9. bis 25. August 2014 / Von Victoria Falls bis Matobo National Park (Zimbabwe)

Vorwort zu Zimbabwe (ehemals Rhodesien)
Nach einigen missglückten Landreformen besassen Mitte der 90er Jahre noch immer 5‘000 verbliebene weisse Grossfarmer 75% des fruchtbaren Landes, beschäftigten andererseits aber auch etwa 300‘000 Arbeiter mit deren Familienangehörigen, insgesamt 1 Mio. Menschen. 1997 versank Zimbabwe im Chaos, als Mugabe jugendliche Schlägerbanden gegen die Farmer und deren Angestellte hetzte. Daraufhin erfolgte die „beschleunigte Landreform“ resp. die sofortige Räumung aller besetzten Farmen. 2001 wurden fast alle verbliebenen weissen Farmer entschädigungslos ausgewiesen. Tausende Farmarbeiter und ihre Familien – die grössten Verlierer aus Mugabes unsäglicher Landreform – verloren dazu ihre Existenzgrundlage und flüchteten aus Zimbabwe. Die enteigneten Farmen wurden wegen fehlendem Knowhow nicht mehr bewirtschaftet. Korruption, eine unglaubliche Inflation von zuletzt 230Mio.%, Zusammenbruch von Wirtschaft und medizinischer Versorgung, verrottete Felder, verhungertes Vieh – von der einstigen Kornkammer Afrikas blieb nichts mehr übrig ausser Staatsbankrott. Seit 1.1.2011 ist der US$ offizielle Landeswährung, was die Lage erst mal ein wenig entschärft hat. Wir wollten uns erkundigen, festlegen will sich jedoch niemand unter den Weissen: Einige glauben an baldige Besserung, andere sehen nichts Gutes kommen, da nach Ableben des heute über 90jährigen Robert Mugabe offiziell keine Nachfolge geregelt ist .

Nach zwei Stunden erduldetem Gedränge am Grenzübergang Livingstone – Victoria Falls (Kostenpunkt 60$ für beide Visa plus 55$ für Versicherung usw.) erreichen wir also dieses Land, über welches man über die heimischen Nachrichtensender so gar nichts Gutes erfährt. Trotz allem sind wir gespannt auf den legendären Hwange Nationalpark! Bereits auf dem Weg dorthin geraten wir in zwei Polizeikontrollen – es sollten nicht die letzten sein! 10$ kostet uns das Fehlen der Reflektorstreifen (weiss vorne, rot hinten). Tja, nichts zu machen… Im Dorf Hwange können wir uns überraschend gut mit Lebensmitteln und Diesel eindecken, ehe wir in den Nationalpark fahren.

Die Piste ist überraschend gut, und wir erreichen das Sinamatella Camp frühzeitig (55$ pro Person und Nacht). Wow – ein Platz in der ersten Reihe mit freiem Blick auf die 60m tiefer liegende Grasebene, das entschädigt schon mal für vieles! Das Camp ist noch in einigermassen gutem Zustand, täglich kommen wir in den Genuss einer heissen Dusche, Feuerholz wird jeden Abend geliefert, und es ist ordentlich aufgeräumt. Unübersehbar: Es mangelt an Instandhaltungsmassnahmen, aber immerhin geben sich die wenigen Parkangestellten alle Mühe, es uns Gästen recht zu machen. Auf den Game Drives zu Masuma Dam (war leider ausgebucht) und Deteema Dam sind wirklich viele Tiere zu sehen: Löwen, Elefanten, verschiedene Antilopen und in den Wasserstellen Hippos und Krokodile. Abends laufen kleine Elefantenfamilien über die Grasebene unterhalb Sinamatella – ein ungemein friedvoller Anblick. Morgens dann hat sich die Welt verändert: Die Grasebene ist gesprenkelt mit schwarzen Punkten. Es ist eine riesige Herde Kaffernbüffel, nahezu 1‘000 Tiere wandern im Tal umher. Herrlich ist das hier!

