2. bis 15. November 2012 / Puerto Natales bis Ushuaia

Der kleine Hafenort Puerto Natales mit seinen vielen tollen Restaurants, Läden und funktionierenden Geldautomaten ist uns auf Anhieb sympathisch, trotz Windböen und Regenfällen. Bei Navimag arbeitet heute niemand, aber in der Travel-Agentur Comapa können wir unsere Tickets für die Fähre ausdrucken lassen (beide online-Tickets lauteten auf Beat…) und noch ein paar Details klären.

Am Atlantik sollen die Temperaturen angenehmer sein, darum zieht’s uns nach zwei Nächten wieder dahin zurück. Es regnet bei der Abfahrt dermassen, dass wir nicht sofort auf die geschotterte Ruta 40, sondern erst auf der chilenischen Ruta 9 bis zum Grenzübergang Morro Chico – El Zurdo fahren. Nur gibt es diesen Übergang gar nicht mehr… Wir benötigen unbedingt besseres Kartenmaterial für Chile! … und dringend Diesel. In dieser einsamen Gegend finden wir gottlob bei Laguna Blanca eine Tankstelle. Der sehr nette Tankwart schenkt uns sogar einen Aufkleber „Servi-Aiken“ für unser Chateau. Erst nach einem riesigen Umweg erreichen wir den chaotischen Zoll von Monte Aymont und damit wieder Argentinien. Das Wetter am Atlantik ist zwar etwas besser, der Stadt Rio Gallegos können wir jedoch erst mal nichts Gutes abgewinnen. Vielleicht, weil der einzige Stadt-Campingplatz (ATSA***) nicht für Autos zugänglich ist? Nochmals 30km nordwärts stellen wir uns bei Sturmwind am Río Gallegos auf den Camping Pescazaike, ein Ort für Sportfischer und Motocross-Fans. Die frisch gewaschene Wäsche muss wegen einsetzendem Regen mehrfach eiligst von der Leine… auch nichts Neues!

Der Parque Nacional Monte León ist ja seit 1.11. zugänglich, liegt nur 175km nördlich, und im Süden ist das Wetter zurzeit grausig – da fällt der Entschluss leicht. Am 6. November stehen wir also erneut am Parkeingang. Wegen unbeständigem Wetter warten wir noch einen Tag ab, da diverse Pisten bei Nässe nicht befahrbar sind. Das Warten hat sich gelohnt: Bei makellos blauem Himmel befahren wir am 7. November den Park und geniessen die unberührte, traumhafte Küstenlandschaft. Kilometerweit kann man hier durch Cañons und entlang des Ufers wandern – genauso hatten wir uns das vorgestellt. Manchmal muss man das Glück einfach erzwingen! Die Infrastruktur des Campingplatzes funktioniert leider ausser den Toiletten, nicht, da es hier einfach zu wenig Wasser gibt – ist egal. Auf der Rückfahrt nach Rio Gallegos anderntags stellen wir fest, dass der Park wegen schlechtem Wetter bereits wieder schliessen musste – da hatten wir aber Glück!


Zurück in Rio Gallegos benötigen wir wieder mal Gas… Diesmal klappt’s bei Oxygeno Patagonia nicht, dafür erhalten wir die Adresse der Ferreteria „El Fuerte“, welche diesen Service übernimmt: Av. Corrientes, Ecke Av. Urquiza. Hat wieder mal geklappt! Noch eine Nacht auf dem Camping Pescazaike und dann: „Drama in der Damentoilette“! Ein Skorpion nähert sich bedrohlich – aber mit einem kleinen Schubser mit dem Schuh ist er wieder in Freiheit:)

