Leider wurde aus der geplanten Woche im Kgalagadi National Park nichts (keine Chance ohne Vorausbuchung), so dass wir bereits am 1. Juli über Rietfontein nach Namibia einreisen. Die Beamten sowohl auf südafrikanischer wie auch auf namibischer Seite wissen mit unserem Carnet de Passage nichts anzufangen. Beat muss jedem erst mal erklären, welches Papier er behalten soll und wo der Stempel anzubringen ist. Das kann ja heiter werden… Die Strassenbenutzungsgebühren müssen wir – warum auch immer – im nächsten Dorf entrichten. Aber eigentlich geht alles recht schnell über die Bühne. Genau beim Schlagbaum beginnt auch die für Namibia so typische Schotterpiste, über welche wir dann mit 100 Sachen (zu schnell natürlich) dahinrauschen – es ist fast wie fliegen. Die Farmgebäude liegen hier unendlich viel weiter auseinander, und schon bald sind die ersten Köcherbäume und in der Ferne Gebirgszüge zu sehen. Und – ooops – gerade noch erinnert: Namibia hat Minus 1 Std. zu Südafrika!
Am Nachmittag checken wir für zwei Nächte in der Central Lodge in Keetmanshoop ein, denn wir wollen uns heute unbedingt das Fussballspiel Schweiz – Argentinien anschauen. Abgesehen davon benötigen wir dringend einen Wäsche-Service und Internet. Die Schweizer spielen wirklich sehr gut und verlieren leider trotzdem mit 0:1 – die Fan-Shirts verschwinden im Schränklein! Anderntags dann Reisebericht schreiben, Fotos hochladen und das Auto mit den frisch gewaschenen Sachen wieder einrichten.
Nur gerade 40km nordöstlich liegt das Mesosaurus Camp, welches uns sehr interessiert. Der Farmer hat sich bei Universitäten kundig gemacht und weiss einiges über diese uralten Fossilien zu berichten, welche haufenweise auf seinem Land rumliegen:
Mesosaurus lebte vor 290 bis 270 Mio. Jahren in einem Binnenmeer, welches sich von Afrika bis Südamerika erstreckte, im Ur-Kontinent Gondwana. Dass in Südamerika exakt die gleichen Fossilien gefunden wurden, beweist die Theorie vom Auseinanderdriften der Kontinente. Das Reptil wurde zwischen 40 und 100cm lang und stand damals an der Spitze der Nahrungskette – weit vor dem Auftauchen der Dinosaurier.
Auf dem riesigen Farmgelände stehen ausserdem etwa 5‘000 Köcherbäume (eigentliche Baum-Aloen), welche gerade jetzt herrliche Blüten tragen. Die Buschleute fertigen aus den hohlen Ästen Köcher für ihr Pfeile, daher der Name der Pflanze. Auch eine Menge mit Wüstenlack überzogenes Doloritgestein liegt hier rum – Hinterlassenschaft eines Schlammvulkans, der mächtig gespuckt haben muss. Dass es hier auch Gräber deutscher Schutztruppen-Soldaten gibt, ist eher zufällig. Diese wurden nämlich jeweils genau an der Stelle beerdigt, wo sie gefallen sind.
Anderntags wieder einige km Schotterpiste bis zum Red Dune Camp. Der findige Chef der Farm „Traanendal“ bietet Campingplätze auf einer roten Sanddüne mitten in der Kalahari an. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen! Luft aus den Reifen und rauf auf die Düne. Weite, Stille und Unberührtheit der Landschaft sind einfach atemberaubend. Einen weiteren Tag wollen wir auf dem Farmgelände auf einem Rasenplätzchen verbringen. Unter anderem kann man hier auch leckeres Kudu- und Springbockfleisch sehr günstig erstehen.
Morgens vor der Weiterfahrt dann -3C°, sämtliches Wasser ist gefroren! Einzig aus einem Bohrloch kriegen wir einen Kübel voll, immerhin! Der Farmer besitzt einen sehr starken Kompressor, um unsere Reifen wieder aufzupumpen. Mit etwas Verspätung geht’s dann weiter.
Die Landschaft im Südosten Namibias ist etwas eintönig: Flache Halbwüste, Rinder- und Schafzucht. Die Farmen im Süden sind mit 10‘000 bis 15‘000 ha ausgesteckt, bei so wenig Regen (30mm/Jahr) ist das auch nötig. In Marienthal können wir kurz vor Mittag noch einkaufen – Alkoholisches wird allerdings am Sonntag nicht verkauft. Da sind sie knallhart. Am Nachmittag erreichen wir den kleinen, staubigen Ort Maltahöhe. Ein Campingplatz ist geschlossen, auf dem Camp der Oa Hera Backpackers sind wir die einzigen Gäste. Abends wird es bitterkalt, und wir sind sehr froh, dass der Besitzer für uns etwas Warmes kocht. Heute sind wir um unsere kleine Standheizung extrem froh! Auch morgens lassen wir etwas warme Luft in die Kabine strömen, damit das Aufstehen dann bei 5C° etwas erträglicher wird.
Mit triefenden Nasen los in Flusstal des Tsauchab River zum Camp Hauchabfontein. Der Fluss zeigt sich auf dem Gelände kurz an der Oberfläche, wo offenbar ganzjährig ein paar Pools übrig bleiben. Aber Baden hier – da sind wir zu wenig hartgesotten, obwohl es heute angenehm warm ist! Das Camp ist aber traumhaft schön mit weit auseinander angelegten Plätzen. Abends wird der Weg zu den Waschräumen mit Kerzen beleuchtet und auch Holz steht zur freien Verfügung.
