Beitbridge ist nach wie vor der einzige Grenzübergang von Zimbabwe nach Südafrika, und wir wurden vor chaotischen Zuständen gewarnt. Und genau so war’s dann auch: Menschenschlangen vor Container-Schaltern, kein Stempel im Pass und nochmals zurück usw.! Aber nach rund drei Stunden passieren wir endlich den Schlagbaum nach Südafrika. Welch ein Anblick: Schöne Läden mit gefüllten Gestellen! Für die Übernachtung reicht’s gerade noch auf den Campsite des Hotels „Clouds End“ bei Louis Trichardt. Ach ja: Unser Chateau hat ab heute 100’000 km auf dem Buckel und läuft und läuft und… Land Rover halt!
Ein alter Wunsch geht in Erfüllung: Eine Woche im Kruger Nationalpark (leider ging das nicht ohne vorherige Reservierungen) mit seinen stressfreien Strassen und Pisten! Beim Punda Maria Gate im Norden des 350km langen und durchschnittlich nur 60km breiten Parks begeben wir uns erneut in die Welt der Tiere. Dieser wenig befahrene Teil des Parks ist sehr reizvoll mit seinen mächtigen Baobabs, vielen Hügeln und dschungelartigen Flusslandschaften. Nur hier sind auch die wunderschönen und seltenen Nyala-Antilopen anzutreffen.
Unsere ersten beiden Übernachtungen buchten wir im Punda Maria Camp. Vom Ansitz aus können wir bequem Tiere am Wasserloch beobachten, ohne ständig rumfahren zu müssen. Nächstes Camp ist Shingwedzi etwas weiter südlich. Wegen einer Discount-Woche befindet sich ein nicht unerheblicher Anteil südafrikanischer Rentner im Park. Es wird hier schon spürbar enger. Die Logenplätze in allen Camps befinden sich natürlich direkt an den Zäunen, da die Tiere nachts gerne um die beleuchteten Plätze streichen. Da quetschen wir uns einfach mal zwischen zwei Wohnwagen, um vor allem die Hyänenbesuche nicht zu verpassen.
Im Camp Mopani existiert gar kein Campingplatz, da mussten wir ein Rondavel buchen und kommen in den Genuss von richtig viel Privatsphäre. Satara heisst die nächste Anlaufstelle, von allen Camps ist es hier am engsten und lautesten. Im Balule Buschcamp hingegen gibt es lediglich 13 Stellplätze – zwar kein Strom, dafür hübsch und klein!
Letztes Camp ist Skukuza im Süden inmitten einer Savannenlandschaft. Auch hier war kein Campingplatz mehr verfügbar, und wir verbringen zwei Nächte etwas abseits in einem Safari-Zelt – auch nicht übel!
Während den über 1‘000 gefahrenen Kilometern durften wir einmaliges beobachten. Ganze Elefantenherden auf dem eiligen Weg zu den Wasserstellen, fressende Löwen an ihrem frischen Riss, sich fetzende Hippos, kreisende Riesenvögel wie Geier und Adler und sogar ein Rhino (allerdings mit abgesägtem Horn). Jeder Tag bringt neue Überraschungen, die herrlichen Fotos sprechen für sich.
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Nach acht Tagen verlassen wir diese Wunderwelt und fahren nach Hazyview auf den Campground des Numbi Hotels. Der Reisebericht ist überfällig, und auch sonst haben wir rund ums Auto so einiges zu tun. Nach zwei Tagen ist alles erledigt und es kann weitergehen. Mitten durch das Gebiet des Blyde River Canyons und über mehrere Pässe führt die Strecke nach Polokwane (ehem. Pietersburg). In der Nähe der Stadt gibt es ein kleines Game Reserve mit Campground, in welchem unter anderem seltene Rappenantilopen leben. Diese haben wir nämlich im Kruger nicht entdecken können. Es sind wahrhaft herrliche Tiere!
Auf der Strecke Richtung Botswana existieren Orte wie Luxemburg, Limburg oder Baltimore. 35km vor der Grenze übernachten wir letztmals in Südafrika auf dem Camping der Marnitz Kraal Lodge: Alles vom Feinsten. Erstmals auf dieser Reise wagen wir uns in einen Swimming Pool. Bei einer Wassertemperatur von 15C° dauert das Unternehmen allerdings nicht allzu lange!
WIEDER MAL WAS VOM DRIVER zum Grenzübertritt Südafrika – Botswana
Sonntag, 7. Oktober 2014
Wie immer, wenn wir am Folgetag losfahren, bereiten wir uns am Vorabend vor: Strassenkarten kontrollieren, Distanzen berechnen, Reiseführer lesen und, und, und… Da steht doch in unseren Botswana-Buch, der Grenzübertritt bei Martin’s Drift seit touristisch sehr interessant und wenig befahren. Frohen Mutes fahren wir nach einem Zmorge-Kaffee um 07:45 los. Doch schon bald – oh Schreck – steht eine Autoschlange vor uns, auf der linken Strassenseite eine Hinweistafel: 1,5km bis zur Grenze.
Nach zwei Stunden können wir unser Auto vor der Grenzkontrolle parkieren. Jetzt aber schnell die Passkontrolle erledigen… Die nette Beamtin begrüsst uns freundlich, ihr Blick wird aber immer finsterer. Sie teilt uns mit, wir hätten das 90-Tage Visum um 5 Tage überschritten. Wir versuchen ihr zu erklären, dass wir nur fünf Wochen in Südafrika waren und bei der zweiten Einreise nach Südafrika (Beitbridge…) falsch informiert wurden…und schlussendlich, dass wir bloss Schweizer Touristen seien. Alles nützt nichts! Sie stellt ein dreiseitiges Strafformular aus, wir müssen den linken Daumenabdruck hinterlassen und das Ganze auch noch unterschreiben. Nein, keine Geldbusse – wir dürfen aber Südafrika ein Jahr lang nicht betreten und sind nun registriert. Dieses Gesetzt sei seit dem 14. Mai 2014 in Kraft, sagt sie uns noch zum Abschied. Am 4. Juni sind wir abgereist, da müssen wir uns ja wohl keine Vorwürfe machen. Das Carnet de Passage fürs Fahrzeug abstempeln zu lassen ist dann einfach, obwohl hierfür niemand verantwortlich sein will.
Es ist inzwischen 11.45h und schon sehr heiss. Schnell zurück zum Auto und zur Brücke über den Limpopo, der die Grenze zwischen den Ländern bildet. Oh nein – das darf nicht wahr sein: Die Brücke ist nur einspurig befahrbar. Und an diesem Tag muss es so kommen – als zweitvorderstes Auto werden wir angehalten, und dann kommt der Gegenverkehr. Jetzt brauchen wir eine Zigarette. Entschuldige liebes Auto, das machen wir sonst nie!
Nach dem Passieren der Brücke wieder eine Autoschlange, wieder warten. Endlich können wir den Wagen auf einen schrägen Parkplatz stellen. Neben uns zwei deutschsprechende, weisse Namibier. Sofort aussteigen und sich in einer endlosen Kolonne wartender Menschen einreihen. Wie lange sie ist, sieht man nicht. Es sind jedenfalls hunderte von schwarzen Menschen und dazwischen einige weisse Touristen. Es ist inzwischen 12:30h, und die Sonne ist jetzt brütend heiss. Viele ältere Frauen machen schlapp und werden ohnmächtig. Chaos pur!
Um 13:00 kommt unser Retter: Ein schwarzer Junge erklärt uns, dass für weisse Touristen ein spezieller Schalter eingerichtet sei und zeigt uns den Weg. Das funktioniert hervorragend! Haha…die Grenzbeamtin lacht und meint, wir hätten das Südafrika-Visum überschritten. Jetzt wissen wir mit Bestimmtheit, dass wir registriert sind.
Jetzt noch die Autogebühren bezahlen und eine weitere Beamtin überzeugen, das Carnet de Passage abzustempeln. Und zurück zum Auto….nein, nicht auch das noch! Hinter unserem Wagen steht ein riesiger Sattelschlepper! Keine Chance, aus dem Parkplatz zu kommen.
Nach einer weiteren halben Stunde kommt die Lösung: Ein Einheimischer, der schräg vor uns parkiert, kommt zu seinem Wagen…nein, er steigt nicht ein, er nimmt sein Handy und telefoniert! Umbringen? Nein, nützt wohl auch nichts.
Um 14:30 verlassen wir das grösste Chaos, das wir jemals bei einem Grenzübertritt erlebt haben. Nerven liegen blank, Moral auf Nullpunkt. Wir fahren noch bis Palapye auf den sehr schönen Itumela Campground….mit einem sehr guten Restaurant. Das gönnen wir uns heute. Apropos Reisebücher….nein, lassen wir das!
Tja, leider ist der Tag noch nicht zu Ende! Der Beifahrerin fällt plötzlich ein, dass der Heimflug über Johannesburg dann wohl auch in die Binsen geht! Schnell ein Telefonat mit Globetrotter Luzern. Die wissen vom neuen Gesetz auch noch nichts und werden die Sachlage für uns schnellstmöglich abklären.
Etwas beunruhigt fahren wir dann anderntags doch zum Khama Rhino Sanctuary, wo die letzten ca. 40 Nashörner Botswanas ihre Zuflucht haben – rund um die Uhr schwer bewacht. Das Reservat ist nicht sehr gross, und wir entdecken immerhin zwölf dieser gutmütigen, riesigen Kolosse. Es gibt neben den weissen Breitmaulnashörnern auch einige Spitzmaulnashörner im Park. Diese halten sich jedoch mit Vorliebe im dichten Busch auf und sind daher nur sehr schwer zu finden. Die Rhinos hier tragen übrigens alle noch ihre prächtigen Hörner. Die Pisten sind durchwegs extrem tiefsandig und in der Mittagshitze nur sehr schwierig befahrbar. Den Nachmittag verbringen wir auf unserem grosszügigen Campingplatz mit Vogelbeobachtungen. Das ist ein wirklich kurzweiliges Vergnügen, haben doch die Tokos und Graulärmvögel ihre Scheu vor Menschen etwas verloren. Ein Gelbschnabeltoko erklärt unseren Wagen kurzerhand zu seinem persönlichen Spielplatz, und den verteidigt er bis aufs Blut – was haben wir da gelacht!
Zurück in Serowe suchen wir ein Internetcafé auf. Gibt es News von Globetrotter? Ja, tatsächlich…dahingehend, dass sich keine Amtsstelle zur Sachlage definitiv äussern will! Einzig die südafrikanisch Fluggesellschaft teilt mit, dass „Verbrecher“ wie wir bereits beim Check In zurückgewiesen werden. Da sich in Serowe kein annähernd anständiger Campingplatz befindet, fahren wir zurück nach Palapye ins Itumela-Camp, wo es Internet gibt. Wir beauftragen das Reisebüro mit der Stornierung des Heimfluges über Johannesburg und der Buchung direkt ab Windhoek via Frankfurt nach Zürich. Die Bestätigung kommt umgehend und zwar für das gleiche Datum: Am 6. Oktober fliegen wir also doch ab! Auch in Namibia werden wir übrigens die 90 Tage knapp überschreiten, aber vielleicht zeigt sich ein Grenzbeamter gnädig und gibt uns fünf weitere Tage?