1. bis 15. April 2013 von Cartagena (Colombia) bis Miami (Florida, USA)

Ostersonntag, 1. April 2013: Nicht mal die Zeitungsenten sind diesmal wirklich originell – z.B. so was Doofes wie das Pissoir-Kraftwerk des WWF! Die Tage auf dem Campingplatz des Hotels Bellavista sind endlos, heiss und sterbenslangweilig… Die Dusche ist ein dunkler Raum mit einem dünnen Wasserstrahl, die Toilettentüren lassen sich (sofern diese einem nicht auf den Fuss fallen) nur mit Gewalt schliessen und fürs Abwaschen müssen wir ein winziges Lavabo benützen. Selbst die Autoschlüssel beginnen zu rosten, Mücken und Ameisen sind offensichtlich gegen all unsere Abwehrmassnahmen immun. Grosse Vorhaben können wir nicht umsetzen, da immer mal wieder Neuigkeiten unseres Agenten eintrudeln.

Erster Auslauftermin des Schiffes ist am 9. April, dann werden wir auf ein anderes Schiff gebucht, welches erst am 11.4. den Hafen verlässt – und obendrein statt 7 mindestens 11 Tage bis Miami benötigt – das wird mit unserem Schweiz-Flug schon arg eng! Das bereits gebucht Hotel in Palm Beach geht schon mal den Bach runter… Dann die Erleichterung: Es ist es doch wieder der 9.4. auf dem ursprünglichen Schiff… und wir sollen jetzt den Flug und die Hotels in Cartagena und Miami buchen. Gesagt, getan und erledigt. Am 6.4. beziehen wir – nachdem die Autos in einer Hand-made Waschanlage gründlich von der Sand-Salz-Schicht befreit worden sind – nach geschlagenen, erschlagenden 11 Tagen auf dem „Camping“ Bellavista ein Zimmer im Hotel San Pedro de Heredia im Stadtzentrum von Cartagena.
Mangels Parkplatz deponieren wir die Wagen (gegen Gebühr natürlich) mitten im Stadtzentrum. Einen Tag später haben wir das erste Meeting mit unserem Agenten Manfred. Er hat nur noch wenige Zähne, ansonsten entspricht er in etwa unseren Vorstellungen eines alten Seebären. Unsere Papiere sind richtig ausgestellt worden und wir wissen nun definitiv, was die ganze Verschiffung in etwa kostet.
Eine Menge Zeit bleibt uns während der Wartezeit, um das historische Stadtzentrum von Cartagena zu besichtigen sowie die unzähligen tollen Restaurants auszuprobieren.

Einen Tag später bestellt Manfred die Männer zu sich, welche schon mal die Hafengebühr von Cartagena begleichen müssen, und anderntags können wir dann endlich unsere Wagen aufs Hafengelände fahren. Allerdings dürfen nur die Fahrer den Hafen betreten und nebst dem Wägen wird auch ein erstes Inventar über den Inhalt der Autos erstellt. Am Ende ist die Miete der Containerfläche, auf welchem unser Flatrack mit den Wagen stehen wird, zusätzlich zu begleichen. Das werden wohl nicht die letzten „aussergewöhnlichen“ Kosten sein! Manfred arbeitet sehr zuverlässig und macht ordentlich Dampf. Vieles Detail-Infos erfahren wir aber bloss rein zufällig…oft liegen die Nerven blank!

Der Krimi geht weiter: Das Schiff – die Vliet Trader unter holländischer Flagge – hat Verspätung! Die Drogenkontrolle wird demnach kurzfristig vom 9. auf den 10. April verschoben, um zu vermeiden, dass wir – da das Auto unbeaufsichtigt auf dem Hafengelände steht – das Ganze zweimal machen müssen. Ein, wie wir später erfahren, wertvoller Tipp von Manfred.

Am 10. morgens ganz früh dann eine neue Hiobsbotschaft: Noch mehr Verspätung, der Flug nach Miami ist nicht mehr gewiss, da wir Kolumbien erst nach Auslaufen des Schiffs verlassen dürfen. Manfred rät uns Frauen, bei der Antidrogen-Polizei anständig Tränen zu vergiessen…

Wieder mal was vom Driver: 10. APRIL…….DIE DROGENKONTROLLE
06:00 Uhr – der Wecker rasselt. Der Tag, um das Auto zu verschiffen. Aussentemperatur 28C°. Welche Kleider anziehen? Keine Frage, bei diesen Temperaturen locker vom Hocker. Oops, da hat uns doch unser Agent etwas von Kleidervorschriften auf dem Hafengelände gesagt: Lange Hose, schwere hohe Schuhe, Sicherheitsweste (die bequeme aus 100% Nylon) und zu guter Letzt ein Bauhelm.

06:45 Uhr Treffpunkt mit unserem Agenten. Wir suchen uns ein neues Taxi und fahren hinter Manfred zum Hafengelände von Cartagena.