Zuerst müssen nun diese leidigen Reflektorstreifen ans Auto, und dazu müssen wir nochmals zurück in den Ort Hwange. Die Piste führt übrigens mitten durch ein Kohleabbaugebiet. Leider ist die Kohlepiste nass gemacht worden – in der Folge sind sämtliche Hohlräume mit diesem schwarzen Matsch gefüllt! Nach einer Stunde des endlosen Durchfragens finden wir dann endlich einen kleinen Shop, der uns die Reflektorstreifen an die Stossstangen klebt.

Über gute bis mit Schlaglöchern gespickte, kurvige Teerstrassen geht’s leidlich nordwärts. Kurz vor Binga: Nach einer Kuppe fliegen plötzlich 20 Geier erschrocken auf – und wir beinahe mitten hinein. Schrecksekunden…und Glück gehabt! Nach weiteren 5km Sandpiste erreichen wir den Campground der Musuma River Lodge etwas ausserhalb von Binga am Lake Kariba. Ein Rasenplatz und sanitäre Einrichtungen vom Feinsten – welch eine Wohltat!

Der Einkaufsversuch in Binga endet ergebnislos. Die Gestelle im Supermarkt quellen über vor Seifen und Zahnpasta – was zu essen benötigt hier offenbar keiner! Immerhin funktioniert aber wenigstens die Tankstelle… Im Restaurant der Lodge geniessen wir abends einen wirklich sehr guten Fisch aus dem Karibasee. Heute haben wir übrigens Nachbarn: Der Allradtouren-Fahrer Martin Krauer trifft mit seiner Truppe ein. Es gibt interessante Gespräche und Martin verrät uns einige wertvolle Tipps zu Strecken und Auto.

Weiterfahrt: Die ersten 70km Piste sind wirklich übel, erst ab da könnte man sie vorsichtig als Gravel Road bezeichnen. Erstmals treffen wir auf eine Tsetsefliegen-Kontrolle, welche sich aber auf einen zweifelhaften Typen mit einem Fliegennetz und einer Spraydose beschränkt. Selbstverständlich ist er in einer Notlage und benötigt Geld. Mit einem US$ und einem kleinen Sprayer ins Auto gibt er sich dann zufrieden. Nach insgesamt 234km erreichen wir die einzige „offizielle“ Campingmöglichkeit zwischen Binga und Kariba: Sanyanti Bridge Camp (nach der Sanyanti-Bridge die zweite gut ersichtliche Piste auf der linken Seite nehmen, nicht ausgeschildert!). Noch nie fertiggestellt worden oder verfallen? – wir können es nicht genau ausmachen. Wenigstens ein wackliges Plumpsklo wird uns für 5$ hingestellt.

Den Rest nach Kariba will Beat auf einer Allradstrecke zurücklegen. Nach 16km Wellblech und einer seriöseren Tsetse-Kontrolle biegen wir ab in eine reizvolle Überlandpiste entlang von Kraals mit sehr netten Menschen, Mais- und Baumwollfeldern. Es folgt ein kleiner Anstieg auf einen Pass, von welchem wir Blicke auf den Karibasee werfen können. Steinig und steil geht‘s in engen Serpentinen runter ins Sambesi Valley, das Auto hüpft von Absatz zu Absatz! Wieder unten gelangen wir auf eine Wellblech-Piste durch das Gebiet der Charara Safaria-Area. Diese letzten 30km zerren dann so richtig an den Nerven. Nach 141 Tageskilometern und 6 Stunden Fahrt (inkl. drei Pinkelpausen) stehen wir dann endlich auf dem Campsite der Lomagundi Lakeside Association in Kariba. Nachts muss man hier auf der Hut sein, dass man nicht in die friedlich grasenden Hippos reinläuft!

