot einer amerikanischen Versicherung für unser Chateau liegt bei der Kleinigkeit von über $5‘000 für neun Monate! Da belassen wir’s bei der Haftpflicht und berücksichtigen eine Versicherung in Deutschland. Wie so vieles ist auch dies von der Schweiz aus nicht machbar! Michael verbringt Stunden damit, Mails zu schreiben sowie Kopien unserer Dokumente anzufertigen – an dieser Stelle TAUSEND DANK!

Nach vier Tagen auf dem Camping „Los Angeles“ sind wir echt langsam nervös, denn der Verschiffungstermin (wir haben Anfang April vereinbart) könnte schon sehr bald sein. Wir benötigen endlich freien Internet-Zugang. Da bleibt nichts Anderes übrig, als nach Cartagena zu fahren – ist ja schliesslich auch Karibik. Da wir Sina und Michael unterwegs aus den Augen verlieren, quartieren wir uns für eine Nacht mitten im Stadtteil Getsemani im Hostal „Viena“ ein. Ein Zimmerchen ohne Bad und ohne Fenster, dafür mit lärmigem Ventilator und Moskitos. Sina und Michael stehen bereits auf dem Camping- resp. Parkplatz beim Hotel Bellavista, wohin wir am nächsten Tag frohen Herzens umziehen. Es ist sehr heiss auf diesem staubigen und schmuddeligen Platz, aber wenigstens weht hier am Meer ein kräftiger Wind. Mutig machen wir uns bei Mittagshitze zu Fuss auf in ein Einkaufszentrum… welches wir dann auch nach einer Stunde nicht finden können. Der Schweiss läuft nur so runter, also rein in ein Taxi und ab zur Plaza Mall mit Aircondition!

Cartagena de Indias, Perle der Karibik und UNESCO-Weltkulturerbe seit 1984! Eine lebendige, zauberhafte Stadt mit rund 1,5 Mio. Einwohnern … sowie einer unrühmlichen Vergangenheit: Als wichtigster Sklavereihafen der gesamten westlichen Hemisphäre! Von hier wurde das „für schwere Arbeit geeignete Menschenmaterial“ an die Plantagenbesitzer, Viehzüchter und in die Smaragdminen verkauft. Durch diesen Umstand leben in Kolumbien auffällig viele Menschen afrikanischer Herkunft. Cartagena war durch seine optimale Lage auch häufig Attacken der um die Weltherrschaft rivalisierenden Franzosen und Engländer sowie natürlich von Piraten ausgesetzt. Die Spanier liessen während Jahrhunderten eine monumentale Festungsmauer um die Stadt errichten – getränkt mit dem Blut unzähliger Sklaven, die ihr Leben dafür lassen mussten. Die begehbare Mauer umschliesst bis heute die historische Altstadt fast vollständig. Obwohl es lange her ist, beschleicht uns beim Betreten dieses Bauwerks ein seltsames Gefühl.

Nun noch ein wenig Jammern: Sand, vermischt mit der vom Wind herübergetragenen Salzwasser-Gischt, legt sich in einer dicken Schicht auf unsere Autos, überall krabbeln Ameisen herum, durch die Rumsteherei laufen die Batterien nur noch auf Sparflamme, Bettwäsche und Kleider riechen langsam säuerlich, das Wasser in den Tanks stinkt nach faulen Eiern, täglich sind wir für jede vergangene Stunde dankbar und schlussendlich scheissen einem auch noch Vögel auf den Kopf. Klar könnten wir einfach ins Hotel ziehen. Aber wir wollen lieber bei Sina und Michael bleiben, solange wir noch zusammen unterwegs sind. Ganz unter dem Motto „Geteiltes Leid…“.

Zu allem Übel teilt uns der Agent mit, dass das Schiff nun erst am 11. Statt am 9. April auslaufen wird. Übers Osterwochenende tut sich eh nichts und so sehnen wir den Verzollungstag (ca. 5 Tage vor Auslaufen des Schiffes) herbei. Ab diesem Termin sind die Wagen bis ca. am 20. April auf dem Schiff und wir ziehen in Cartagena bis zum Abflug nach Fort Lauderdale ins Hotel um. So… DAS war jetzt Jammern auf Karibik-Niveau!

In Palm Beach haben wir uns bereits ein tolles Hotel gebucht. Jetzt haben wir was, worauf wir uns richtig freuen können.

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4. bis 17. März 2013 Von Quito (Ecuador) bis Tolú (Colombia)

Da wir erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit wieder in Quito ankommen, übernachten wir ein letztes Mal im Hostal der Cometa Travel. Der Abschied von Maja, Bruna und Veronica fällt uns nicht leicht, aber wir freuen uns ja sehr auf das Wiedersehen mit Sina und Michael in Ibarra.

Auf dem Weg überqueren wir übrigens die Äquator-Linie, fertig ist mit Süd-Koordinaten:( Sie holen uns vor dem Einkaufszentrum „Supermaxi“ ab und gemeinsam fahren wir dann zur Baumschule des Australiers Graham, der in seinem Garten zwei Campingplätze zur Verfügung stellt. Während des gemeinsamen Abendessens gibt es gegenseitig jede Menge Schönes und Interessantes zu erzählen.

Anderntags berichtet uns Graham, dass er soeben einen Anruf gekriegt hat: Eine Gruppe holländischer Camper wurde an der Grenze zurückgewiesen, da zurzeit in Kolumbien die Arbeiter auf den Kaffeeplantagen streiken und sämtliche Strassen blockieren – ein beliebtes Druckmittel in Südamerika. Die Holländer wollen alle hierher kommen, das wird dann wohl ein Platzproblem geben mit diesen riesigen Wohnmobilen… (Es sind dieselben, welche wir schon in La Paz kurz getroffen hatten und mit einigen von denen waren wir auf den Galapagos-Inseln). Es bleibt uns nichts Anderes übrig, als die Kolumbien-Situation in der Gärtnerei von Graham auszusitzen. Eine Verschiffung von Ecuador wäre eine (sehr teure) Panik-Reaktion und durch Ecuador zurück über Brasilien zu fahren viel zu weit. Ibarra ist im Übrigen gar nicht mal so schlecht, bietet sogar hervorragende Einkaufsmöglichkeiten. Mit Grahams Unterstützung lassen wir hier die Absperrung zwischen Wohn- und Führerkabine aus Aluminium anfertigen. Kleine Vorsichtsmassnahme gegen Diebstahl auf dem Schiff nach Miami… Nach einer geschlagenen Woche (und sogar nach zwei Wochen für Sina und Michael) und nachdem die Presse nichts Neues zu vermelden hat, verlassen wir Ecuador am Montag, 11. März.

Da wir über das noch nicht ans System angeschlossene La Balsa nach Ecuador eingereist waren, werden vom Pass, dem Einreisestempel sowie vom Migrationszettel je drei Kopien verlangt. Das kann gleich vor Ort gegen eine geringe Gebühr erledigt werden. Der Grenzverkehr scheint schlimmer, als er dann tatsächlich ist. Überraschenderweise sind die Einreiseformalitäten nach Kolumbien unkompliziert, nicht mal den höchst ungeliebten Migrationszettel müssen wir ausfüllen und der Einreisestempel wird elektronisch gedruckt! Wir wurden noch nie so freundlich – mit Händedruck – in einem Land empfangen, wie in Kolumbien! Da fühlt man sich doch gleich willkommen.

In Ipiales schliessen wir alle gleichentags die Autoversicherung ab (leider nur für drei Monate möglich, Kostenpunkt 128‘000 Col.Pesos). Erste Zwischenstation ist die Wallfahrtskirche von Las Lajas. Da wir zu spät abends eintreffen, stellen wir uns mitten auf den bewachten Dorfplatz. Die seltsam anmutende, pompöse Kirche tief unten in der Schlucht besichtigen wir alle am nächsten Morgen. Einer Indianerin soll während eines Gewitters die Jungfrau Maria erschienen sein und in der Folge habe es schon mehrere Wunderheilungen gegeben. Wir warten noch immer darauf:))

Wir haben beschlossen, Kolumbien auf der Panamericana schnell zu durchqueren. Die bittere Pille sind allerdings die Strassenbenutzungsgebühren, welche für dieses Land enorm hoch sind sowie der langsame Verkehr, welcher zu 90% aus riesigen Lastwagen besteht. Zu überwindende Gebirge, Kilometerlange Baustellen, unzählige Kurven und das Verkehrsaufkommen lassen keine hohen Geschwindigkeiten zu, so dass 300km pro Tag das mögliche Maximum sind.