07:30 Uhr Ankunft im Kontrollbüro für den Eintrittsausweis. Originalpass abgeben. Die erste Leibesvisitation, durch eine Kontrollschranke mit dem neuen Ausweis, wir sind drin! Aber halt, das ist ein geschlossener Vorplatz mit einem 4 Meter hohen Stacheldrahtzaun. Da steht der nächste Sicherheitsbeamte. Die zweite Leibesvisitation. Dann noch eine Sicherheitsschranke…..jetzt sind wir tatsächlich drin, stehen in der Morgensonne bei doch bereits schon 32C°. Die ersten Schweisstropfen machen sich bemerkbar und rieseln langsam den Rücken runter.

08:00 Uhr Wir begrüssen den uns zugewiesenen Sicherheitspolizisten für die Drogenkontrolle. Wir stehen in einer Halle mit Blechdach, Schatten,… unter diesem Dach Hitze und kein Lufthauch, es wird unerträglich schon vom nichts tun. Unser Polizist muss zuerst abklären, ob das Frachtschiff bereits im Hafen steht oder sich wenigstens in der Nähe des Hafens befindet.

08:30 Uhr Unser Sicherheitsbeamte kommt zurück, alles ok für die Drogenkontrolle. Micha und ich gehen die Autos holen, die wir ja schon am Vortag im Hafengelände deponieren konnten. Diese armen Geschöpfe stehen natürlich in der Sonne, Schweisstropfen…nein jetzt fliesst der Schweiss. Zurück unter dem Blechdach machen wir uns an die Arbeit. Zum Glück konnten wir unsere Allerliebsten, Schneusel und Sina, mitnehmen, die jetzt tatkräftig beim Entladen der Autos mithelfen. Und zwar muss da alles, aber auch alles, bis zum letzten Kleidungsstück, aus dem Auto geladen und auf einer Plane ausgebreitet werden. Wir haben ja zwei Liter Trinkwasser dabei, aber das ist bei weitem zu wenig. Der Schweiss fliesst.

09:15 Uhr Hundegebell??? Ach ja, wir stehen ja mitten in der Drogenkontrolle. Und dann steht sie da, die Drogenhundepolizeiführerin – mit einem makellosen Makeup, Topfrisur, frisch gebügelter Bluse (fast ein bisschen zu eng), einer Faltenhose genau am richtigen Ort – mit ihren zwei liebevoll verspielten Hunden. Kein Wunder kommt man da in Schwitzen. Die beschnüffeln alles was da so herumliegt, werfen offene Taschen um, springen quer durch unseren Hausrat, über die Treppe in die Wohnkabine, durchpflügen die Fahrerkabine und sind nach 20 Minuten genau so erschöpft wie wir…. und finden natürlich keine Drogen. Abmarsch.

10:00 Uhr Die Autos sind wieder beladen. Ans Schwitzen denkt man gar nicht mehr. Nächster Schritt – wir dürfen den Platz unter dem glühend heissen Dach verlassen – ist das eigentliche Verladen der Autos. Da unsere beiden Wagen zu hoch sind, haben wir uns für einen sogenannten Flat Rack entschieden, sieht so aus wie ein Container ohne Dach und Wände. Und siehe da, der steht tatsächlich schon bereit. Tolle Arbeit der Reederei. Was flucht da unser Agent Manfred gerade… dieses Teil hat eine falsche Registriernummer? Scheisssssse…… Der richtige Flat Rack ist bald gefunden, befindet sich jedoch in der dritten Reihe der aufeinander gestapelten Dinger. 28 Flat Racks müssen somit weggehoben werden, bis unser gutes Stück frei liegt. Die erste Reihe ist bald geschafft. Die zweite Reihe… das darf doch nicht wahr sein, das oberste Miststück kann nicht eingeklinkt werden, irgendetwas ist verklemmt und so wird der Containerkran ausgewechselt.

11:00 Uhr Jetzt heisst es Trinkwasser einteilen. Der einzige Schattenplatz ist die aufgeheizte Fahrzeugkabine unseres heissgeliebten Chateaus. Der zweite Containerkran probiert es, aber der schafft es nicht. Jetzt wird auf Spanisch diskutiert, geflucht, geschrien, aber alles nützt nichts. In der Zwischenzeit hat uns Manfred verlassen, um noch einige Zollformulare zu kopieren – er meint, das würde ein langer Tag auf diesem Hafengelände werden. Nicht, dass es jetzt noch heisser wird. Obendrein ist der Hafen im Umbau und dadurch liegt sehr viel Staub in der Luft… perfekt für unsere sauber geputzten Autos. Der dritte Containerkran macht nicht einmal einen Versuch und fährt gleich weiter. Stille, Staub, Hitze es ist….mhhhh, jetzt ein kühles Bier…. Dann kommt die Erlösung doch noch. Man sieht dem Kranführer an, dass er hochmotiviert ist und beim dritten Anlauf klappte es. Herzlichen Dank du bist der Grösste!