Die Einwohner von Kariba leben einträchtig mit den sie umgebenden Tieren zusammen. Kein Elefant und kein Büffel wird verscheucht – und es funktioniert tatsächlich! Jederzeit und überall darf man mit Begegnungen rechnen. Ihr Motto: No Game – No Visitor – No Jobs! Lohnenswert ist der Besuch des Aussichtspunktes oberhalb der Kariba-Staumauer. Eine kleine Geschichte dazu:
1959 war der Damm fertiggestellt und wurde seiner Funktion übergeben, was für die Wildtiere der riesigen Region eine Tragödie bedeutete. Sie flüchteten sich zwar auf höher gelegene Gebiete, welche nach und nach aber zu Inseln wurden. In der Folge wurde die Operation Noah als bis heute grösste Tierrettungsaktion der Welt gestartet, welche von ca. Dezember 1958 bis Juni 1961 andauerte. Unter schwierigsten Bedingungen konnten zwischen 4‘500 und 6‘000 Wildtiere vor dem Ertrinkungstod bewahrt werden. Entsetzlich ist das Wissen, dass trotzdem viele Tausend Tiere die Stauung des Sambesi Rivers nicht überlebt haben.

Aufbruch zum Mana Pools Nationalpark – da stehen doch an der Piste im Ort drei riesige Elefantenbullen, die uns missmutig beäugen. Dann doch lieber ein Umweg! Kariba erstreckt sich – zumeist versteckt – über eine Länge von 10km. Mit 68kmh sind wir in Zimbabwe innerorts 8kmh zu schnell unterwegs, was uns eine Busse von 15$ kostet. Wir kriegen keine Quittung? Das entlockt uns heute bloss ein Grinsen – und den Polizisten auch. Schon wieder was zum Sonntagsbraten beigetragen:) Man fährt auf der Teerstrasse bis zum Permit-Office in Marongora. Kurze Zeit später gelangen wir auf die 31km lange, berüchtigte, harte Schotter-Wellblechpiste, vor der wir bereits gewarnt wurden. Gemütlich mit 25khm bis zum Gate – endlos! Die übrigen 42km bis zum Nyamepi-Camp sollen besser sein, sind sie aber überhaupt nicht! Man übe sich also in Geduld! Wunderschön sind unzählige, mächtige Baobabs, die gespenstisch aus dem Szene ragen. Schlussendlich sind die Strapazen aber schnell vergessen! Das Camp liegt direkt am Sambesi River (85$ pro Nacht für zwei Personen und Auto, allerdings nicht direkt am Ufer – das ist noch teurer)! Überall sind Wildtiere um und im nicht eingezäunten Camp zu sehen. Warzenschweine trinken bei den Camping-Wasserhähnen und leider gibt’s ebenfalls auch unzählige Paviane und Meerkatzen, welche sich wie überall als echte Landplage erweisen. Elefanten spazieren rund ums Camp, Büffel grasen gleich um die Ecke, nachts laufen Hyänen durchs Gelände und schlussendlich kommen auch Löwen zu Besuch.

Ach ja…die Strecke bis Mana Pools führt leider wieder durch Tsetse-Gebiet und wir kriegen erneut einige Stiche ab. Anderntags sieht mein Bein aus wie ein Brückenpfeiler mit Klumpfuss und fühlt sich auch genauso an. Nach nur einem kurzen Game Drive – viele Elefanten und Antilopen – muss ich wohl oder übel das „Bein“ hochlagern. Jetzt auch noch ein Hautausschlag – irgendwie fühle ich mich nicht mehr afrika-tauglich… Als es dunkel ist, hören wir plötzlich ein lautes Trompeten: Ein Elefant steht mitten unter den Campern und weiss weder ein noch aus. Nach einigen Minuten dreht er rüsselschwingend ab. Niemand hat ihn kommen hören, und auch sein Verschwinden geschieht lautlos.

Nach nur zwei Nächten verlassen wie Mana Pools leider bereits wieder und knattern die 73km bis zur Teerstrasse zurück. Besser ist es, das Ganze gemütlich zu nehmen. Zwei Österreichern ist auf dieser Strecke gleichentags der Tank runtergefallen… Gottlob haben Beat, Chateau und Reifen die Tortur unbeschadet überstanden!

Auf der Strecke nach Süden verbessert sich die Lebensmittel-Versorgungslage merklich. Auffällig sind in dieser Gegend verlassene Farmen und verfallene Farmhäuser. Das muss hier mal wunderschön ausgesehen haben. Genug gefahren, in Chinhoyi finden wir im Orange Grove Caravan Park ein Plätzchen – Warmwasser by Kübelservice.