Die zweite Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz des Restaurants „Parador Colombia“ gratis – gegen ein Essen im Hause natürlich. In Calí können wir das Hotel „Stein“ nicht finden und verlassen die Stadt nach kurzer Irrfahrt fluchtartig. Die nächsten Übernachtungen erfolgen – mangels schönen Plätzen oder Campingmöglichkeiten – bei Tankstellen. Sinas Geburtstag „feiern“ wir direkt hinter einer Texaco-Tankstelle – immerhin mit Restaurant. Sie nimmt’s mit Humor und wir geloben, die Feier an einem geigneteren Ort nachzuholen. Für uns beide sind Tankstellen ganz klar keine gute Alternative, da einfach viel zu laut und bisher hatten wir beide das strikte vermieden. Ausserdem gibt es nur selten Duschen und Free WiFi ist noch nicht bis Kolumbien durchgedrungen. In Medellin kommen wir zu spät an, um den Camping im Eco-Parque noch aufzusuchen – wieder Tankstelle…, allerdings mit sehr sympathischen Angestellten. Der Campingplatz hat sich dann als Parkplatz ohne jegliche sanitäre Einrichtung und WiFi entpuppt, dies alles wäre zu Fuss in 15 Minuten zu erreichen gewesen. Dafür zahlen wir nun wirklich nicht auch noch Geld! Nach vier Tagen ohne Duschen muss der eingetrocknete Schweiss mal wieder runter, das ist hier nur in einem Hotel möglich. Kurz vor Santa Rosa de Osos finden wir gleich bei der Zeuss-Tankstelle ein günstiges Hotel mit Internetzugang. Es gibt im Moment nichts Schöneres, als dieses warme Wasser und viiiiiiel Seife!

Die bisherigen Eindrücke in Kürze: Viel intakter Dschungel in einem Grün, das fast in den Augen schmerzt, alle fliessenden Gewässer sind jetzt in der Regenzeit durch ausgeschwemmtes Wurzelwerk braun, viele wirklich schreckliche Lastwagenunfälle und ausserordentlich freundliche, neugierige und hilfsbereite Menschen (inkl. der Militärpolizei!) – nur leiderleider gibt es an der Panamericana-Strecke wirklich kaum etwas Lohnenswertes anzusehen.

Planeta Rica – das Hotel mit der Campingmöglichkeit ist nicht mehr: Wieder Tankstelle-Übernachtung ohne Dusche! Gottlob haben wir vier jeweils viel Spass, das muss im Moment genügen. Nun ist’s nicht mehr weit bis zur Karibik. Die Stadt Sincelejo bringen wir ganz schnell hinter uns, erreichen 40km später endlich Tolú – und finden einen Campingplatz beim Hotel „Casa del Mar“ direkt am Strand der Karibik: Luft über 40C° und das Wasser ist mit ca. 30C° nicht wirklich erfrischend – aber wir sind alle happy! Es ist einfach herrlich hier! Nach einem genialen Cocktail abends fallen wir bald todmüde ins Bett. Wir haben hier noch viel vor: Ausflüge, Schnorcheln, Kanu fahren – und Auto reinigen, Wäsche waschen (hard work bei diesen Temperaturen)…sowie endlich Sinas Geburtstag mit Champagner und Toblerone-Mousse richtig nachfeiern.

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16. Februar bis 3. März 2013 Von Vilcabamba bis zu den Galapagos-Inseln

Erst mal ziehen wir morgens das wunderbare Frühstücksbuffet rein – inkl. richtig guten Kaffees! Michael stellt fest, dass sein hinterer rechter Reifen ordentlich Luft verliert. Der „Reifenflicker“ im Ort findet schnell raus, woran es liegt:  Ein fieser Nagel hat sich reingebohrt. Innerhalb von 15 Minuten ist der Schaden für 3 US$ behoben. Wir verbringen 3 Tage in Vilcabamba und lassen und die gute Küche ordentlich schmecken.

In Loja schliessen wir noch kurz die obligatorische Autoversicherung ab (Latina Seguros, 4 US$ für einen Monat), nachdem wir ja schon etliche km in Ecuador gefahren sind und dies vorher nicht möglich war… Nächste Station ist Cuenca, wo wir nach einem ungewollten 40km langen Pisten-Abstecher entlang dem Río Zamora auf ansonsten guter Asphaltstrasse nach 250 km eintreffen.  Der Rasen-Campingplatz  bei den Cabañas Yanuncay liegt sehr günstig nahe beim Stadtzentrum, ist allerdings nach den Regenfällen der letzten Tage extrem nass. Cuenca ist eine wunderschöne und sehr saubere Stadt mit unzähligen Kirchen sowie einer riesigen Basilika. Es regnet nicht und wir haben Spass, zu viert durch das wundervolle Historische Zentrum zu spazieren.

Nachdem wir diverse ungeheuerliche Storys gehört haben, sorgen wir uns schon länger wegen dieser unumgänglichen und leider auch extrem teuren Panama-Passage. Eine Verschiffung von Halifax nach Hamburg ist z.B. um einiges günstiger als über die kurze Strecke von Cartagena  nach Colón. Auch unser Flug nach Panama würde eine ungeheuerliche Summe kosten. Weil jeder da durch muss, können die völlig utopische Preise verlangen, man ist einfach ausgeliefert. Sina und Michael verschiffen von Cartagena direkt in die USA nach Miami und da schliessen wir uns nun an. Einzig der Flug von El Salvador muss storniert werden, ansonsten sollte alles glatt gehen. Die Neu-Buchung von Miami nach Zürich leiten wir sofort in die Wege.

Bis Zhud fahren wir noch gemeinsam, anschliessend geht’s für Sina und Michael an die Küste zum Schnorcheln und um Inselausflüge zu machen – Hauptsache warm!

Wir machen in Riobamba einen Zwischenstopp im Hotel Shalom ehe es uns wieder in ungeahnte Höhen zum Parque Nacional mit gleichnamigem Vulkan Cotopaxi treibt. Dank der nagelneuen Asphaltstrasse mit gut ausgeschildertem Parkzugang sind wir bereits am Mittag oben und machen eine kurze Wanderung rund um die Laguna Limpiopongo auf fast 4‘000müM. Der mächtige Vulkan (5‘897müM) lässt sich kurz sogar sehen und mit der Kurzatmigkeit haben wir keine Schwierigkeiten mehr. Die Nacht verbringen wir auf dem gut eingerichteten Campingplatz unterhalb der Lagune auf 3‘800müM. Wir mussten weder Parkeintritt noch Camping bezahlen. Es ist sch…kalt und der Nebel kriecht schon fast ins Auto – ein typisches Wetterphänomen in den Bergen von Ecuador. Irgendwie können wir nicht einschlafen und sind frühmorgens völlig gerädert unterwegs nach Quito. Die Hauptstadt von Ecuador ist riesig und erstaunlicherweise – wie fast das ganze Land – wunderbar sauber.

Das Zimmer im hübschen, kleinen Hostal von Cometa Travel beziehen, die gesamte Schmutzwäsche abgeben (im Preis inbegriffen!) und das Auto nur ein paar Gehminuten entfernt auf einem sicheren Gelände abstellen. Nachdem alles erledigt ist, finden wir ganz in der Nähe eine unscheinbare Kneipe für ein kleines Abendessen. Hier gibt es ansonsten wohl kaum Touristen.

Auf einen Tipp hin (Danke Bruna!) fahren wir anderntags in eine Werkstatt, um die Hinter- und Vorderräder zu tauschen. Die sind höchst professionell eingerichtet, korrigieren auch gleich die Lenkung und wuchten die Räder neu aus. Da war wohl das eine oder andere Schlagloch zu viel…! Zwei Stunden Arbeit für 30$ und alles ist wieder in Butter. Mit den Reifen sollten wir noch 25‘000km fahren können. Nachdem wir Jefe erzählen, dass unser nächstes Ziel Kolumbien ist, stösst er sofort ein intensives Stossgebet gen Himmel. Seeeehr ermutigend…! Irgendwie mögen wir uns heute nicht ins Getümmel einer Grossstadt stürzen und verbringen den Nachmittag mit Skypen und schauen uns den Monstercorso auf Video an (die eine oder andere Träne ist da schon geflossen).

