Einziges Ärgernis auf unserer Reise nach Cape Town sind die Verkehrsbetriebe Luzern. Eine halbe Stunde warten wir vergeblich auf den Bus und erreichen dann den Zug erst in allerletzter Minute – aber immerhin… Alles Übrige verläuft problemlos und pünktlich. Cape Town empfängt uns am 5.6. gebührend mit einem kurzen Hagelgewitter. Aber hier ist das Wetter stets unbeständig, insbesondere in den Wintermonaten – kein Problem:)
Wir wohnen in einem kleinen Appartement an der Logan Street, nur 15 Gehminuten von der Waterfront entfernt, und die Aussicht von unserer eigenen Terrasse auf Cape Town ist einfach atemberaubend.
Erst mal die Mailbox öffnen – was wir da sehen, lässt uns kurz innerlich aufschreien: Bereits daheim ist uns aufgefallen, dass der Frachter mit unserem Container vor dem Hafen seine Runden dreht. Nun wird uns vom Spediteur vor Ort mitgeteilt, dass der Kahn wegen eines Sturmes nicht einlaufen konnte und zurzeit nach Port Elizabeth unterwegs ist. Dort erfolgt eine Umladung auf ein anderes Schiff, welches erst am Montag – dem Tag unserer geplanten Abreise – in Cape Town eintreffen wird… Aber in dieser wunderschönen Stadt kann man sich extrem gut die Zeit vertreiben – alles halb so wild!
Die nächsten beiden Tage verbringen wir bei schönstem Sonnenschein mit Sightseeing-Touren. Selbst der Table Mountain ist frei von den ansonsten hartnäckigen Wolken, doch ein eiskalter Wind treibt uns ganz schnell wieder in tiefere Lagen. Es sind kaum Touristen in der Stadt, und es gibt überall mehr als genügend freie Plätze, sei es im Bus, in den Restaurants oder bei Weindegustationen – genau unser Ding.
Es folgen zwei stürmische Regentage, und wir müssen ganz schön auf die Zähne beissen, um die warme Stube überhaupt zu verlassen. Ärgerlicherweise befinden sich all unsere warmen Jacken ja im Auto. Am Dienstag dann – wir sitzen im Sonnenschein an der Waterfront auf einer Terrasse im 1. Stock – sehen wir zwei Containerschiffe einlaufen. Einer wird bestimmt unser Auto bringen – da sind wir uns sicher! Zurück in der Wohnung kriegen wir auch prompt die Mitteilung, dass wir bereits morgen um 10:30 im Büro des Spediteurs erwartet werden. Die für uns zuständige Dame von Mega Freights hat übrigens tolle Arbeit geleistet und uns täglich Updates geschickt – das hatten wir einst ganz anders erlebt!
Am Donnerstag, 12.6., folgt dann das lange Warten – entweder auf einen gnädigen Beamten bei der Zollbehörde oder im Büro des Spediteurs. Am Hafen dann ein kurzer Knall und die Plombe am Container ist ab. Die Freude ist riesig, als Beat die Batterie anschliesst und der Motor zuverlässig brummt. Das Auto wird übrigens nicht durchsucht, der Zöllner will lediglich die Chassis-Nummer abgleichen…grrrr! Nach einer weiteren Warte-Stunde im Büro des Spediteurs dürfen wir kurz nach 14:00 Uhr endlich losfahren. Erstes Ziel ist Worchester, da es dort einen in Reiseberichten über alles gerühmten Gashändler gibt. Bis wir endlich dort ankommen, ist es aber fast dunkel. Da wir noch keineswegs camping-bereit sind, verbringen wir die erste Nacht im B&B „The Habit“ – sehr freundlich und hilfsbereit.
Bei „Gas & Sports“ dann ein sachverständiger Blick auf unsere blauen Butangasflaschen, da wissen wir bereits, dass diese wohl nirgends gefüllt werden würden. Diesmal fackeln wir nicht lange und stellen das Gas-System von amerikanisch auf afrikanisch um. Hier geht das weitaus unkomplizierter, als in den USA! Ein Angestellter nimmt die Montage gleich selber vor – jetzt haben wir schon mal Gas! Überall gibt’s hier diese riesigen Super-Spar – einkaufen wie im Schlaraffenland! Mit gefülltem Kühlschrank fahren wir nach Onrus kurz vor Hermanus. Jetzt noch die Brauch- und Trinkwassertanks auffüllen – endlich sind wir wieder eingerichtet.