Zimbabwe ist wohl das einzige Land im südlichen Afrika, wo man Alkohol schon vor 10:00 morgens erstehen kann! Entsprechend erfolgreich ist endlich mal wieder ein Einkauf im sehr gut sortierten OK Store. Nächstes Ziel ist der Antelope Park bei Gweru. Ein wirklich schönes Plätzchen, allerdings sind die Preise für Aktivitäten gesalzen: Spaziergang mit Löwen 85$ pP., Elefanten-Reiten 70$ pP usw. Toll ist, dass während der gesamten Nacht Löwengebrüll zu hören ist – gratis!

Ab Gweru erwarten uns eine nagelneue Teerstrasse, neue (lesbare) Verkehrsschilder, richtige Rastplätzchen und einige Baustellen. Aufgrund eines Hinweises suchen wir die Parrot-Lodge (CH-Leitung) ausserhalb des Zentrums von Bulawayo auf. Und wie sich das lohnt! Ein herrlicher Garten, Papageienkäfige und Internet-Zugang. Zimmer, Essen usw. – alles vom Feinsten für 60$ pro Nacht/Zimmer. Viele interessante Gespräche mit den Besitzern Kurt und Heidi Haas versüssen uns den Aufenthalt obendrein. Für den nächsten National Park benötigen wir wieder was zu essen, und im Bradfield Shopping Center kriegen wir alles, was das Herz resp. der Magen begehrt. Bulawayo ist übrigens eine adrette Stadt mit gepflegten Vororten. Aber wie fast überall in Zimbabwe funktionieren unsere Kreditkarten auch hier nicht – selbst bei vielen Bankomaten!

Nur 50km südlich von Bulawayo liegt Matobo – der Nationalpark mit den speziellen, wildromantischen Landschaften und bis zu 12‘000 Jahre alten Felszeichnungen.
Die ersten beiden (eiskalten!) Nächte verbringen wir am Maleme Dam ganz im Süden. Von allen bisher besuchten Parks in Zimbabwe ist dieser am leichtesten zu befahren…bis auf diese eine Strecke zu den schönsten Malereien überhaupt! Diese Kurven in der extrem ausgewaschenen Piste sind für unser Chateau definitiv zu eng. Als auch beim zweiten Versuch ein Vorderrad in der Luft hängt, ist Aufgeben angesagt.
Weiter gibt es im Matobo noch einen Game Park mit Nashörnern. Eine Menge Nashorn-Dung zeugt davon, dass sie sicherlich noch leben. Ansonsten können wir – ausser einigen Echsen – überhaupt nichts entdecken.
Cecil Rhodes hatte hier viel Privatbesitz und liess sich würdig beerdigen: Sein Grab liegt auf World’s View, einem fast schon magischen Ort mit herrlicher Panoramasicht.
Für die letzte Nacht fahren wir bis zum nördlichsten Punkt im Park und übernachten auf dem Sandspruit Campground. Es dauert allerdings etwas länger, bis wir via Parkverwaltung etwas Wasser organisieren können. Auch dieser Platz liegt nämlich an einem von Wildtieren besuchten Dam, wirkt aber gegenüber Maleme (mit Solarduschen!) leider ziemlich verwahrlost.

Noch ein kleines Detail: Auf der Strecke über 350km nach Beitbridge, dem einzigen Grenzübergang nach Südafrika, passieren wir in nicht weniger als zehn Polizeikontrollen! Diese gibt’s übrigens ausschliesslich an Teerstrassen!

Zimbabwe hat uns in vielerlei Hinsicht überrascht: Die Menschen, die so viel stolzer und selbstbewusster als die Sambier sind. Dann der Durchhaltewillen der Bevölkerung, die vieles entbehren musste und noch immer muss. Und nicht zu vergessen die fleissigen Mitarbeiter in den Nationalparks, die alles versuchen, damit das Wenige noch erhalten bleibt.

Jetzt freuen wir uns auf Südafrika und den Kruger National Park!

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