Galapagos-Inseln

1‘000km vor der Westküste Südamerikas und direkt am Äquator im Stillen Ozean liegen die rund 20 Inseln und 40 Eilande des Galapagos-Nationalparks. Es handelt sich um ozeanische Inseln mit im Westen noch aktiven Vulkanen, welche durch das Zusammenspiel von Plattentektonik und einem aktiven Hotspot entstanden sind. Von Januar bis Juni herrscht Regenzeit mit warmen Lufttemperaturen. Der warme Panama-Strom verdrängt in diesen Monaten den kalten Humboldt-Strom, der uns so lange das Badevergnügen vermiest hat.

1535 wurden die Inseln von den Spaniern entdeckt und 3 Jahrhunderte später untermauerte hier Charles Darwin seine Evolutionstheorie. Besiedlungsversuche scheiterten grösstenteils und hatten den schlimmen Nebeneffekt, dass z.B. Schweine, Ziegen und Ratten eingeführt wurden, welche verwilderten und die empfindliche endemische Tierwelt bedrohten. Erst viel später konnten diese „Fremdlinge“ getötet und das ökologische Gleichgewicht wieder hergestellt werden.

Am 24.2. ist der grosse Tag unserer Abreise auf die Galapagos-Inseln. Um 04:45 holt uns ein Taxi ab und vom Hotel Quito fahren wir zusammen mit 12 Wohnwägeler-Holändern zum neu eröffneten Flughafen von Quito. Alles verläuft pünktlich und reibungslos, am Mittag haben wir bereits unsere Kabine Nr. 6 auf der Yacht „Angelito“ bezogen und sitzen beim Lunch. Ab jetzt geht’s Schlag auf Schlag weiter. Täglich sind wir spätestens um 06:00 auf den Beinen und besuchen zwei Inseln oder Buchten. Unser englisch sprechender und ausserordentlich kompetenter Guide Fabian weiss viel mehr als nur die Namen der vielen endemischen Tiere und Pflanzen vor Ort. Während des täglichen Briefings bringt er uns auf eine äusserst spannende Weise eine Menge Hintergrundmaterial über die Entstehung des Archipels sowie die meist misslungenen Besiedlungsversuche näher.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Braunpelikan mit Küken

 

 

 

 

 

 

 

Was am meisten erstaunt, ist die absolute Zutraulichkeit der Tiere gegenüber Menschen und auch unter einander, die Fluchtdistanz ist praktisch gleich Null. Nicht minder erstaunlich, wie viele Vogelarten, Land- und Meerechsen, Pelzrobben, Riesenschildkröten sowie Kakteen und weitere Pflanzen endemisch sind und teilweise nur gerade auf einem einzigen Eiland vorkommen. Schon beinahe mythische Vulkanlandschaften, Lava-Tunnels, weisse, schwarze und rote Sandstrände, Kakteen und Mangroven sowie ein richtiger Dschungel machen uns immer wieder sprachlos.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei den täglichen Nass- oder Trocken-Landungen mit dem Dingi treffen wir fast immer direkt auf Seelöwen, die uns neugierig beschnuppern und während der vielen Schnorchel Ausflüge sind ganze Schulen von Stachelrochen, diverse Haifische und tausende wunderbar farbiger Fische zu beobachten (Brad: Many thanks for the beautyful Fotos). Am letzten Tag haben wir tatsächlich Gelegenheit, uns unter Wasser mit Seelöwen zu tummeln. Vom Schiff aus zu sehen sind ein Hammerhai, vier Orcas und zwei springende Manta-Rochen. Ein weiteres Highlight ist sicherlich der Besuch der Darwin-Station in Puerto Ayola, wo die berühmten Elefanten-Schildkröten gezüchtet werden und wo auch der letztes Jahr rund 100jährig  verstorbene Lonesome George – als vermutlich letzter der Pinta-Unterart – gelebt hat. Er wurde zur Symbolfigur der Galapagos-Inseln. Am schönsten zu beobachten aber sind die wilden Elefanten-Schildkröten in den Highlands von Santa Cruz.

 

 

 

 

 

Ein paar weitere Annehmlichkeiten des Yacht-Lebens sind die wirklich exzellenten Mahlzeiten, die sauberen Badetücher und Süsswasserduschen nach den Schnorchel Ausflügen und auch die bei jeder Rückkehr aufs Schiff bereitgestellten Häppchen und frischen Fruchtsäfte. Mit einer Glocke werden wir jeweils daran erinnert, dass wieder ein Aufbruch, ein Essen oder das Briefing ansteht. Denken und Uhren werden zu einer überflüssigen Nebensache…

So eine Yacht-Reise ist allerdings nichts für „Weichschnäbeler“, welche schnell seekrank werden. Das Schiff schaukelt manchmal ganz schön heftig und raubt uns einige Stunden Schlaf. Das tägliche sehr frühe Aufstehen, die vielen Stunden an der frischen Luft oder im Meer sowie die vielen Kilometer an Landgängen kosten mehr Kraft, als gedacht.

Gottlob haben wir uns zu dieser Reise entschieden, denn wir werden wohl kaum nochmals im Leben eine derart einzigartige Tier- und Pflanzenwelt zu Gesicht bekommen. Wir sind sehr dankbar und auch ehrfürchtig, dass wir so etwas Wunderbares erleben durften. Lieber Fabian, nochmals ganz herzlichen Dank: Du hast uns die Augen für dieses Paradies geöffnet.

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31. Januar bis 15. Februar 2013 Von Cusco (Peru) bis Vilcabamba (Ecuador)

Morgens erst mal Abschied nehmen von den Campingplatzgefährten (insbesondere von Christa und Manfred, die wir in Puerto Madryn kennengelernt hatten) und dem Sumpfgelände Quintalala. Und dann – wir ahnten es schon – führt uns das GPS beim Rausfahren aus Cusco erneut zu einer Treppe! Nach kurzem Suchen sind wir dann aber endlich raus aus der Enge dieser Stadt.

Die Route führt ins Tal des Río Apurimac (der zum Amazonas wird) und entlang weiterer Flüsse mit so klingenden Namen wie Río Pachachaca, Río Antabamba und Río Chalhuanca: Irrsinnig grüne Täler mit imposanten steilen Felswänden und einer unglaublichen Vielfalt an Pflanzen. Wegen der vielen Topes in den Dörfern und 2 Pässen von je 4‘000 müM kommen wir nicht so richtig vom Fleck und stellen uns auf dem Parkplatz des Hotels Tampumayu (ca. 19km vor Chalhuanca  – Christa und Manfred: vielen Dank für den heissen Tipp). Da wir hier auch essen, kostet das Campieren nichts.

 

 

 

 

Auf dem Rest der Strecke bis Nazca (über 360km) sind 3 weitere Pässe mit Höhenlagen bis 4‘500müM zu überwinden. Eine faszinierende Landschaft, insbesondere die vielen tiefblauen Lagunen auf der Hochebene nach dem Dorf Negromayo und die Vicuñas im Reserva Nacional Pampa Galeras. Achtung: Kurz vor dem Dorf Puquio gibt es eine dieser nervigen Früchtekontrollen – unsere schönen Tomaten sind wir los!

Nach dem letzten Pass verändert sich das Landschaftsbild abrupt: Unzählige Serpentinen in einer vegetationslosen Wüste bis runter nach Nazca auf nur noch 600müM. Dort erwartet uns der Campingplatz im Palmengarten des Hotels „La Maison Suisse“ (da ist ausser dem Namen nix Suisse), herrlich warmes Wetter und eine schöne Dusche in einem alten Hotelzimmer.

Wir buchen sofort den Flug über die Nazca-Lines. Anderntags am Morgen fliegen wir also zusammen mit zwei Mädels aus Korea (denen bekam der Rüttel-Flug ganz schlecht…) über diese weltberühmten Geoglyphen. Es handelt sich um daumen- bis fusstiefe, mind. 20cm breite Furchen, welche sich über eine Fläche von 700qkm erstrecken. Die Linien sind bis zu 200m lang, exakt bemessen, und es ist nur aus der Luft ersichtlich, was sie darstellen: Tiere, Menschen, Pflanzen und geometrische Figuren. Die meisten Bilder entstanden während der Nazca-Kultur 200v.Chr. bis 800n.Chr., einige sind älter. Es gibt einige Theorien darüber, wozu sie erschaffen wurden: Astronomie, rituelle Prozessionspfade, Kennzeichnung des Verlaufs von unterirdischen Wasserkanälen, Kalender usw.  Kamerad Von Däniken hat übrigens mit seinen UFO-Theorien diese Linien erst richtig bekannt gemacht und wurde zum Ehrenbürger von Nazca gekrönt. Dank des extrem trockenen Klimas hier sind diese Geoglyphen sehr  gut erhalten (bis auf diejenigen, welche von Extrem-Idioten mittels Fahrzeugspuren beschädigt wurden). Es werden übrigens immer wieder neue Bilder gefunden, einfach faszinierend! Für uns persönlich ebenso wertvoll, wie Machu Picchu.