12:00 Uhr Der richtige Flat Rack steht bereit, aber da muss erst mit Bauholz eine Rampe gebaut werden, ist doch dieses Ding etwa einen halben Meter hoch. Aber auch das schaffen unsere lieben Hafenarbeiter in Bälde und wir können mit unseren Fahrzeugen auf den Flat Rack fahren. Jetzt die Autos noch festzurren. Agent Manfred gefällt nicht, dass die falschen Befestigungspunkte ausgesucht werden. Die Luft flimmert. Manfred muss nochmals zum Polizeiposten zurück, um unseren Polizisten zu holen. Gerade noch rechtzeitig, denn der wollte gerade nach Hause. Unsere Autos müssen noch versiegelt werden. Noch 3dl Wasser…

13:00 Uhr Motorradgeräusch. Unser Polizist kommt angerauscht. Er steigt auf den Flat Rack, kontrolliert, ob alle Fahrzeugtüren abgeschlossen sind und versiegelt diese mit einem schicken, silbernen Kleber. Freundliches Händeschütteln und Adios.

13:30 Uhr Mit dem Hafenbus zurück zum Kontrollposten, Leibesvisitation, Sicherheitsschranke, Leibesvisitation, Sicherheitsschranke, Eintrittsausweis eintauschen gegen den Pass, hinaus in die Freiheit und endlich eine Zigarette reinziehen. Kein Wasser mehr. Es ist aufgegangen. Wir alle Vier brauchten einen Tag zur Erholung.

Unser Frachter liegt am 11.4. im Hafen von Cartagena – ob die Autos wohl schon verladen sind? Wir wagen es und nehmen den Flug nach Fort Lauderdale. Wie immer vor Abflügen in die USA muss man 3 Stunden vorher am Flughafen sein. Micha und Sina haben natürlich zurzeit kein Rückflugticket nach Deutschland – und prompt wird eben dieses ausdrücklich verlangt. Es bleibt ihnen nichts Anderes übrig, als gleich vor Ort eines zu kaufen und später zu canceln. Natürlich kostet das immer eine Storno-Gebühr, so ein Dreckgeschäft! Wir beide haben insofern Glück, dass wir ja am 27.4. in die Schweiz reisen. Damit können wir das Problem diesmal umgehen. Mit der Buchung dieses Billigfluges mussten wir auch sämtliche Gepäckstücke zusätzlich bezahlen, es war aber für uns alle nicht ersichtlich, dass es sich dabei ausschliesslich um Handgepäck handelt. Wir schmeissen all unser Zeug (alle Flüssigkeiten, Messer usw.) zusammen und geben zwei Rucksäcke als Fracht auf – selbstverständlich gegen einen Aufpreis von müden 35US$. Geschlagene 75 Minuten verbringen wir am Check In-Schalter – rekordverdächtig!

Vor den Einreiseformalitäten in die USA haben wir nun alle Muffensausen und so stehen wir dann mit roten Köpfen vor dem Imigration-Schalter. Fingerabdrücke, Iris-Scan und Foto – das volle Programm. Wir beide kriegen den Einreisestempel ohne jegliche Rückfragen nach dem Wie, Warum und Wohin. Leider trifft es wieder Sina und Micha, die beim Schalter Rede und Antwort stehen müssen. Allerdings sind die Beamten sehr freundlich und korrekt. Mit einem ehrlichen „take care“ bei der letzten Kontrolle betreten wir also das gelobte Land.
Bereits die Taxi-Fahrt nach Miami erschlägt uns fast nach all diesen südamerikanischen Städten: Wolkenkratzer-Skyline, mächtig viel Verkehr ohne Huperei, riesige mehrstöckige Autobahnen – wir sind sprachlos!
Unser Hotel Rodeway Inn Airport Hotel hat schon bessere Tage gesehen, allerdings gibt’s hier einen wirklich tollen Pool. Abends lassen wir uns die ersten echten US-Burgers schmecken – und landen prompt in einem Karaoke-Anlass. Was haben wir Spass bei einigen Bierchen und Jägermeister. Heute Morgen waren wir doch noch in Kolumbien…?!?
Während des ersten Ausfluges nach Down Town Miami überrascht und ein heftiges Gewitter – das kann ganz schön regnen hier! Selbst die Gulli-Deckel in der Einkaufsmall machen sich selbständig. Und was es hier alles zu kaufen gibt…
Die Skyline ist überwältigend, und das ist ja „bloss“ Miami!
Als Erstes mischen wir uns mal unter die Amis und gehen mit unserer verschwitzten Wäsche in einen Waschsalon. Das muss man einfach mal erlebt haben! Ausserdem gibt’s ganz in der Nähe unseres Hotels einen Winn Dixie Supermarket. Mit unserer ersten Kundenkarte (es wird wohl nicht die Letzte sein) fühlen wir uns schon so richtig als kleine Amis. Letztendlich pilgern wir zur Filiale des amerikanischen Automobilclubs. Da wir ja gezwungenermassen Mitglieder des ADAC Deutschland sind, kriegen wir kiloweise Bücher und Karten für unseren Trip durch den Süden und entlang der Westküste bis nach Alaska. Riesig! Wir fühlen uns hier sehr wohl und willkommen. Das wird ein Abenteuer!

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