Das Wetter ist erst mal wunderbar mild und der Caravan Park in Onrus liegt direkt am Meer. Enorm starke Windböen – hört sich an wie ein heranbrausender Zug – rauben uns den Schlaf. Wie erwartet folgt dann ein Regentag – und wie! Abmarsch ins Dorf, vielleicht finden wir ja irgendwo Internet? Hier muss man schon Restaurants aufsuchen, um z.B. Mails zu checken. Die Verbindung ist allerdings quälend langsam, – das hängt hier tatsächlich mit der Wetterlage zusammen – und die Reservation für den Kgalagadi National Park will nicht klappen.
Auch in der folgenden Nacht rütteln immer wieder Sturmböen am Auto, bis wir nahezu seekrank sind. Wenigstens hat es sich nun ausgeregnet, und wir fahren nach Hermanus, wo sich zwischen Juni und Oktober „Südliche Glattwale“ aufhalten. Auf dem super angelegten Cliff Path können wir stundenlang am Meer entlang wandern. Die Wale haben leider offensichtlich Verspätung – oder die Japaner zu viel Sushi gegessen:(
Kap Agulhas wird die südlichste Spitze des afrikanischen Kontinents genannt, wo – so sagt man – der Atlantik auf den Indischen Ozean trifft. Vom Campingplatz mitten im Ort ist das Kap in 30 Gehminuten erreichbar – bei Gegenwind dauert es allerdings etwas länger:) Ein paar Fotos und eine Nacht hier genügen an diesem windumtosten Ort!
Südafrika hat sich nicht für die Fussball-WM qualifiziert – dieser Anlass interessiert hier demnach keinen – es läuft eh gerade Rugby-Meisterschaft. Was hat die Schweiz wohl gegen Ecuador gemacht? Wir müssen unsere Neugier noch etwas zügeln.
Über gute Gravel Roads erreichen wir am 16. Juni das kleine Naturreservat „De Hoop“. Der Campingplatz mit den sanitären Einrichtungen ist wahrlich vom feinsten, hier bleiben wir zwei Nächte! In diesem Park werden die sehr selten gewordenen Buntböcke mit ihren wunderschönen Fellzeichnungen gezüchtet. Daneben gibt es eine Herde Elen-Antilopen, Strausse und hunderte andere verschiedene Vogelarten – darunter auch den sehr seltenen Kapgeier. Auf einer Rumpelpiste erreichen wir das Meer und erblicken tatsächlich eine grosse Herde Wale. Weit draussen zwar, aber sie sind da! Ach ja: Auch anwesend sind lästige Paviane. Dumme Touristen haben sie mal gefüttert oder den Abfall liegen lassen, und jetzt sind sie aufdringlich bis gefährlich.
Anderntags ein makellos blauer Himmel, die weissen Sanddünen leuchten förmlich im Sonnenschein und das gestern noch schieferfarbene Meer zeigt sich azurblau. Zu unserer Freude sind die Wale heute richtiggehend übermütig, wie sie Wasserfontänen spritzen, auf- und abtauchen und ihre Fluken zeigen. Wir können uns kaum satt sehen! Das ist das Afrika, welches wir sosehr lieben!
Auf einer Wanderung lernen wir Barbara und Thomas aus Triengen (!) kennen – endlich wissen wir, dass die Schweiz Ecuador mit 2:1 geschlagen hat – läck, mier send de guet!
Über gute Schotterpisten fahren wir weiter ostwärts entlang riesiger Farmgelände. Blühende Rapsfelder soweit das Auge reicht, Vieh- und Schafherden sowie Straussenfarmen und in der Ferne schroffe Gebirge. Den Fluss Breede überquert man beim Ort Malgas auf einer handbetriebenen Fähre. Das Ding wird an einem Kabel mit wahrlicher Muskelkraft von vier Männern rüber gezogen – für umgerechnet Fr. 3.80! Am Nachmittag erreichen wir über die gut ausgebaute N2 den Touristenort Mossel Bay. Da hier in der Umgebung lediglich ein Campingplatz offen ist, haben wir erstmals auch mal ein paar Nachbarn. Der Platz ist für rund 500 Fahrzeuge eingerichtet und es sind gerade mal 20 weitere Camper da. Auch hier sind die sanitären Anlagen geradezu sensationell.
Endlich mal etwas Zeit, um am Reisebericht zu arbeiten. Beat hat sich stark erkältet und ruht geniesst draussen die letzten Sonnenstrahlen….bis sich innerhalb von wenigen Minuten der Himmel verdunkelt und wieder mal Regen einsetzt. Winter am Kap!
Donnerstag, 19.6.: Heute unternehmen wir nichts weiter, als an der Homepage zu arbeiten und einen Internetzugang aufzutreiben, was im Internetcafe auch klappt.