Für kurze Zeit verlassen wir heute die Garden Route, um weiter nördlich die Cango Caves zu besuchen. Es handelt sich um Kalksteinhöhlen gewaltigen Ausmasses. Der Eingang wurde bereits 1780 entdeckt und bis 1975 wurden zwei weitere „Kammern“ gefunden. Die letzte und grösste hat ein Ausmass von drei Sportplätzen und ist über 80m hoch. Inmitten von Sinterterrassen sowie riesige Stalagmiten und Stalaktiten, welche teilweise 1,5 Mio. Jahre alt sind, kommen wir uns ganz unbedeutend vor. Drinnen herrscht eine konstante Temperatur von 18C°, was den zweistündigen Aufenthalt recht angenehm macht. Rein darf man leider nur geführt, da viele Gesteinsformationen – gut ersichtlich – zwecks „Souvenir-Sammlung“ zerstört wurden.
Die äusserst trockene und im Sommer extrem heisse Gegend um Oudtshoorn (bis 50C°) eignet sich hervorragend für die Straussenzucht. Der Besuch einer solchen Straussenfarm bietet sich also geradezu an, um einiges zu lernen.
Mit 11 Monaten sind diese grössten Vögel der Erde schlachtreif, sie können allerdings gut und gerne 70jährig werden! Die Jungvögel – 30 pro Gelege – sind äusserst empfindlich für Augen- und Halsentzündungen sowie Beinbrüche. Die erwachsenen Strausse scheinen jedoch sehr robust zu sein, denn sie lassen sich (ungerne) auch reiten! Bis 200kg Gewicht können auf einem Straussenei liegen, ohne dass es kaputt geht. Ein kleines Detail noch: Eines der wunderschönen Augen wiegt 40g, das Hirn lediglich 30g!
Mangels Campingplatz quartieren wir uns im „Backpackers Paradise“ in Oudtshoorn ein. Es gibt immerhin Internet, Fernsehen und eine Wäscherei in der Nähe. Abends – viele junge Leute benutzen diese Unterkunft – setzen wir uns dann gemütlich vor den Kamin im Aufenthaltsraum und „konfiszieren“ erst mal die TV-Fernbedienung. Die Schweiz spielt heute gegen Frankreich, das erste Spiel, welches wir uns anschauen können. Das Schlussresultat von 2:5 ertränken wir dann erst mal mit einer Flasche südafrikanischem Merlot…
Die Rückfahrt an die Küste führt über wunderschöne Pässe direkt nach Knysna. Ein hübscher, aber sehr touristischer Ort, wo sich Restaurants und Shops dicht an dicht aneinander reihen. Gegen Souvenirshops sind wir eh immun und nur wenige Kilometer weiter liegt der paradiesisch anmutende Campground „Woodsworth“. Eine herrliche Gartenanlage – ganz für uns alleine. Abends können wir uns dank unseres Weltempfänger-Radios einen weiteren Fussballmatch reinziehen.
Weiter auf einer National Route – eine Art Autobahn – ostwärts. Die Pannenstreifen dienen einerseits zum Ausweichen vor Überholern und andererseits als Wege für Fussgänger. Und Velofahrer. Immer wieder laufen Rinder und Paviane über die Strasse, da muss Beat ganz schön auf Draht sein. Aber er macht das wie immer souverän, auch das Linksfahren ist schon Normalität geworden. Nicht zu übersehen sind die Townships, welche heutzutage oftmals an die Strom- und Wasserversorgung angeschlossen sind – immerhin etwas! Bettelnde Kinder vor Supermärkten und Tankstellen tun uns zwar unsäglich leid, aber Geld geben ist absolut tabu.
Am frühen Nachmittag treffen wir im Addo Elephant Park ein. Da noch nicht Ferienzeit ist, kriegen wir problemlos einen Platz auf dem Caravan Park zugeteilt.