 

 

 

 

Ab Nazca treffen wir nun wieder auf die Panamericana. Und dann kommt der 3.2. – ein Wahnsinnstag – was schon 54??  Die Party mit Freunden fällt diesmal aus, dafür nehmen wir uns in der Oase von Huacachina ein Zimmer in der Hostería Suiza (wie kommen die bloss immer wieder auf Suiza?) und gehen gaaaanz fein essen. Den Sandboardern auf den sehr hohen Dünen schauen wir bloss bewundernd zu und im Wasser würde man sich vermutlich Hautprobleme einhandeln.  An dieser Stelle ganz herzlichen Dank für die vielen Mails und Glückwünsche!!!

 

 

In der nahen Stadt Ica gibt’s einen Vea-Supermarket – wir fühlen uns fast wie im Himmel! Unser Kühlschrank ist wieder randvoll und wir sind für die Weiterreise bereit.

Kaum auf der Peninsula de Paracas eingetroffen, buchen wir sofort eine Bootstour zu den Islas Ballestas. Leider wird diese jedoch kurz darauf wegen zu hohem Wasserstand abgesagt. Kurzerhand vereinbaren wir einen neuen Termin für den nächsten Tag.

Im Reserva Nacional de Paracas wollen wir unser Chateau bei den Klippen der Playa Mina hinstellen. Doch enorm viele, laute Touristen sowie der starke Wind vermiesen uns dieses Vergnügen.

Beim Museum „Julio Tello“ dürfen wir dann eine Nacht stehen und auch die öffentlichen (sauberen) Toiletten benützen. Anderntags früh klappt’s dann (nach einer Stunde Rumstehen) mit der Bootstour. Schon sagenhaft, wenn man so nahe an die Seelöwen rankommt. Tausende verschiedene Seevögel nisten auf den Felsen und in den unzähligen Höhlen schwimmen Pinguine und Robben. Delfine sind ebenfalls zu sehen, aber für Fotos auf einem wackligen Boot sind die einfach viel zu schnell wieder weg.

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Runter vom Boot und rein ins Auto. Ziel ist die Millionenstadt Lima! Wir sind einfach froh, heil mit unserem Chateau im Hitchhikers Backpackers Hostal (Calle Bolognesi 400, Miraflores) einzutreffen und einen freien Platz im Innenhof vorzufinden (viel Platz ist da nicht…).  Fünf Gehminuten entfernt gibt es einen richtigen Feinkostladen – eine Art Globus von Peru. Spitzenklasse!

Gespannt lassen wir uns anderntags von einem Taxi ins wunderschöne  historische Zentrum fahren. Leider bietet das archäologisch/anthropologische Museum nicht das Erwartete, sind doch die meisten Türen verschlossen  – auch diejenige zur Inkagold-Ausstellung. Es ist extrem heiss, laut und hektisch, kein ideales Umfeld für uns. Die fahren hier offensichtlich nach Gehör und strapazieren pausenlos ihre Hupen.

Ohne Beulen, dafür mit Gehörschäden fahren wir während einer ganzen Stunde nordwärts durch Lima. Die Panamericana Norte wird unzählige Male durch Kreisverkehr, Rotlichter und Kreuzungen unterbrochen. Das macht nervös, wenn noch 417km zu fahren sind… Die Strecke bis Huaraz ist ziemlich dicht besiedelt und dementsprechend hüpft das Chateau andauernd über ärgerliche Topes. Erst bis Barranca entlang der Küste und dann stetig bergauf bis auf über 4‘000müM, und dann wieder runter bis auf 3‘050müM nach Huaraz.

Und was passiert, wenn Schürmann’s in die Berge fahren? Zuerst immer dichter werdender Nebel, anschliessend Dauerregen vom feinsten. Keine Cordilleras Blancas oder Negras zu sehen – sehr schade! Vor Einbruch der Dunkelheit fahren wir auf den Parkplatz des „Real Grand Hotels Huascaran“ in Huaraz und kriegen einen Zimmerschlüssel für die Benützung eines sauberen Badezimmers.

Der nächste Morgen zeigt sich weiterhin in tristem Grau, und der Nebel sinkt immer tiefer runter. Wieder mal Flucht an die Küste! Die Strecke führt durch das fruchtbare und anfänglich dicht besiedelte Tal des Río Santa (wir haben über 70 Topes gezählt!).

In Caraz beginnt eine zwar einspurige, aber gute Schotterpiste durch den Cañon del Pato. Auf einer Seite hunderte Meter runter, auf der anderen Seite steil aufragende Felswände beidseitig des Flusses. Wir können wegen des hartnäckigen Hochnebels nicht mal ausmachen, wie hoch die Felswände wirklich sind. Ausserdem sind da noch über 30 Tunnels – zwischen 10 und 200m lang, teilweise kurvig und selbstverständlich unbeleuchtet. Hier macht es erstmals Sinn, die Hupe einzusetzen (macht richtig Spass!). Es kommen immer wieder Lastwagen und Busse entgegen, die uns zu Stopps auf den Ausweichstellen vor den Tunnels zwingen. Das Tal ist an der engsten Stelle nur noch 18m breit, ehe der Cañon bei Huallanca endet und die Strasse asphaltiert ist. Immer noch entlang des Río Santa geht’s weiter runter ans Meer und dann auf der Panamericana Norte nach Huanchaco.

Das Hostal „Huanchaco Gardens“ bietet einen Campingplatz direkt neben dem Pool an (Toiletten vorhanden, für Duschen muss man anfragen) und an der Playa finden wir jede Menge gute Restaurants. Unsympathisch: Im Restaurant ist ein Baby-Totenkopfäffchen in einem Vogelkäfig eingesperrt. Nur wenn alles verrammelt ist, darf es aus dem Käfig. Wird es jemals frische Luft atmen?

In der Nähe sind zwei wundervolle Ausgrabungen zu sehen, die wir uns nicht entgehen lassen:

Chan Chan war die Hauptstadt des präkolumbischen Chimú-Reiches und befand sich an der peruanischen Pazifikküste westlich der heutigen Stadt Trujillo. Sie entstand etwa um 1300 und erstreckt sich noch heute über eine Fläche von 28 km². Sie war mit etwa 60‘000 Einwohnern wahrscheinlich die grösste Stadt der damaligen Zeit auf dem südamerikanischen Kontinent und eine der größten der Welt, die aus Lehm errichtet wurde. Erst mit dem Unterbinden der Wasserversorgung konnte Chan Chan von den Inkas eingenommen werden.

Heute sind noch riesige Flächen von Lehmbauten in mehr oder weniger schlechtem Zustand und einige Festsäle vorhanden. Ausserordentlich starke Regenfälle haben in den letzten Jahren zur Zerstörung beigetragen. In einem einzigen Bereich sind die prachtvollen Verzierungen noch zu sehen. Der Besuch lohnt sich jedoch allemal!

Die Huaca de la Luna ist eine Pyramide aus luftgetrockneten Lehmziegeln (Adobe) im Moche-Tal ebenfalls in der Nähe von Trujillo. Sie befindet sich am Fuß des Cerro Blanco und besteht aus vier durch Mauern und Plattformen miteinander verbundenen Pyramiden, die für vier verschiedene Bauphasen stehen (vom 3. bis zum 8. Jh. n. Chr.). Die Mondpyramide diente religiösen Zwecken und ist vor allem durch ihre gut erhaltenen, prächtigen Wandmalereien bekannt. Die Bedeutungen dieser Bilder sind weitgehend ungeklärt. Woher wussten die Moche, wie Gorillas und Löwen aussehen und wieso konnten sie eine Krone darstellen? Die spanischen Erklärungen unserer Führerin sind hochspannend und wir sind hellauf begeistert von den kunstvollen Malereien, Verzierungen und Geheimnissen. Extrem lohnenswert!

