17. bis 30. Januar 2013 La Paz (Bolivien) bis Cusco (Peru)

Früh morgens verlassen wir das Hostal Sajama – bei weiterhin strömendem Regen. All die wunderschönen 6‘000er ringsum verbergen sich hinter dichten Wolken. Unterwegs im Dorf Curahuara de Carangas gibt es ausser schlammigen, engen Strassen und meterhoch aufspritzendem Wasser auch eine der schönsten Adobe-Kirchen der Gegend. Sie ist tatsächlich einen Abstecher wert und wird nicht umsonst „Sixtinische Kapelle des Altiplano“ genannt.  Wieder Glück gehabt: Dank einer Gruppe Geistlicher aus Polen dürfen auch wir die Kirche von innen besichtigen.

 

Die weitere Strecke führt durch eine gewaltige, zerfurchte Felsenlandschaft, vorbei an Indigena-Dörfern mit strohgedeckten Lehmhäusern sowie tausenden von Lamas und Alpakas. Langsam nähern wir uns endlich der Millionenstadt La Paz. Die Extremlage an den Steilhängen, Smog und Gestank – der erste Eindruck vermittelt gemischte Gefühle, und wir sind mehr als froh, dass wir zum Hotel Oberland nicht mitten durch diesen Moloch fahren müssen.  Für die ersten beiden Nächte nehmen wir uns ein Zimmer, um:  1. Uns und unsere Kleider wieder mal trocken zu kriegen und 2. Etwa 8 kg schmutzige Wäsche abzugeben. Das Essen hier ist der Hammer:  Züri-Gschnätzlets, Fleisch- und Käsefondue, Chateau-Briand, Cordon-Bleu, Nüsslisalat – kurz einfach alles, was das Schweizer-Herz begehrt. Wir werden nichts auf dieser Speisekarte auslassen!

Wir freuen uns auf den Campingplatz – und schlafen dort wieder mal richtig gut. Seit sehr langer Zeit treffen wir hier auf weitere Traveler und können uns austauschen. Regine und Walter Müller geben uns auch jede Menge wertvolle Tipps für die Weiterreise nach Peru, Ecuador (Galapagos), Kolumbien und Mittelamerika. HERZLICHEN DANK!

Stadtausflug nach La Paz mit Müllers: Wunderschöne Kathedrale, bunte Marktgassen, ein Schweizer-Kaffee mit den besten Sandwiches, Kuchen und richtig gutem Kaffee – und eine Menge Regen. Wir geben nach 2 Stunden auf und fahren per Taxi zurück zum Oberland. Ein Trostpflaster: Aufgrund eines Tipps von Regine und Walter fragen wir bei Cometa Travel in Ecuador für eine Galapagos-Reise an und kriegen unverzüglich positiven Bescheid. Vom 24.2. bis 3.3. werden wir demnach auf einer Yacht von Insel zu Insel gondeln und uns diese phantastische Tier- und Pflanzenwelt anschauen dürfen. Wahnsinn!

 

 

 

 

 

 

In der Garage von Ernesto Hug kriegen wir einen Termin für Montag, 21.1.13. An besagtem Tag können wir lediglich unsere Filter bestellen und uns während 20 Minuten anhören, was er von Land Rover hält: NICHTS! Bolivien sei ganz klar KEIN Land für Dieselfahrzeuge – und schon gar nicht für Land Rover. Zähneknirschend lassen wir uns auf Mittwoch vertrösten, da hier morgen irgendein Feiertag zelebriert wird. Auf dem Weg zurück wollen wir tanken, aber das Leben ist nicht einfach! Da von Ausländern nahezu der dreifache Preis  verlangt werden darf/muss – Aufpreis gegen separate Quittung –, sind Tankwarte meistens nicht gewillt resp. zu faul, diese Mühe auf sich zu nehmen. Also werden wir einfach zur nächsten Estacion de Servicio geschickt. Nach einer unsäglichen Irrfahrt erbarmt sich dann doch endlich ein Tankstellenbesitzer. Bienvenidos in Bolivien??

