Am Morgen des 17. September verlassen wir San Carlos de Bariloche bei Schneetreiben! Trotz dieses miesen Wetters fahren wir Esquel nicht direkt an, sondern machen kurz nach El Bolsón einen Abstecher in den Parque Nacional Alerces. Am Nachmittag zeigt sich dann doch hie und da die Sonne und wir können den wunderschönen Urwald und die Aussichtspunkte auf die Seen geniessen. Leider sind die extrem schönen Campingplätze im Park sowie die meisten Hotels bis Ende Oktober noch geschlossen – wir sind einfach zu früh dran… In Esquel nehmen wir wohl oder übel für zwei Nächte ein Zimmer in der Hostería ANGELINA (das mussten wir einfach, liebe Angela!) um unsere Vorräte an Lebensmitteln und Wasser aufzufüllen, ehe wir dann ins Valle Chubut reisen.
Die wundersamen Felsformationen und die Farbenpracht entlang des Rio Chubut lassen uns immer wieder innehalten und staunen.
Auf halber Strecke erreichen wir den kleinen Ort Paso del Sapo (Krötenpass) und sehen zufällig ein Hospedaje-Schild: Für CHF 30.00 pro Tag warmes Wasser, Küchenbenutzung, WiFi, Fernseher, Gratis-Holzfeuerung, Heizung in allen Räumen… und das ganze Haus für uns alleine. Der patagonische Wind gibt alles und es regnet immer wieder wasserfallartig… keine Frage, wir bleiben! Unserer Philosophie „günstig aber gut und in sicherer, schöner Umgebung übernachten“ ist hier mehr als Genüge getan…haben wir wieder ein Schwein!
Am anderen Morgen lichtet sich die Wolkendecke zusehends, allerdings bläst weiterhin ein kräftiger, kalter Wind. Das Tal öffnet sich immer mehr und wir sehen den Fluss nun kaum noch, die Farben bleiben sich jedoch in der Abendsonne unbeschreiblich schön. Gegen Abend treffen wir im trostlosen Los Altares ein und nehmen im ACA-Motel ein Zimmer mit Heizung. Leider war das Chubut-Tal nicht ganz so unberührt, wie wir uns das vorgestellt hatten. Der ganzen Strecke entlang sind beidseitig der Route Zäune und immer wieder auch Häuser – wir sind wohl etwas zusehr afrika-verwöhnt!
Weiter geht’s endlich in Richtung Meer! Im von Walisern gegründeten Gaiman nisten wir uns auf dem schönen (leider nicht sehr sauberen) Campingplatz der örtlichen Feuerwehr ein. Uns gefällt das Städtchen mit seinen Teehäusern und Rosengärten sehr, hier kann man alles zu Fuss erledigen.
Auf den paläontologischen Park „Bryn Gwyn“ sind wir sind schon lange gespannt…und es wurde wahrlich nicht zuviel versprochen. Die 3-stündige Wanderung führt durch 40 Millionen Jahre Erdgeschichte. Auf dem Weg über verschiedene Schichtstufen sind immer wieder Fundstellen zu bewundern, angefangen bei 38 Millionen alten Wespennestern bis zur obersten Schicht mit versteinerten Skeletten von Delfinen und jeder Menge Muscheln aus der Zeit vor 10‘000 Jahren.
Wir wurden von verschiedenen Seiten vor Dieben rund ums Paläontologische Museum in Trelew gewarnt und nehmen uns im Touring-Hotel ein Zimmer, um das Auto in Sicherheit zu wissen. Das Museum ist für Interessierte eine absolute Wucht mit seinen ältesten und auch grössten je gefundenen Saurier-Skeletten. Die Wanderung im Bryn Gwyn-Park war eine sehr gute Vorbereitung darauf. Der Hammer ist jedoch, dass unser Hotel – in keinem Reiseführer erwähnt – eine echte Rarität ist! Das Restaurant hat den Charme des alten Luzerner Bahnhof-Buffets und überall sind Fotos und alte Ausstellungsstücke zu sehen. Unter Anderem sind auch – und das ist bewiesen – Butch Cassidy und seine Räuberbande aus den USA auf ihrer Flucht hier abgestiegen!
Am 24. September erreichen wir endlich Puerto Madryn und damit die Küste. Eine hübsche Stadt mit einer langen Uferpromenade, in der aber ebenfalls Diebesbanden ihr Unwesen treiben. Auf dem ACA-Campingplatz fühlen wir uns gut aufgehoben und besuchen gleich das moderne ECO-Zentrum, wo uns die heimischen Meeresbewohner näher gebracht werden. Am nächsten Tag zieht es uns zur Punta Loma mit seiner beachtlichen, imposanten Seelöwen-Kolonie sowie zu den See-Elefanten bei Punta Ninfas. Ganz abgesehen von etlichen Glattwalen, die immer wieder weit draussen in der Bucht zu sehen sind! In Punta Ninfas sind wir übrigens nicht zum Strand runtergestiegen, da auch hier des öfteren Autos ausgeraubt werden…
Zurück auf dem Camping stellt Beat fest, dass Motorraum sowie -haube mit Motorenöl vollgespritzt sind. Wir brauchen einen Mechaniker! Der Chef des Platzes weiss Rat und gibt uns die Adresse einer Defender-Werkstatt hier in Madryn. Wir gehen den Schaden sofort vorzeigen und sie glauben, die defekte Stelle gefunden zu haben. Da unser Landrover neueren Jahrgangs ist (2007), muss zerst ein Werkzeug hergestellt werden, um überhaupt den Ventilator rausnehmen zu können. Das beschädigte Objekt ist dann ein deformierter Plastikdeckel am Motorblock, der aber nur in Buenos Aires bestellt werden kann – Wartefrist 10 Tage. Wir schliessen einen Kompromiss und lassen den Deckel mit Silikon abdichten und – falls es wirklich nötig ist – einen neuen bestellen. Hauptsache, wir können wieder rumfahren. Nach 4 Stunden in der Garage und zurück auf dem Camping müssen wir leider feststellen, dass es eher noch schlimmer aussieht. Beat schaut sich das Ganze nochmals genauer an und findet eine zweite Stelle, an der Öl austritt: Die Bremsunterdruckpumpe. 3 Stunden später stehen wir also wieder in der Werkstatt. Es stellt sich heraus, dass es leider nicht die Dichtungsplatte sondern die Dichtung am Antriebsrad ist, und eine Reparatur dieses Teils ist nicht möglich. Der Ersatz kann gottlob direkt beim Hersteller von Ford-Motorteilen bestellt werden und sollte – da ein Wochenende bevorsteht – nach 3 Tagen eintreffen. Ohne Spanisch-Kenntnisse wären wir übrigens extrem dumm dagestanden!
So sind wir zu einer Reisepause verdonnert und müssen uns bis zur Peninsula Valdez noch ein wenig in Geduld üben. Aber erstens ist das Ganze nicht in einer abgelegenen Gegend passiert, zweitens ist Puerto Madryn am Golfo Nuevo ein sehr ansehlicher Ort MIT Defender-Werkstatt und drittens wird es immer wärmer und auch der Wind ist nur noch ein laues Lüftchen. Es hätte also noch weit schlimmer kommen können!
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