Wir bleiben noch einen Tag in Huanchaco, machen ein wenig „Hausarbeit“ und geniessen das wunderschöne, warme Wetter. Endlich mal Zeit, die tollen Fasnachtsfotos der Fritschi-Musig anzuschauen! Die Stimmung kommt gut rüber – das Wetter in Luzern allerdings – NAJA…!

Unterwegs besichtigen wir die eindrücklichen Pyramiden von Sipán, wo die Gräber der ehemaligen Herrscher liebevoll und echt wirkend an den Ausgrabungsstellen arrangiert wurden. Die Originale befinden sich alle im Museum.

Die Grossstadt Chiclayo ist extrem schmutzig und laut. Dann lieber nach Lambayeque, wo auch das Museo „Tumbas Reales de Sipán“ steht.  Auf dem Weg ins Hostal „Mamita Helmita“ sehen wir zufällig den Bus von Sina und Michael, die ja mit uns zusammen durch Ecuador und Kolumbien reisen werden. Wir stecken einen Zettel an die Windschutzscheibe und abends kommen sie noch schnell vorbei. Im Hostal können sie am nächsten Tag auf dem Parkplatz stehen, denn ab hier geht unsere Reise gemeinsam weiter. Das „Mamita Helmita“ ist übrigens eine wunderschöne Anlage mit sehr netten Besitzern. Ein kleines Paradies inmitten von Abfallbergen. Das Museum „Tumbas reales de Sipán“ enthält eindrücklich dargestellte Skelette und Grabbeigaben von zwei Herrschern von Sipán. Riesige Ohrringe mit Einlegearbeiten aus Türkisen, schwere Halsketten, Zepter und Waffen – alles aus purem Gold. Leider herrscht absolutes Fotografierverbot!

Nächstes Ziel wäre Jaén. Wieder so eine versiffte peruanische Stadt, uns hält hier nichts. Obwohl schon später Nachmittag, wagen wir die Weiterfahrt bis San Ignacio. Die letzten Kilometer sind – entgegen den Angaben auf der Karte – eine üble und steil ansteigende Piste. Einsetzender Regen und Dunkelheit nehmen Beat die Sicht und wir stellen uns kurz bei einer Tankstelle unter. Beim Runterfahren in den Ort bemerken wir alle vier, das der Hang rechts von uns plötzlich zu rutschen beginnt. Nix wie weg! Schlussendlich bleibt uns für eine Nacht nur das (Stunden)hotel „La Posada“. Aber Zimmer und Duschen waren soweit ok.

5km nach Namballe wollen wir wieder mal einen schönen Übernachtungsort, nämlich die schöne Anlage „El Sol del Frontera“. Es ist wie verhext: Die für die Strassenarbeiten zuständige Firma beansprucht das gesamte Gelände für etwa 2 Jahre und will keine anderen Gäste zulassen. Eine kleine Warnung an alle Camper:  Die Arbeiten dauern sicherlich noch 6 Monate an!

Kurz nach Mittag beschliessen wir, zusammen die Grenze nach Ecuador zu passieren. Eigentlich wäre das ganz schmerzlos, wäre da nicht ein völlig unfähiger Beamter bei der Autozulassung (Aduana). Mal schreibt er falsch ab, mal druckt er Formulare mit der Chassis-Nummer der Vorgänger aus, dann überschreibt er wieder alles, speichert falsch ab usw. Geschlagene 4 1/2 Stunden warten wir vier auf dieses eine Formular. Heute schaffen wir es nur noch bis Zumba. Mangels Unterkünften (resp. das Hotel ist eine Dreckloch) stellen wir unsere Autos auf den Dorfplatz, gleich neben der Kirche. Also, wenn man hier nicht sicher stehen kann! Ecuador ist übrigens im Vergleich zu Peru fast schon klinisch rein und die Leute sind allesamt – inkl. Militärposten – sehr freundlich!

Die nächsten 128 km haben’s dann in sich: Auf einer teilweise schlechten Piste rauf und runter durch eine richtige Dschungellandschaft. Die Pflanzenvielfalt ist unbeschreiblich. Und dann gibt es noch diese riesige Baustelle, derentwegen ein Abschnitt nur zeitweise geöffnet ist – z.B. von 12:00 – 13:00. Wir haben ein Riesenglück, gerade noch durchgelassen zu werden. Die Strecke wird nun noch schlechter und obendrein schlammig. Michael schafft mit seinem VW-Bus alles erstaunlich problemlos. Früher als erwartet treffen wir für die letzten km vor Vilcabamba auf erholsamen Asphalt.

Endlich mal wieder ein Campingplatz: Im Hostel Izhcayluma haben diverse Wagen Platz, leider nur einer direkt vor der Anlage. Aber nach all dem Erlebten geben wir uns gerne auch mit dem Platz an der Strasse zufrieden. Abends zu viert kochen und essen – ein richtiges Highlight! Ecuador gefällt uns bisher enorm gut und wir sind gespannt, wie’s weiergeht!

 

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17. bis 30. Januar 2013 La Paz (Bolivien) bis Cusco (Peru)

Früh morgens verlassen wir das Hostal Sajama – bei weiterhin strömendem Regen. All die wunderschönen 6‘000er ringsum verbergen sich hinter dichten Wolken. Unterwegs im Dorf Curahuara de Carangas gibt es ausser schlammigen, engen Strassen und meterhoch aufspritzendem Wasser auch eine der schönsten Adobe-Kirchen der Gegend. Sie ist tatsächlich einen Abstecher wert und wird nicht umsonst „Sixtinische Kapelle des Altiplano“ genannt.  Wieder Glück gehabt: Dank einer Gruppe Geistlicher aus Polen dürfen auch wir die Kirche von innen besichtigen.

 

Die weitere Strecke führt durch eine gewaltige, zerfurchte Felsenlandschaft, vorbei an Indigena-Dörfern mit strohgedeckten Lehmhäusern sowie tausenden von Lamas und Alpakas. Langsam nähern wir uns endlich der Millionenstadt La Paz. Die Extremlage an den Steilhängen, Smog und Gestank – der erste Eindruck vermittelt gemischte Gefühle, und wir sind mehr als froh, dass wir zum Hotel Oberland nicht mitten durch diesen Moloch fahren müssen.  Für die ersten beiden Nächte nehmen wir uns ein Zimmer, um:  1. Uns und unsere Kleider wieder mal trocken zu kriegen und 2. Etwa 8 kg schmutzige Wäsche abzugeben. Das Essen hier ist der Hammer:  Züri-Gschnätzlets, Fleisch- und Käsefondue, Chateau-Briand, Cordon-Bleu, Nüsslisalat – kurz einfach alles, was das Schweizer-Herz begehrt. Wir werden nichts auf dieser Speisekarte auslassen!

Wir freuen uns auf den Campingplatz – und schlafen dort wieder mal richtig gut. Seit sehr langer Zeit treffen wir hier auf weitere Traveler und können uns austauschen. Regine und Walter Müller geben uns auch jede Menge wertvolle Tipps für die Weiterreise nach Peru, Ecuador (Galapagos), Kolumbien und Mittelamerika. HERZLICHEN DANK!

Stadtausflug nach La Paz mit Müllers: Wunderschöne Kathedrale, bunte Marktgassen, ein Schweizer-Kaffee mit den besten Sandwiches, Kuchen und richtig gutem Kaffee – und eine Menge Regen. Wir geben nach 2 Stunden auf und fahren per Taxi zurück zum Oberland. Ein Trostpflaster: Aufgrund eines Tipps von Regine und Walter fragen wir bei Cometa Travel in Ecuador für eine Galapagos-Reise an und kriegen unverzüglich positiven Bescheid. Vom 24.2. bis 3.3. werden wir demnach auf einer Yacht von Insel zu Insel gondeln und uns diese phantastische Tier- und Pflanzenwelt anschauen dürfen. Wahnsinn!