Auch am letzten Morgen wecken uns die Gänse und Enten, welche am Fluss leben, mit ohrenbetäubendem Lärm. Aber jetzt: Ab in den Süden!
Nach einem weiteren etwas chaotischen Grenzübertritt (die Argentinier haben den Ausreise-Stempel vergessen) überqueren wir am 11.11. mit der Fähre die Magellan-Strasse und erreichen bei wunderschönem und windarmem Wetter die Tierra del Fuego. Erst mal wollen wir noch etwas Natur um uns herum und fahren deshalb an die Bahía Inútil (nutzlose Bucht), da wir mehrfach von einer herrlichen Fauna gehört hatten. Die Insel ist um einiges grüner als das patagonische Festland und bald schon lassen sich die Berge des Parque Nacional „Alberto de Agostini“ sehen. Bereits am Nachmittag treffen wir am Parque Nacional „El Pingüino Rey“ an der Bucht ein. Der Eintritt ist zwar mit 12‘000 Chil. Pesos pro Person (ca. CHF 24.00) happig, aber DAS wollen wir sehen! Und tatsächlich: Es ist mit 50 Vögeln zwar nur eine kleine Kolonie, dafür sind diese mit rund 60cm grössten Pinguine aber sehr gut zu sehen. Sie posieren richtiggehend für unsere Fotos. Der nette, gesprächige Parkaufseher lässt uns ohne weiteres vor dem Eingang campieren, ist ja sonst niemand da.

Die Landschaft bis Punta Yartou ist zwar wunderschön, enttäuscht uns aber, da gar nicht so viele Tiere (ausser Schafen natürlich) zu sehen sind und sich auch hier eine Estancia an die andere reiht. Links und rechts der Piste ist bis auf den letzten Meter – wie an so vielen anderen Orten auch im gesamten Land – alles eingezäunt und es gibt nur einen einzigen Zugang zum Meer. Wir haben noch überhaupt keine Lust auf die Stadt Rio Grande und geniessen bei den Königspinguinen noch einen herrlichen zweiten Tag in der Natur.
Unser letzter Grenzübertritt nach Argentinien bei San Sebastian verläuft reibungslos und die Weiterfahrt ist – nach der chilenischen Holperpiste – auf der asphaltierten RN3 geradezu erholsam. Hier erfahren wir auch, dass der südlichere Übergang „Bellavista“ erst am 1.12. öffnet (grrrrr). In Rio Grande gibt’s zurzeit keinen geöffneten Camping und den Tankstellenparkplatz finden wir absolut nicht berauschend (wir brauchen eine Dusche!!). So versuchen wir unser Glück weiter südlich. Am Lago Fagnano hat’s auf dem einzigen schon geöffneten Platz Horden von Schullagern… So kommt’s, dass wir bereits am 13. November abends in Ushuaia auf dem Campingplatz Andino (direkt bei der Skipiste!) eintrudeln. Den dringend nötigen Wäscheservice nehmen wir mit Handkuss in Anspruch! Die die südlichste Stadt der Welt auf der „windgepeitschten Insel“ gibt sich zurzeit harmlos, es ist bereits unser dritter Schönwetter-Tag auf der Tierra del Fuego.

Ein MUSS ist natürlich eine Bootstour auf dem Beagle-Kanal. Da die Saison noch nicht richtig begonnen hat, ist das Schiff kaum halb voll – wir können uns so richtig schön breit machen. Nach den Besuchen von Kormoran-, Seelöwen- und Pinguin-Kolonien sowie einem alten Leuchtturm (hier ist ein Schiff mit 1’500 Menschen gesunken) geht’s an Land zur Besichtigung der geschichtsträchtigen Estancia Harberton. Die Führung ist enorm interessant und gibt Einblick in das Leben und Arbeiten auf einer Schaf-Estancia. Thomas Bridges, der Gründer von Harberton, hat übrigens als Einziger die Sprache der inzwischen ausgestorbenen resp. ausgerotteten Yamaná-Indianer übersetzt und in 40‘000 Worten niedergeschrieben. Puerto Williams – der südlichste Ort der Welt – liegt auf der chilenischen Seite des Kanals und kann leider auf dieser Tour nicht besucht werden.

So ein Mist – ich habe mir einen blöden Grippe-Käfer eingefangen und abends geht’s mir richtig schmutzig. Morgen bleibe ich glaubs einfach liegen. Wir haben ja genügend Medis dabei, mit denen dieser Käfer sofort niedergemacht wird!

This entry was posted in Allgemein. Bookmark the permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert