Die Vliet Trader (das Frachtschiff mit unserem Flatrack) kann mit dem Suchprogramm nicht ausfindig gemacht werden und schwimmt wohl noch irgendwo in der Karibik rum. Am 16.4. kriegen unsere Freunde ihre Bill of Lading (Rechnung für die Fracht), unsere ging wohl „vergessen“ und wird mit etwas Nachdruck per E-Mail nachgesandt. Rund $1‘320 kostet uns der Spass. Da uns die Seaboard (Ship Line) ihr Konto bei der City Bank angegeben hat, versuchen wir dort, die Rechnungen zu bezahlen. Leider ist eine Direktüberweisung vor Ort nicht möglich… Also Cash resp. Geldbezug am Automaten – und das in Amerika? Mit Western Union kann man Bargeld transferieren, das ist offensichtlich nach wie vor sehr gebräuchlich. Mit den Quittungen machen wir uns auf zum Zollamt, dort stehen wir vor geschlossenen Schalter, Feierabend ist hier bereits um 16:00! Also weiter zum Büro der Seaboard im Westen von Miami. Kurz vor 17:00 stehen wir also wieder an einem Schalter. Dort zeigt man sich gnädig, und unsere Check-Quittungen werden entgegen genommen. Wenigstens DAS konnten wir heute also erledigen.
Am 17.4. stehen wir wieder beim Zollamt, um ein paar Stempel abzuholen. Sina und Micha besitzen einen 21jährigen VW Westfalia, der gilt als Oldie und sie können den Wagen problemlos einführen. Unser Chateau dagegen ist noch zu neu – sprich: Wir benötigen eine zusätzliche Bewilligung der EPA (Environmental Protection Agency) – ein weiterer Papierkrieg! Wir sollen da ein Formular anfordern, ausfüllen und dann zurückkommen. Unsere Anfrage ergibt, dass kein Formular existiert. Sie benötigen von uns Angaben übers Auto, wohin, warum usw. sowie Kopien des Fahrzeugausweises und des Führerscheins. Wieder ein halber Tag vorüber, ohne dass wir uns Miami anschauen können. Abends sehen wir dann aber, dass der Frachter bereits im Hafen von Miami liegt – jipiiii!
18.4.: Morgens trifft eine Nachricht der EPA ein, dass die Bearbeitung unserer Anfrage 10 – 14 Tage dauern wird – Reihenfolge und so…! Wir haben in keinem Reisebericht jemals etwas von dieser Behörde gelesen – was soll das alles? Ein kleiner Ausflug nach Miami Beach liegt doch wohl drin! Unsere Reisegefährten wollen sich Velos mieten und ein wenig das Gebiet erkunden. Sie haben die Kreditkarte im Hotel gelassen – aber ohne Kreditkarte kann man in den USA nicht mal ein Fahrrad mieten. Später treffen wir uns wieder – diese Norma Manson vom Seabord Office im Hafen hat sich noch immer nicht gemeldet. Unverrichteter Dinge also zurück zum Hotel. Auf unsere Anfrage hin wird mitgeteilt, dass das Röntgengerät für Autos defekt ist – Ausrede oder nicht, wir können nur abwarten. Selbst der Karaoke-Abend kann uns nicht im Geringsten aufheitern!
Freitag, 19.4.: Heute muss es klappen, ansonsten verbringen wir das ganze Wochenende noch hier! Morgens früh sollte sich Mrs Manson melden – um 09:00 beginnt die aber überhaupt erst zu arbeiten! Kaum im Hafengelände angekommen sehen wir schon unsere Autos – Huckepack auf einem Lastwagen – vorbeifahren. Erst mal überreichen wir die Autoschlüssel, damit die amerikanischen Drogenkontrolleure ihre Arbeit tun können. Dank Druck von Norma Manson wird die Drogenkontrolle manuell vorgenommen, denn nach dem dritten defekten Röntgengerät musste sie dieser Behörde richtig Dampf machen!
Nach einer kurzen Wartezeit von einer Stunde – in den klimatisierten Räumlichkeiten von Seabord – kriegen wir die Schlüssel zurück und werden zum bereitgestellten Flatrack gefahren. Natürlich steht da auch schon eine Metallrampe bereit und im Nu sind die Wagen runtergefahren. Nun noch zurück zum Hotel. Dieses Unterfangen gestaltet sich jedoch ohne GPS ziemlich schwierig. Nach kurzem Herumirren schnappen wir uns ein Taxi, welches uns zum Rodeway Inn führt.
20.4.: Abschied von Sina und Micha, die in die Everglades und dann gleich weiter nach New Orleans reisen.