 

 

 

 

 

 

In der Garage von Ernesto Hug kriegen wir einen Termin für Montag, 21.1.13. An besagtem Tag können wir lediglich unsere Filter bestellen und uns während 20 Minuten anhören, was er von Land Rover hält: NICHTS! Bolivien sei ganz klar KEIN Land für Dieselfahrzeuge – und schon gar nicht für Land Rover. Zähneknirschend lassen wir uns auf Mittwoch vertrösten, da hier morgen irgendein Feiertag zelebriert wird. Auf dem Weg zurück wollen wir tanken, aber das Leben ist nicht einfach! Da von Ausländern nahezu der dreifache Preis  verlangt werden darf/muss – Aufpreis gegen separate Quittung –, sind Tankwarte meistens nicht gewillt resp. zu faul, diese Mühe auf sich zu nehmen. Also werden wir einfach zur nächsten Estacion de Servicio geschickt. Nach einer unsäglichen Irrfahrt erbarmt sich dann doch endlich ein Tankstellenbesitzer. Bienvenidos in Bolivien??

Service bei Ernesto Hug:  In La Paz war keiner unserer Filter aufzutreiben, aber unser alter Luftfilter tut’s noch, der Dieselfilter ist ebenfalls noch tiptop, einzig Öl und Ölfilter werden gewechselt – in 6 Stunden! ABER: Ernesto füllt persönlich unsere leere Gasflasche und lässt ein Übergangsstück anfertigen, mit welchem wir zukünftig hoffentlich weniger Probleme haben sollten. HERZLICHEN DANK! Abholtermin ist morgen,  also nochmals zurück ins Hotel Oberland. Wir treffen gerade rechtzeitig wieder auf dem Campingplatz ein, ehe ACHT! riesige Wohnmobile von Holländern den Platz belegen – Glück gehabt!

Nachdem wir am 24.1. den Gas-Adapter mitsamt Schlauch abgeholt haben, machen wir uns sofort auf nach Peru. Erst mal müssen wir hoch nach El Alto (mit 4’160müM einer der höchstgelegensten Flughäfen der Welt) – und zwar auf Anraten von Ernesto mit Untersetzung! Belohnt werden wir mit einer phantastischen Sicht auf La Paz.

Es geht unzählige, mörderisch steile Serpentinen hoch, und als wir dann endlich oben sind, stranden wir mitten auf einem Indianermarkt. Beim Vorwärts- und Rückwärtsmanövrieren verwandeln wir einige Bananen, Zitronen, Kartoffeln und Zwiebeln  zu Matsch. Auch ein oder zwei Marktstände fallen unserem Chateau zum Opfer, ehe wir endlich aus diesem Gewirr rausfinden. Die Indigenas nehmen das mit stoischer Ruhe, niemand beklagt sich. Leider haben wir nicht den Nerv, den von uns angerichteten Schaden auch noch zu fotografieren – nichts wie weg war die Devise! Und was sehen wir denn da? Ein Hund pisst ungestört einen Berg Kartoffeln an – gottlob haben wir in Bolivien nie Lebensmittel kaufen müssen!

Endlich raus aus der Stadt! In Huarina sehen wir erstmals den bolivianischen (schöneren) Teil des tiefblauen Titicaca-Sees. Bei Tiquina auf die Fähre, dann weiter zum Dorf Copacabana (von hier hat der brasilianische Strand seinen Namen) und noch ein paar Kilometer bis zur peruanischen Grenze. Keine Kontrollen, keine nervigen Fragen – in nur 30 Minuten sind wir in Peru. Abends um 18:00 stellen wir unser Chateau auf den Parkplatz des Hotels „Sonesta Posadas del Inca“. Hier stehen auch zwei weitere Autos: Schweiz (LU) und Deutschland, aber die fahren morgen leider weiter nach Süden. In Puno gibt’s gottlob mal wieder einen richtig guten Supermarkt – endlich wieder Vorräte bunkern.

 

 

 

 

 

Ein MUSS ist ein Besuch der schwimmenden Schilf-Inseln der Uros. Zu 90% leben diese Indigena – die übrigens von den Inca nie besiegt werden konnten -heute vom Tourismus, eine offensichtlich lohnende Einnahmequelle. Zu nahe liegen die beiden besuchten Inseln bei Puno, und zu viele Touristen wollen diese Attraktion natürlich sehen. Trotz allem kriegen wir sehr gut erklärt, wie diese Inseln gebaut, festgemacht oder gelöst werden (jede Insel muss ca. alle 2 Jahre erneuert werden). Inseln, Häuser und die wunderschönen Boote werden nach wie vor aus Totora-Schilf gefertigt. Ein eigenartiges Gefühl, auf diesem schwankenden Schilfboden rumzulaufen. Die Uros sind übrigens alles andere als rückständig: Wir sehen Schulen, Solarpaneels, weitere moderne Geräte und selbstverständlich Handys.

 

 

 

 

 

 

 

Die Weiterfahrt führt weiter nordwärts. Gleich nach Puno besuchen wir die imposanten Grabtürme oder Chullpas von Sillustani, welche auf einer Halbinsel am Umayo-See gut sichtbar in den Himmel ragen. Erst Zentrum und heilige Stätte der Colla-Kultur wurde diese Region später von den Inkas erobert, welche diesen Begräbniskult übernahmen. Hier wurden bedeutende Persönlichkeiten in sitzender Stellung begraben, und mit ihnen auch gleich deren (hoffentlich) vorher getötete Frauen, Kinder und Diener.

 

 

 

 

 

 

Die Strecke führt weiter über den 4’338müM hohen Pass „La Raya“, die südamerikanische Wasserscheide zwischen Atlantik und Pazifik (die südlichen Quellen fliessen in den Pazifik) und gleichzeitig das Ende des Altiplano. Hier oben entspringt auch die Quelle des Río Vilcanota, welcher (nach einigen Namensänderungen) zusammen mit dem Río Marañon später den Amazonas bildet.

 

 

Auch hier gibt es ein Aguas Calientes, dessen warme Quellen uns für ein Bad hochwillkommen wären – würden da nicht die Einheimischen jeweils am Wochenende ihre Wäsche darin waschen. Dafür besuchen wir noch das grosse Areal der Ruinen von Raqchi. Es handelt sich vermutlich um ein Heiligtum aus der Tiwanaku-Kultur, da die Bauweise für die Inkas völlig untypisch ist. Leider ist die Anlage sehr ungepflegt und wir sehen überall leere Petflaschen und Essensabfälle. Es war trotzdem lohnenswert, diesen urwaldähnliche Stätte zu besichtigen.

 

Nächstes Ziel: Die ehemalige Inkastadt Cusco! Schon lange bevor die Inkas Cusco zum „Mittelpunkt und Nabel der Welt“ erklärten, siedelten in diesem Tal Bauern und Lamazüchter. Unter dem 9. Inka Pachacuti Yupanki und seinem Sohn erlebte Cusco zwischen 1438 und 1527 seine Blütezeit. Vom einstigen Inka-Glanz ist leider nicht mehr viel übrig resp. fiel den spanischen Eroberern zum Opfer. Auf den Grundmauern der ehemals goldverzierten Tempel wurden unzählige, protzige Kirchen errichtet, lediglich ein paar fugenlos ineinandergefügte Steine in Form von Mauerresten zeugen noch von der sagenhaften Baukunst der Inkas.

Wir kommen – ganz gegen unseren Vorsatz – nach einer Irrfahrt durch die engen Gassen Cuscos (die oft an einer Treppe enden) erst bei Dunkelheit auf dem Camping Quintalala an. Beat hat die Nase voll und parkiert das Auto mitten auf der matschigen Wiese (vor dem Sumpf wurden wir mehrfach vorgewarnt). Hier treffen wir auch nochmals kurz Sina und Michael sowie Benjamin und Katrin, die zum Machu Picchu wollen und deren trockenen Platz wir gleich übernehmen.

Machu Picchu ist für uns trotz vieler gut gemeinter Tipps kein Thema (viel zu teuer und zeitaufwändig), dafür lädt der in der Nähe liegende Saqsaywamán-Tempel (allerdings mit 70 Soles pro Person auch Abzocke…) zu einer Besichtigung ein. Wir finden, dass sich der Besuch sehr gelohnt hat. Die Inka-Baukunst des beinahe fugenlosen Ineinanderfügens von genau zurechtgehauenen Steinen sowie das übersichtliche, saubere Gelände vermitteln einen guten Eindruck. Abgesehen davon strahlt heute mal die Sonne vom blauen Himmel und die Aussicht auf Cusco ist grandios.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Tage in Cusco sind gezeichnet von vielen Wolkenbrüchen und auch von stundenlangem Dauerregen. Hier können wir dafür – nach mehreren 100km – die Autoversicherung für Peru abschliessen (SOAT, Seguros Mapfre). Morgen, am 31.1.13, fahren wir weiter in Richtung Nazca und hoffen sehr, dass uns die Wettergötter etwas gnädiger gestimmt sein werden.