Der Addo-Park wurde 1931 als letzte Zuflucht für die fast ausgerotteten Kap-Elefanten eingerichtet. Auch die Kap-Büffel gibt es ausschliesslich nur noch hier. Ein kleiner Game Drive liegt heute noch drin! Die erste Elefanten-Familie lässt nicht lange auf sich warten. Auf der anderen Seite der kleinen Herde steht bereits ein weiterer Wagen und sofort fühlen sich die Tiere bedrängt. Ein tiefes Grollen, Rüssel heben und Ohren wackeln…eine Elefanten-Kuh nähert sich uns bedrohlich und selbst ein Kleiner übt sich schon mal trompetend in gefährlichem Auftreten. Respektvolles Zurückweichen ist nicht möglich, da auch hinter dem Auto Elefanten stehen… Kurze Zeit später ist der Spuk aber vorbei. Abends dann erstmals ein wunderbares Holzfeuer und ein duftendes Steak vom Grill.
Zweiter Tag: Frühmorgens brechen wir zu einer grossen Rundfahrt bis zum südlichsten Punkt des Parks auf. Buchstäblich überall sind Elefanten, Warzenschweine und Kudu-Antilopen zu sehen. Hin und wieder laufen uns auch Zebras, Strausse und Elen-Antilopen über den Weg. Seit 2003 gibt es im Park wieder Löwen, trotzdem scheint uns die Population an Antilopen und Warzenschweinen aussergewöhnlich hoch. Abends beobachten wir dann auf einer Lichtung hunderte von Elefanten in friedlicher Eintracht – wohl eine Art Versammlung.
Am Abreisetag unternehmen wir noch eine kurze Tour zu den nahe gelegenen Wasserstellen. Offensichtlich haben sich sämtliche Elefanten irgendwohin verdünnisiert. Die haben wohl gestern Abend vereinbart, sich in ruhigere Gegenden des Parks zu begeben! Noch kurz ins Elefanten-Haus, wo der riesige Kopf von Hapoor ausgestellt ist, einem riesigen Elefantenbullen, der 24 Jahre lang unangefochtener Herrscher über die Addo-Elefanten war. Am Ende wurde er dann von einem Jungbullen besiegt, hat die massive Parkabschrankung überklettert (!) und musste anschliessend leider erschossen werden.
Weiter geht’s nun nordwärts durch Jansenville – die Gegend der Angoraziegen und Merinoschafe – nach Graaff-Reinet. Das hübsche Städtchen wird zu Recht auch „Juwel der Karoo“ genannt. Über 200 historische, gut erhaltene Gebäude aus der Kolonialzeit ringen uns Bewunderung ab.
Die Weiterfahrt führt uns über Pässe wie Naudeberg (1466MüM) und Lootsberg (1781MüM). Auf letzterem sind die kleinen Wasserstellen noch gefroren! Der „Caravan-Park“ in Britstown ist sehr schmutzig und wirkt wenig vertrauenerweckend, da wir umgehend von bettelnden Kindern umringt sind. Wir beschliessen kurzerhand, noch etwas weiter nordwärts zu fahren und finden auf dem Campingplatz der Farm Kambro eine sichere Bleibe. Nachts beginnt es dann ein wenig zu regnen. Hier kann es offenbar ganz übel nass werden. Es gibt Fotos, auf denen das Farmgelände völlig unter Wasser steht – und das mitten in der Karoo-Wüste.
Den Mokala Nationalpark lassen wir wegen anhaltenden Regenfällen sausen und fahren direkt auf der schnurgeraden N12 nach Kimberley. Der Caravan Park liegt unmittelbar neben dem Big Hole – der grossen Attraktion dieses Ortes. Der Campground scheint uns relativ sicher, unabdingbar in der Stadt mit der höchsten Kriminalitätsrate in Südafrika!