Morgens um 07:30 holt uns die Farmerin Irmi Foerster mit ihrem Auto ab, um uns etwas über die unglaublich vielen, widerstandsfähigen Pflanzen sowie ihren ganz privaten Köcherbaumwald zu erzählen. Auch wenn wir schon oft in Namibia waren – alles wussten wir denn doch nicht. Neben Leopardenspuren erblicken wir in der Ferne dann ein paar seltene Bergzebras. Es weht ein schneidend kalter Wind und wir sitzen zwei Stunden auf dem offenen Pick Up. Zurück im Camp erst mal heissen Tee und eine Menge Papiertaschentücher!
Die Weiterfahrt zum Camp & Lodge Hammerstein dauert nur kurz, bereits um die Mittagszeit treffen wir ein. Hier laufen zutrauliche Springböcke auf dem Gelände rum. Einem davon mussten die Hörner abgesägt werden, da er gerne Touristen rammt – was ich dann auch zu spüren bekomme. Gleich hinter dem Camp verläuft ein Zaun, an welchem sich ein liebesbedürftiger Oryx die Hörner reibt. Aber es wurde uns eingeschärft: Nicht streicheln! Ausserdem gibt es hier grosse Gehege mit Raubkatzen. Beim Leopardenweibchen bleibt man ausserhalb des Zauns, die Wüstenluchse und Geparde dürfen wir aber unter Begleitung aus der Nähe betrachten. Vor allem die Geparde lassen sich überhaupt nicht beirren und liegend laut schnurrend vor unseren Füssen. Berühren ist leider aber auch hier nicht erlaubt. Auf Hammerstein lassen wir uns mal am reichlichen Buffet verwöhnen, benutzen die Liegestühle am (eiskalten) Pool und melden uns mal wieder zuhause. Insgesamt also zwei richtige Ferientage – muss auch mal sein!
Über Solitaire – nur Lodge, Tankstelle und Bäckerei – fahren wir dann weiter über den „Pass der Pässe“ in Namibia: Spreetshoogte. Klar gibt es noch steilere Pässe (und leider wurde dieser inzwischen PW-tauglich gemacht), aber die Aussicht von hier oben auf den Namib Naukluft Park ist atemberaubend! Etwa 10km unterhalb der Passhöhe bleiben wir auf dem winzigen Camp Spreetshoogte, sitzen nur da, bewundern die herrliche Landschaft und geniessen die absolute Stille. Sogar heiss duschen kann man hier – unglaublich!
Die Stadt Rehoboth liegt etwas südlich von Windhoek, und in der Nähe gibt’s ein Naherholungsgebiet mit Campingmöglichkeit am Stausee Lake Oanob. Hier verbringen wir nochmals zwei Tage – auch, um uns im Restaurant das Finalspiel Deutschland gegen Argentinien anzuschauen. Aber auch ein neuer Reisebericht ist bald fällig, und unsere Buchhaltung bedarf der Nachführung. Auch wenn wir gerne an schönen Plätzen übernachten und dafür auch bezahlen (wildes Campieren ist in Afrika nicht empfehlenswert), uns ab und zu ein Restaurant-Essen gönnen und einiges unternehmen, haben wir wirklich nicht viel Geld verbraucht – das ist doch mal was sehr Erfreuliches!
Einige km nördlich von Windhoek liegt Dürsternbrook, die älteste Gästefarm Namibias. Die letzten 18km Piste haben’s in sich! Wir als Schweizer staunen immer wieder, wie abgelegen und oft schwierig erreichbar diese Unterkünfte sind. Es bleiben gerade mal ein paar Minuten, um endlich etwas zu essen, ehe wir uns in ein Leoparden-Gehege fahren lassen. Es handelt sich hier um ein Männchen, ein unwahrscheinlich schönes und muskulöses Tier. Gottlob hat der Fahrer eine Menge Fleisch dabei, so ist „Teddy“ – so sein Name – meist abgelenkt. Wenn er sich aufrichtet und mit seinen riesigen Pranken das Futter auffängt oder sich duckt und uns mustert, wird einem schon etwas bange. Dagegen wirken im anderen Gehege die vier Geparde wie zu gross geratene Hauskatzen. Natürlich sind sie sehr wild, jaulen, fauchen und streiten sich um jeden Happen. Nicht wirklich zahm, aber wir fühlen uns nicht bedroht. Dass all diese herrlichen Katzen nur wegen ihrer Felle an den Rand der Ausrottung getrieben wurden, stimmt uns sehr traurig. Wie kurzsichtig doch Menschen sein können!
Der Campground liegt herrlich einsam an einem Fluss und rund 10 Gehminuten von der Lodge entfernt. Ein unbeschreiblicher Sternenhimmel mit der gut sichtbaren Milchstrasse, der Vollmond und unser kleines Holzfeuer – so kann Glück aussehen!
Am nächsten Tag mieten wir in Windhoek schon mal den Potje (ein Gusseisentopf, der direkt aufs Feuer gestellt werden kann). Die letzte Station vor dem Eintreffen unserer Reisekameraden ist der Campingplatz der Trans Kalahari Inn-Lodge. Hier werden wir auch vor unserer Heimreise im Oktober das Auto stehen lassen. Waschen, das Auto-Innere gründlich vom Staub befreien, Trink- und Brauchwassertanks füllen – der Tag geht rum wie nix. Morgen werden unsere Freunde ankommen, und wir wollen vorher noch für alle drei Wagen einkaufen sowie sie natürlich mit einer Überraschung am Flughafen empfangen. Ab morgen geht die Reise also für über drei Wochen zu sechst weiter und wird uns in ein weiteres afrikanisches Land führen. Mehr dazu dann im nächsten Bericht!