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1. bis 16. Januar 2013 Von Antofagasta (Chile) bis Parque Nacional Sajama (Bolivien)

Den Neujahrstag verbringen wir ganz gediegen mit einem Spaziergang am Strand von Antofagasta, unsere Gedanken sind bereits in der Wüste. Ehe wir am 2.1. losfahren, statten wir dem Felsentor nördlich der Stadt noch einen kurzen Besuch ab, dann geht’s aber endlich in die Atacama.

Nur ein kurzes Stück auf der Panamericana und dann ab Baquedano immer bergauf und quer über den Salar de Atacama. Dieser Salzsee ist nicht einfach weiss, sondern zeigt sich in vielen Braun- und Grautönen. Wir lieben diese Landschaft!

Das kleine Nest Peine liegt auf 2‘600müM und klebt richtiggehend an einem Hang am Rande des Salars. Hier finden wir einen Unterschlupf für eine Nacht (in diesem Dorf gibt es lediglich am Morgen Wasser!).

Anderntags holen wir das im August 2012 Versäumte nach: Die Lagunas Miscanti und Miñiques. Darauf sind wir schon lange gespannt! Die Strecke führt über das Dorf Socaire auf über 3‘000m und weiter über eine steile Sandpiste zu den beiden Lagunen auf 4‘300müM! Der Anblick des tiefblauen Wassers inmitten von Bergen, der vom Salz schneeweisen Ufer und der grasenden Vicuñas ist schlicht atemberaubend!


Unser Auto läuft wie eine Örgeli, aber wir beide haben den Anstieg von Null in Antofagasta auf 4‘300müM viel zu schnell hinter uns gebracht. Die Strafe sind Schwindelanfälle und grosse Müdigkeit! Wir getrauen uns nicht, hier oben zu übernachten und machen uns auf ins bereits bekannte San Pedro de Atacama. Auf dem Camping „Los Abuelos“ ist sogar „unser“ alter Platz noch frei, den wir sofort für 4 Tage in Beschlag nehmen. Akklimatisierung ist das Thema, denn die Schwindelanfälle bleiben uns auch am nächsten Tag erhalten!
Unser Chateau muss dringend – innen und aussen – von Salz und Sand befreit werden. Das Resultat unserer Bemühungen lässt sich jedenfalls sehen! Im Gegensatz zu unserem Aufenthalt im August sind die Abende wunderbar lau und den Swimmingpool können wir diesmal auch mehr als nur ansehen.


Nach 4 Tagen zieht es uns weiter nach Norden. Für die Kupferminen in Calama können wir kein Interesse aufbringen, da wir auf unserer Fahrt durch die Atacama schon unzählige andere Minen gesehen und deren Staub geschluckt haben.

Dafür reizt uns das Reserva Nacional Tamarugal. Beinahe unfassbar, dass in dieser Wüste überhaupt etwas wächst, aber der Tamarugo-Baum trotzt der Trockenheit und dem versalzten Boden mit seinem zweifachen Wurzelsystem, welches bis in 12m Tiefe reicht. Einst waren weite Teile der Wüste mit diesen Bäumen bewachsen, ehe diese für den Bau von Industrieanlagen gedankenlos abgeholzt wurden. In diesem Reservat wurde durch erfolgreiche Aufforstung ein kleiner Bestand gerettet. Der Campingplatz wird gerade neu gestaltet, man lässt uns aber vor den Baños für Tagesbesucher gratis übernachten. Hauptsache Dusche – heute darf sie gerne kalt sein!

Der Park Tamarugal liegt nur auf 1‘100müM und unser nächstes Ziel ist der Parque Nacional Volcán Isluga, dessen Campingplatz auf 3‘900m liegt! Gelernt hätten wir schon, aber es gibt auf der gesamten Strecke keine einzige Möglichkeit eines Höhen-Zwischenstopps. Nach ein paar Kilometern machen wir einen kleinen Abstecher zum „Gigante de Atacama“, einer imposanten Geoglyphen-Figur auf einem isolierten Hügel in der Wüste.

Zunächst fahren wir weiter bergan durch die Steinwüste, wo immer wieder Flussoasen weit im Tal unten zu sehen sind. Ab 3‘000m wachsen verschiedene Kakteen und gegen 4‘000m gibt es vermehrt Büsche und Polsterpflanzen.

Teilweise fahren wir auf über 4‘300m bis wir das Dorf Enquelga erreichen. Das Conaf-Büro ist verwaist (sie wollen offensichtlich kein Geld), also suchen wir den Campingplatz bei Aguas Calientes halt selber. Dort hat sich bereits eine enorm laute chilenische Familie für einen Grillnachmittag eingefunden. Diese erlauben sich den Spass, uns einfach nicht zu sagen, dass wir schon am Ziel sind und schicken uns weiter. Erst ein Lama-Hirte klärt uns auf, dass „jenes casita dort“ Aguas Calientes (S19 14.077 W68 47.441) ist. Bei unserer Rückkehr haben diese Spassvögel dann auch noch das Tor geschlossen. Jetzt wird Beat aber richtig sauer und kann plötzlich auch Spanisch: „Aguas Calientes, sí o no?“ Der jüngste Mann zieht bei Beats Donnerstimme den Kopf ein und so fahren wir endlich auf das Gelände vor der Thermalquelle. Kurze Zeit später werden die Wolken am Himmel immer dunkler und es beginnt heftig zu donnern und zu regnen – und das auf dem Altiplano! Wenigstens werden wir so den Techno-Sound der Chilenen los… Etwa zwei Stunden später verzieht sich das Gewitter und wir können wieder an die frische Luft. Aber es ist merklich kühler geworden und der zurzeit sehr aktive Vulkan Isluga hat eine Puderzuckerschicht erhalten. Im Verlaufe des Abends stösst der Vulkan immer höhere Dampfwolken aus, es riecht nach faulen Eiern. Teilweise spuckt er nun auch Feuer und es raucht an mehreren Stellen aus dem Lavakegel direkt unter dem Krater.

Nachts rauben mir heftige Kopfschmerzen den Schlaf, ein Warnzeichen für die Höhenkrankheit. Am nächsten Tag bleiben wir einfach hier, erledigen ein bisschen Bürokram, flicken am Auto rum und baden im 35C° warmen Wasser des natürlichen Thermalbeckens, welches wir heute ganz für uns haben. Jede Anstrengung, z. B. schweres Tragen, verursacht sofort Atemnot und Schwindel – man fühlt sich irgendwie uralt hier oben. Am späten Nachmittag zieht schon wieder ein Sturm auf, wir können bloss noch ins Auto flüchten. Abends reicht’s dann doch noch für Pollo vom Grill, ehe der Regen wieder einsetzt.

Höhenkrankheit überwunden, also weiter! Wir wollen zum Salar de Surire, die Pisten nach Norden enden jedoch alle im Nichts resp. an der bolivianischen Grenze. Der Alternativ-Umweg (A41) besteht aus einer haarsträubenden und teilweise beängstigend steilen und extrem harten Piste, welche uns auf über 4‘700müM führt, und zu allem beginnt es erneut zu regnen. Aber da müssen wir durch! Irgendwann fahren wir in die Quebrada de Tana und müssen den Fluss Tana sage und schreibe 12 Mal durchqueren.

Die Strecke ist aber wunderschön und lässt uns das schlechte Wetter beinahe vergessen. Endlich gelangen wir an die Abzweigung (A385) zum begehrten Salar. Dieser Streckenabschnitt ist aber zurzeit – warum auch immer – gesperrt! Ärger runterschlucken und halt zum Dorf Camiña weiterfahren. Die nasse Erde spritzt meterhoch und wir ahnen schon, wie das Auto ungefähr aussehen wird… Über haarsträubende, grausige Serpentinen – teilweise kommen wir nicht in einer Drehung um die Kurve – steil runter in dieses Dorf. Die Piste ist ausserdem nur gerade autobreit und es gibt absolut keine Ausweichstellen. Den Gedanken „wenn da einer entgegenkommt“ verbieten wir uns schlichtweg. Unser Chateau war noch niiiie so dreckig wie gerade jetzt! Im Hostal Santo Tomas kommen wir für eine Nacht günstig unter und im nahen Arbeiter-Restaurant kriegen wir ein anständiges Essen. Resumée des heutigen Tages: 8 Std. reine Fahrzeit für 108km und eine unserer abenteuerlichsten Strecken überhaupt!