Wir beide müssen/dürfen ja in einer Woche zurück Miami und machen uns deshalb auf zu den Florida Keys – und zwar durch ein fürchterliches Unwetter! Von den Carefree-Campgrounds haben wir uns bereits eine Kundenkarte ausstellen lassen, unser erster Stopp ist demnach in Key Largo auf dem Riptide RV-Park. Es ist wunderschön hier so direkt am Strand. Gleich drei Tage bleiben und den Platz einfach geniessen. Wann werden wir schon mal wieder hier sein? Mit unserer Karte kriegen wir zwar 50% Rabatt, trotzdem ist es ganz schön teuer. Der Besitzer sowie alle Mit-Camper sind sehr nett und wollen wissen, wie wir hierher kommen und warum wir hier sind. Nach 10 Monaten Spanisch ist das ganz schön anstrengend!
Endziel dieser Woche ist natürlich Key West – welch ein Traum von Landschaft. Brücken bis zu 7 Meilen Länge und Aufschüttungen verbinden all die traumhaften Inseln und Inselchen.
Kuba können wir zwar von Key West aus nicht direkt sehen – obwohl diese Insel eigentlich vor der Haustür liegt – aber wir winken Good Old Fidel mal zu!
Auf Geiger Key – eine Nebeninsel abseits des Overseas Highways – finden wir einen weiteren tollen Campground. Jeder, aber auch wirklich jeder, will unsere Story vom Südamerika-Trip hören. Soweit geht das mit dem Englisch wieder ganz gut. Jeder hier hat mindestens einen Hund und sicherlich ein Boot dabei. Zwischen diesen riesigen RV’s fühlen wir uns einerseits etwas verloren und niedlich, andererseits auch sehr sicher untergebracht.
Alle hier fischen auf Leben und Tod, einer hat sogar ein ganzes Sortiment Krabbenfallen auf dem Boot. Fasziniert schauen wir zu. Schwimmen ist hier inmitten von Mangroven übrigens nicht so safe, wie uns gesagt wird. Wasserschlangen sind hier gut sichtbar haufenweise vorhanden. Also begnügen wir uns damit, den Kormoranen bei Tauchen und den Fischreihern beim Nisten zuzuschauen. Alles zu seiner Zeit…
Leider bereits naht der Rückweg nach Miami. Unser erster Tankstopp wird bereits zum ersten kleinen Erlebnis. Als ich einen Kunden frage, beginnt seine Antwort mit: „My Sweetheart…“. Daran gewöhnen wir uns schon noch. Den Service verschieben wir erst mal auf die Zeit nach der Rückreise, aber das Auswuchten der Reifen ist wirklich dringend. Nach zwei vergeblichen Anfragen kann auch das erledigt werden. Das Auto zittert jedenfalls nicht mehr… Ein Besuch der Everglades ist leider zeitlich nicht mehr möglich. Wir benötigen dringend WiFi, da die EPA noch nicht geantwortet hat. Also suchen wir notgedrungen wieder einen RV-Park auf – Goldcoaster in Florida City. Kleine Warnung: Alle Campgrounds mit fixen Häuschen sind eigentliche Altersresidenzen und für „normale“ Camper völlig ungeeignet. Schon die Wäscheleine mit unseren nassen Badetüchern hat Reklamationen und Interventionen des Parkaufsehers zur Folge…wo sind wir denn hier gelandet?
Von der EPA ist inzwischen eine Sondergenehmigung in Form eines Briefes eingetroffen. In der Folge sind weitere zwei Formulare – online runterladen und manuell – auszufüllen. Wir kriegen fast die Krise ob all diesem Papierkrieg! Erst mal nach Miami reinfahren und dieses verfl…. Zollbüro wieder finden. Dann eine Möglichkeit zum Ausdrucken der Formulare suchen (Office Depot) und alles von Hand ausfüllen. Ziemlich aufgeregt stehen wir also wieder vor diesem Schalter von Customs and Border Control. Der macht vom ganzen Papier-Biigeli lediglich Kopien und wir können – nachdem wir ihm erklärt hatten, dass wir unseren Wagen vor einer Woche bereits problemlos vom Hafen abgeholt hatten – einfach gehen. Und das nach all dieser Aufregung und auch ein paar Übersetzungsproblemem (DANKE HEIRY!!!!). Nachmittags stehen wir also wieder vor dem lärmigen Rodeway Inn Airport Hotel…und freuen uns schon sehr auf den Flug in die Schweiz. Ebenso freuen wir uns aber auch, wieder zurück zu kehren und neue Abenteuer in den USA in Angriff zu nehmen.