Service bei Ernesto Hug:  In La Paz war keiner unserer Filter aufzutreiben, aber unser alter Luftfilter tut’s noch, der Dieselfilter ist ebenfalls noch tiptop, einzig Öl und Ölfilter werden gewechselt – in 6 Stunden! ABER: Ernesto füllt persönlich unsere leere Gasflasche und lässt ein Übergangsstück anfertigen, mit welchem wir zukünftig hoffentlich weniger Probleme haben sollten. HERZLICHEN DANK! Abholtermin ist morgen,  also nochmals zurück ins Hotel Oberland. Wir treffen gerade rechtzeitig wieder auf dem Campingplatz ein, ehe ACHT! riesige Wohnmobile von Holländern den Platz belegen – Glück gehabt!

Nachdem wir am 24.1. den Gas-Adapter mitsamt Schlauch abgeholt haben, machen wir uns sofort auf nach Peru. Erst mal müssen wir hoch nach El Alto (mit 4’160müM einer der höchstgelegensten Flughäfen der Welt) – und zwar auf Anraten von Ernesto mit Untersetzung! Belohnt werden wir mit einer phantastischen Sicht auf La Paz.

Es geht unzählige, mörderisch steile Serpentinen hoch, und als wir dann endlich oben sind, stranden wir mitten auf einem Indianermarkt. Beim Vorwärts- und Rückwärtsmanövrieren verwandeln wir einige Bananen, Zitronen, Kartoffeln und Zwiebeln  zu Matsch. Auch ein oder zwei Marktstände fallen unserem Chateau zum Opfer, ehe wir endlich aus diesem Gewirr rausfinden. Die Indigenas nehmen das mit stoischer Ruhe, niemand beklagt sich. Leider haben wir nicht den Nerv, den von uns angerichteten Schaden auch noch zu fotografieren – nichts wie weg war die Devise! Und was sehen wir denn da? Ein Hund pisst ungestört einen Berg Kartoffeln an – gottlob haben wir in Bolivien nie Lebensmittel kaufen müssen!

Endlich raus aus der Stadt! In Huarina sehen wir erstmals den bolivianischen (schöneren) Teil des tiefblauen Titicaca-Sees. Bei Tiquina auf die Fähre, dann weiter zum Dorf Copacabana (von hier hat der brasilianische Strand seinen Namen) und noch ein paar Kilometer bis zur peruanischen Grenze. Keine Kontrollen, keine nervigen Fragen – in nur 30 Minuten sind wir in Peru. Abends um 18:00 stellen wir unser Chateau auf den Parkplatz des Hotels „Sonesta Posadas del Inca“. Hier stehen auch zwei weitere Autos: Schweiz (LU) und Deutschland, aber die fahren morgen leider weiter nach Süden. In Puno gibt’s gottlob mal wieder einen richtig guten Supermarkt – endlich wieder Vorräte bunkern.

 

 

 

 

 

Ein MUSS ist ein Besuch der schwimmenden Schilf-Inseln der Uros. Zu 90% leben diese Indigena – die übrigens von den Inca nie besiegt werden konnten -heute vom Tourismus, eine offensichtlich lohnende Einnahmequelle. Zu nahe liegen die beiden besuchten Inseln bei Puno, und zu viele Touristen wollen diese Attraktion natürlich sehen. Trotz allem kriegen wir sehr gut erklärt, wie diese Inseln gebaut, festgemacht oder gelöst werden (jede Insel muss ca. alle 2 Jahre erneuert werden). Inseln, Häuser und die wunderschönen Boote werden nach wie vor aus Totora-Schilf gefertigt. Ein eigenartiges Gefühl, auf diesem schwankenden Schilfboden rumzulaufen. Die Uros sind übrigens alles andere als rückständig: Wir sehen Schulen, Solarpaneels, weitere moderne Geräte und selbstverständlich Handys.