In der Nähe der Stadt wurde 1867 ein Diamant von 21,25 Karat gefunden, welcher später auf den Namen Eureka getauft wurde. Der Stein tauchte übrigens 1974 in der Schweiz wieder auf und ist seither in Privatbesitz. Es wurde ein weiterer Diamant ähnlicher Grösse gefunden, was eine erste Welle von 10‘000 Schürfern nach Kimberley spülte. Es gab weitere Funde auf einem Farmgelände, die alles übertrafen und weitere 50‘000 Glücksritter anlockten. Das Big Hole ist 800m tief, hat einen Durchmesser von 1‘500 Metern und ist damit eines der grössten von Menschenhand geschaffenen Löcher der Welt. Es kann heute über eine 90m lange Aussichtsplattform bewundert werden. 14,5 Millionen Karat Diamanten wurden aus dem Kimberlit-Schlot geholt! Das Big Hole soll – wie die Chinesische Mauer – vom Weltraum aus sichtbar sein. Im Diamanten-Museum können wir dann einige der verführerisch funkelnden Objekte bestaunen. Man kann die damaligen Glücksritter irgendwie verstehen!
Am 27. Juni beginnen in Südafrika die vierwöchigen „Winterferien“. Ab sofort sind unzählige Wohnwägeler und PW’s mit Campinganhängern unterwegs. Abgesehen davon gibt es in diesem Gebiet diverse Minen, was einen enormen Lastwagenverkehr mit sich bringt. Der Campingplatz in Kuruman scheint uns nicht sicher, und abgesehen davon gibt es im Ort seit zwei Tagen kein Wasser! Wir sind ganz schön froh, einigermassen rechtzeitig auf dem Campingplatz der Shomatobe Lodge ausserhalb des Ortes einzutreffen.
Zwei sehenswerte Dinge lohnen den Aufenhalt hier:
The Eye of Kuruman: Ein Naturwunder und Nationales Monument! Aus dieser grössten Quelle der südlichen Hemisphäre sprudeln täglich 20 bis 30 Millionen Liter glasklares Wasser.
Moffat Mission: Von Dr. Robert Moffat 1826 gegründet. Wunderschön, weil sehr schlicht, ist die Steinkirche mit Riedgrasdach, welche 800 Menschen Platz bietet. Der berühmte David Livingstone hat hier geheiratet und fand sein erstes Zuhause auf dem Gelände der Mission.
Ganz besonders freuen wir uns aber jetzt auf den Besuch des Kgalagadi Transfrontier National Parks! Der 40‘000 qkm grosse Park wird von Südafrika und Botswana gemeinsam verwaltet und ist das grösste unberührte Ökosystem im südlichen Afrika. Leider hatten wir keine Chance mehr auf einen Campingplatz im Park, aber wenigstens finden wir auf dem Gelände der Molopo Kalahari Lodge ein schönes Plätzchen. Die 60 km Anfahrt zum Parkeingang nehmen wir gerne in Kauf.
Im zurzeit trockenen Flussbett des Auob River geht’s los in Richtung Mata Mata Camp. Wir können uns nicht satt sehen an den prächtigen Oryx-Antilopen sowie Springbock- und Gnu-Herden.
Und dann: Auf einer Klippe am Flussufer bewegt sich was ganz Anderes! Es ist tatsächlich ein Leopard, der nun unerschrocken in unsere Richtung läuft und unser Auto etwas verdutzt mustert. Leider fährt nun ein zweiter Wagen dazu und er zieht sich blitzartig zurück. WOW – das sieht man nun wirklich nicht alle Tage!!
Wir beschliessen, über die Dünen ins Trockenflussbett des Nossob River zu fahren. Tiere sind zwar kaum zu sehen, trotzdem lohnt sich die Fahrt der herrlichen Landschaft wegen. Ups – beinahe die Zeit vergessen! Es sind noch viele km bis zum Gate und bis 18:00 Uhr muss man draussen sein! Dieses Flussbett ist wesentlich besser zu befahren und Beat gibt ordentlich Gas. Aber an etlichen Wasserstellen schauen wir uns doch um – und an einer liegt wirklich ein Löwenpärchen, welches soeben mit Arterhaltung beschäftigt ist. Welch ein Glückstag!
Die Sonne fällt just vom Himmel – genau so schnell wird es hier nämlich dunkel –, als wir wieder auf dem Campground sind. Unsere letzte Nacht in Südafrika, denn morgen reisen wir nach Namibia ein. Unglaublich, was wir bis jetzt alles erleben durften!