Die tolle Route ab Camiña entlang des grünen Flusstals können wir nur empfehlen, sie ist zwar sehr eng, heute grösstenteils aber neu asphaltiert. Leider sind wir nun gezwungen, zurück auf die Panamericana auf Meereshöhe zu düsen und demnach über Arica wieder auf den Altiplano zu fahren. Die ungewohnte Hitze an der Küste ist ungewohnt unerträglich und leider finden wir wiederholt niemanden, der unsere leere Gasflasche füllt. Aber wenigstens mit einem vollen Tank geht’s wieder rauf auf 3‘600m nach Putre. Der Himmel zeigt sich immer düsterer und auf halber Strecke setzt wieder Regen ein. Bei unserer Ankunft liegt Putre in dichtem Nebel und es giesst in Strömen. Wir „Weicheier“ haben die Nase gestrichen voll und benötigen ganz dringend eine Aufmunterung: Dusche und WiFi in der wirklich günstigen Terrace Lodge mit ausserordentlich netten und auskunftsfreudigen Besitzern, wunderbar warmen Daunendecken und Heizung. Das Auto ist sicher untergebracht und wir benützen heute unsere eigene Küche. Am zweiten Tag sind wieder mal Schreibarbeiten Trumpf, abends gehen wir ins Altaverde essen (seeeehr gut!!). Ab Mittag regnet es auch heute wieder kräftig.

Die Berge rund um Putre sind am Abreisetag tief verschneit, wir ahnen Schlimmes!

Gottlob: Das Wetter in unserer Fahrtrichtung ist nicht mal so übel und der imposante Vulkan Parinacota (6’348müM) zeigt sich beinahe unverhüllt. Im fast ausgestorbenen Nest Parinacota kriegen wir für sehr wenig Geld im Hostal „Uta Kala de Don Leo“ ein Zimmer. Da wir vor dem Grenzübertritt nach Bolivien noch einige Lebensmittel aufzubrauchen haben, kochen wir in unserem mitten auf dem Dorfplatz parkierten Auto. Unternehmen können wir wegen des Wetters nicht allzu viel, aber für einen kleinen Ausflug nach Norden ins noch ruhigere Nest Cauquena mit seiner sehr schönen Adobe-Kirche (und einer Sponsorentafel auf dem Dorfplatz, worauf die Schweizerische Eidgenossenschaft ganz gross erwähnt ist) reicht es. Dank einer kleinen Reisegruppe wird abends die Adobe-Kirche in Parinacota für eine Besichtigung geöffnet, und wir schleichen uns sofort mit rein. Nur für uns zwei hätte sich das offensichtlich nicht gelohnt…

Wieder mal was vom Driver….15.01.2013
DER GRENZÜBERGANG von Chile nach B
olivien bei Tambo Quemado auf 4400müM.

Die Anfahrt bei nicht besonders gutem Wetter über einen 4’600m hohen Pass und was danach kam, war etwas ganz Spezielles. 16km nach der offiziellen Grenze – oh Graus -, Dutzende von Lastwagen, Sattelschleppern, Kleintransportern… und dann wir. Mein Puls rast! Blinker raus, auf die Gegenfahrbahn, (von nebenan: Bist du verrückt?) und allen vorfahren, zum Glück kein Gegenverkehr. Bei der chilenischen Grenzstelle müssen wir nur das Formular für unser Auto abgeben und können sogleich 100m Richtung bolivianische Station weiterfahren. Das Chateau parkiere ich irgendwo vor der Zollstation, nochmals kurz durchschnaufen, aussteigen. Eine Glocke aus Dieselrauch, Benzingestank und sonstigem Nebel begrüsst uns. Der erste Beamte, der unser Auto auf frische Lebensmittel und Sonstiges kontrolliert, muss fürchterliche Zahnschmerzen haben, hat der doch eine riesige, geschwollene Backe. Doch bei näherem Zuhören und Zuschauen: Er kaut bloss Cocablätter. Die Kontrolle geht reibungslos über die Bühne, bis – ja was steht denn mitten in unserer Wohnkabine?? Ein Sack voll Brennholz… Der wird beschlagnahmt (Borkenkäfer???). Wir mögen ihm den Sack gönnen:)
Nächste Station, weisser Container, ein sehr netter Beamter (auch mit dicker Backe und roten Äuglein) erklärt uns, dass wir je eine Kopie vom Pass, vom Führerschein, vom Fahrzeugausweis und von der Autoversicherung vorzeigen müssen, um uns dann registrieren zu lassen. Registrieren lassen?? Wo?? Auf der gegenüberliegenden Seite der Zollabfertigung im Dorf! Na dann ab ins Dorf, aber wohin? Ein wiederum sehr netter, leicht ergrauter Herr fragt uns auf gut Englisch, ob er helfen könne. Registration? Aha, kein Problem, kontrolliert unsere Kopien, die wir zuvor im Auto geholt hatten und sagt uns, da fehle ein Dokument. Zurück zum weissen Container. Es fehlt nichts! Zurück ins Dorf. 15 Minimarkets und 12 Kioskos…wohin nun? Da kann uns der sehr nette Herr wiederum helfen und geleitet uns in ein Büro aus dem 19. Jahrhundert. Eine hübsche Indianerin sitzt vor der mechanischen Schreibmaschine (Adlersystem), aber zum Glück, sie ist nur für das Transportwesen zuständig. In der hintersten Ecke, oh wie schön, ein Computer, dahinter eine weitere hübsche Indianerin, nimmt unsere Kopien, füllt ein Dokument aus, 10 Bolivianos (Fr.2.-). Wieder zurück zum grünen Container, nochmals Autokontrolle, nein, die hatten wir ja schon. In der Zwischenzeit ist aber ein anderer Beamter zur Stelle, auch mit Zahnschmerzen, und so muss Schneusel ihm erklären, dass das Auto schon kontrolliert wurde und wir kein Brennholz mehr hätten.
Neues Gebäude (gelb), Passkontrolle, die üblichen Zettel ausfüllen, Kopie sehr wichtig für die Ausreise und weiter ins nächste Büro zur Polizeikontrolle (Visum 100 Bolivianos). In der Zwischenzeit waren wir auf dem Dorfplatz und konnten dort bei einer hässlichen, alten, verschrumpelten, am Boden sitzenden Indianerin unsere restlichen chilenischen Pesos wechseln.
Zurück zum weissen Container und alle Papiere kontrollieren lassen. Der Beamte mit der dicken Backe sagt uns freundlich, auf einem Dokument fehle noch der Stempel der Autokontrolle. Jetzt bekommt Schneusel dicke Backen und rote Äuglein. Also nochmals zurück zum grünen Container. Juhui….. wir sind in Bolivien und registriert. Erleichtert zum Auto und sofort raus aus diesem stinkenden Dorf. Aber halt, da ist eine Barriere, und nochmals zahlen wir 10 Bolivianos für die Strassengebühr. Nun flimmern auch meine Augen. Das wars? Denkste. Auf unserer Fahrbahn kommen uns Autotransporter entgegen und ich beginne zu fluchen. Schneusel beruhigt mich, ich hätte das doch vor zwei Stunden auch gemacht… Jetzt geht’s aber los. Zwei verlorene Stunden? Im Gegenteil, Abenteuer pur… und wir haben das Ganze ohne Cocablätter überstanden!

Bei relativ guter Sicht auf die vielen 6’000er rundum erreichen wir das kleine Dorf Sajama im gleichnamigen bolivianischen Nationalpark. Der Anblick des imposanten Vulkans Sajama und gleichzeitig höchsten Bergs Boliviens (6’542müM) lässt uns vor Ehrfurcht lange innehalten. Im überraschend gemütlichen und sehr günstigen Hostal Sajama mit seinen kleinen Hütten inkl. warmen Duschen, Heizung und anständigem Essen nehmen wir wegen fehlenden (und verbotenen) Campingmöglichkeiten dankbar für zwei Nächte eine Unterkunft. Am zweiten Tag wollen wir die Geysire aufsuchen, das Unterfangen scheitert jedoch am kräftigen Regen und den dadurch extrem matschigen und weggespülten Pisten. Wieder mal verbringen wir den Rest des Tages „inside“ und hoffen sehnlichst, dass die morgige Fahrt nach La Paz nicht nur von Regen und Nebel begleitet sein wird.

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