Da wir erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit wieder in Quito ankommen, übernachten wir ein letztes Mal im Hostal der Cometa Travel. Der Abschied von Maja, Bruna und Veronica fällt uns nicht leicht, aber wir freuen uns ja sehr auf das Wiedersehen mit Sina und Michael in Ibarra.
Auf dem Weg überqueren wir übrigens die Äquator-Linie, fertig ist mit Süd-Koordinaten:( Sie holen uns vor dem Einkaufszentrum „Supermaxi“ ab und gemeinsam fahren wir dann zur Baumschule des Australiers Graham, der in seinem Garten zwei Campingplätze zur Verfügung stellt. Während des gemeinsamen Abendessens gibt es gegenseitig jede Menge Schönes und Interessantes zu erzählen.
Anderntags berichtet uns Graham, dass er soeben einen Anruf gekriegt hat: Eine Gruppe holländischer Camper wurde an der Grenze zurückgewiesen, da zurzeit in Kolumbien die Arbeiter auf den Kaffeeplantagen streiken und sämtliche Strassen blockieren – ein beliebtes Druckmittel in Südamerika. Die Holländer wollen alle hierher kommen, das wird dann wohl ein Platzproblem geben mit diesen riesigen Wohnmobilen… (Es sind dieselben, welche wir schon in La Paz kurz getroffen hatten und mit einigen von denen waren wir auf den Galapagos-Inseln). Es bleibt uns nichts Anderes übrig, als die Kolumbien-Situation in der Gärtnerei von Graham auszusitzen. Eine Verschiffung von Ecuador wäre eine (sehr teure) Panik-Reaktion und durch Ecuador zurück über Brasilien zu fahren viel zu weit. Ibarra ist im Übrigen gar nicht mal so schlecht, bietet sogar hervorragende Einkaufsmöglichkeiten. Mit Grahams Unterstützung lassen wir hier die Absperrung zwischen Wohn- und Führerkabine aus Aluminium anfertigen. Kleine Vorsichtsmassnahme gegen Diebstahl auf dem Schiff nach Miami… Nach einer geschlagenen Woche (und sogar nach zwei Wochen für Sina und Michael) und nachdem die Presse nichts Neues zu vermelden hat, verlassen wir Ecuador am Montag, 11. März.
Da wir über das noch nicht ans System angeschlossene La Balsa nach Ecuador eingereist waren, werden vom Pass, dem Einreisestempel sowie vom Migrationszettel je drei Kopien verlangt. Das kann gleich vor Ort gegen eine geringe Gebühr erledigt werden. Der Grenzverkehr scheint schlimmer, als er dann tatsächlich ist. Überraschenderweise sind die Einreiseformalitäten nach Kolumbien unkompliziert, nicht mal den höchst ungeliebten Migrationszettel müssen wir ausfüllen und der Einreisestempel wird elektronisch gedruckt! Wir wurden noch nie so freundlich – mit Händedruck – in einem Land empfangen, wie in Kolumbien! Da fühlt man sich doch gleich willkommen.
In Ipiales schliessen wir alle gleichentags die Autoversicherung ab (leider nur für drei Monate möglich, Kostenpunkt 128‘000 Col.Pesos). Erste Zwischenstation ist die Wallfahrtskirche von Las Lajas. Da wir zu spät abends eintreffen, stellen wir uns mitten auf den bewachten Dorfplatz. Die seltsam anmutende, pompöse Kirche tief unten in der Schlucht besichtigen wir alle am nächsten Morgen. Einer Indianerin soll während eines Gewitters die Jungfrau Maria erschienen sein und in der Folge habe es schon mehrere Wunderheilungen gegeben. Wir warten noch immer darauf:))
Wir haben beschlossen, Kolumbien auf der Panamericana schnell zu durchqueren. Die bittere Pille sind allerdings die Strassenbenutzungsgebühren, welche für dieses Land enorm hoch sind sowie der langsame Verkehr, welcher zu 90% aus riesigen Lastwagen besteht. Zu überwindende Gebirge, Kilometerlange Baustellen, unzählige Kurven und das Verkehrsaufkommen lassen keine hohen Geschwindigkeiten zu, so dass 300km pro Tag das mögliche Maximum sind.
Die zweite Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz des Restaurants „Parador Colombia“ gratis – gegen ein Essen im Hause natürlich. In Calí können wir das Hotel „Stein“ nicht finden und verlassen die Stadt nach kurzer Irrfahrt fluchtartig. Die nächsten Übernachtungen erfolgen – mangels schönen Plätzen oder Campingmöglichkeiten – bei Tankstellen. Sinas Geburtstag „feiern“ wir direkt hinter einer Texaco-Tankstelle – immerhin mit Restaurant. Sie nimmt’s mit Humor und wir geloben, die Feier an einem geigneteren Ort nachzuholen. Für uns beide sind Tankstellen ganz klar keine gute Alternative, da einfach viel zu laut und bisher hatten wir beide das strikte vermieden. Ausserdem gibt es nur selten Duschen und Free WiFi ist noch nicht bis Kolumbien durchgedrungen. In Medellin kommen wir zu spät an, um den Camping im Eco-Parque noch aufzusuchen – wieder Tankstelle…, allerdings mit sehr sympathischen Angestellten. Der Campingplatz hat sich dann als Parkplatz ohne jegliche sanitäre Einrichtung und WiFi entpuppt, dies alles wäre zu Fuss in 15 Minuten zu erreichen gewesen. Dafür zahlen wir nun wirklich nicht auch noch Geld! Nach vier Tagen ohne Duschen muss der eingetrocknete Schweiss mal wieder runter, das ist hier nur in einem Hotel möglich. Kurz vor Santa Rosa de Osos finden wir gleich bei der Zeuss-Tankstelle ein günstiges Hotel mit Internetzugang. Es gibt im Moment nichts Schöneres, als dieses warme Wasser und viiiiiiel Seife!
Die bisherigen Eindrücke in Kürze: Viel intakter Dschungel in einem Grün, das fast in den Augen schmerzt, alle fliessenden Gewässer sind jetzt in der Regenzeit durch ausgeschwemmtes Wurzelwerk braun, viele wirklich schreckliche Lastwagenunfälle und ausserordentlich freundliche, neugierige und hilfsbereite Menschen (inkl. der Militärpolizei!) – nur leiderleider gibt es an der Panamericana-Strecke wirklich kaum etwas Lohnenswertes anzusehen.
Planeta Rica – das Hotel mit der Campingmöglichkeit ist nicht mehr: Wieder Tankstelle-Übernachtung ohne Dusche! Gottlob haben wir vier jeweils viel Spass, das muss im Moment genügen. Nun ist’s nicht mehr weit bis zur Karibik. Die Stadt Sincelejo bringen wir ganz schnell hinter uns, erreichen 40km später endlich Tolú – und finden einen Campingplatz beim Hotel „Casa del Mar“ direkt am Strand der Karibik: Luft über 40C° und das Wasser ist mit ca. 30C° nicht wirklich erfrischend – aber wir sind alle happy! Es ist einfach herrlich hier! Nach einem genialen Cocktail abends fallen wir bald todmüde ins Bett. Wir haben hier noch viel vor: Ausflüge, Schnorcheln, Kanu fahren – und Auto reinigen, Wäsche waschen (hard work bei diesen Temperaturen)…sowie endlich Sinas Geburtstag mit Champagner und Toblerone-Mousse richtig nachfeiern.