 

 

 

 

 

 

 

Die Weiterfahrt führt weiter nordwärts. Gleich nach Puno besuchen wir die imposanten Grabtürme oder Chullpas von Sillustani, welche auf einer Halbinsel am Umayo-See gut sichtbar in den Himmel ragen. Erst Zentrum und heilige Stätte der Colla-Kultur wurde diese Region später von den Inkas erobert, welche diesen Begräbniskult übernahmen. Hier wurden bedeutende Persönlichkeiten in sitzender Stellung begraben, und mit ihnen auch gleich deren (hoffentlich) vorher getötete Frauen, Kinder und Diener.

 

 

 

 

 

 

Die Strecke führt weiter über den 4’338müM hohen Pass „La Raya“, die südamerikanische Wasserscheide zwischen Atlantik und Pazifik (die südlichen Quellen fliessen in den Pazifik) und gleichzeitig das Ende des Altiplano. Hier oben entspringt auch die Quelle des Río Vilcanota, welcher (nach einigen Namensänderungen) zusammen mit dem Río Marañon später den Amazonas bildet.

 

 

Auch hier gibt es ein Aguas Calientes, dessen warme Quellen uns für ein Bad hochwillkommen wären – würden da nicht die Einheimischen jeweils am Wochenende ihre Wäsche darin waschen. Dafür besuchen wir noch das grosse Areal der Ruinen von Raqchi. Es handelt sich vermutlich um ein Heiligtum aus der Tiwanaku-Kultur, da die Bauweise für die Inkas völlig untypisch ist. Leider ist die Anlage sehr ungepflegt und wir sehen überall leere Petflaschen und Essensabfälle. Es war trotzdem lohnenswert, diesen urwaldähnliche Stätte zu besichtigen.

 

Nächstes Ziel: Die ehemalige Inkastadt Cusco! Schon lange bevor die Inkas Cusco zum „Mittelpunkt und Nabel der Welt“ erklärten, siedelten in diesem Tal Bauern und Lamazüchter. Unter dem 9. Inka Pachacuti Yupanki und seinem Sohn erlebte Cusco zwischen 1438 und 1527 seine Blütezeit. Vom einstigen Inka-Glanz ist leider nicht mehr viel übrig resp. fiel den spanischen Eroberern zum Opfer. Auf den Grundmauern der ehemals goldverzierten Tempel wurden unzählige, protzige Kirchen errichtet, lediglich ein paar fugenlos ineinandergefügte Steine in Form von Mauerresten zeugen noch von der sagenhaften Baukunst der Inkas.

Wir kommen – ganz gegen unseren Vorsatz – nach einer Irrfahrt durch die engen Gassen Cuscos (die oft an einer Treppe enden) erst bei Dunkelheit auf dem Camping Quintalala an. Beat hat die Nase voll und parkiert das Auto mitten auf der matschigen Wiese (vor dem Sumpf wurden wir mehrfach vorgewarnt). Hier treffen wir auch nochmals kurz Sina und Michael sowie Benjamin und Katrin, die zum Machu Picchu wollen und deren trockenen Platz wir gleich übernehmen.

Machu Picchu ist für uns trotz vieler gut gemeinter Tipps kein Thema (viel zu teuer und zeitaufwändig), dafür lädt der in der Nähe liegende Saqsaywamán-Tempel (allerdings mit 70 Soles pro Person auch Abzocke…) zu einer Besichtigung ein. Wir finden, dass sich der Besuch sehr gelohnt hat. Die Inka-Baukunst des beinahe fugenlosen Ineinanderfügens von genau zurechtgehauenen Steinen sowie das übersichtliche, saubere Gelände vermitteln einen guten Eindruck. Abgesehen davon strahlt heute mal die Sonne vom blauen Himmel und die Aussicht auf Cusco ist grandios.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Tage in Cusco sind gezeichnet von vielen Wolkenbrüchen und auch von stundenlangem Dauerregen. Hier können wir dafür – nach mehreren 100km – die Autoversicherung für Peru abschliessen (SOAT, Seguros Mapfre). Morgen, am 31.1.13, fahren wir weiter in Richtung Nazca und hoffen sehr, dass uns die Wettergötter etwas gnädiger gestimmt sein werden.

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