1. bis 15. August 2013 Vom Denali National Park (Alaska) bis zum Dempster Highway (Canada)

Morgens besichtigen wir das historische Städtchen Talkeetna mit seinen Blockhäusern aus der Pionierzeit. Aber DANN geht’s los zum Juwel der amerikanischen Nationalparks: Denali!

Schon auf dem Gebiet des State Parks ist der höchste Berg Nordamerikas, der 6‘194 m hohe, mächtige Mount McKinley, optimal zu sehen. Wir schiessen Fotos wie die Wilden – kein Wunder bei diesem makellos blauen Himmel. Die Extrafahrt zur Princess Lodge wäre nicht mal nötig, der „Berg der Berge“ ist auf beinahe der gesamten Fahrt im Blickfeld. Diesmal sind uns die kilometerlangen Baustellen – die Instandhaltungsarbeiten können hier nur im kurzen Sommer vorgenommen werden – ganz willkommen, so können wir in aller Ruhe innehalten und staunen. Schade, dass wir Nicht-Angler sind, denn die Flüsse wimmeln hier vor Lachsen! Man lernt eben nie aus…

Mit unserer Reservation auf dem Raley Creek Campground im Park sowie der Bustour hat alles geklappt – jipiiie!! Die Sites sind sehr grosszügig angelegt und es gibt allen erdenklichen Service hier. Nationalfeiertag: Abends geht’s ganz patriotisch zu bei uns: Die Schweizerfahne dient als Tischtuch und der Champagner aus dem Anderson Valley muss dran glauben. Jawoll, auch die erste Strophe der Nationalhymne kriegen wir hin!

Um Mitternacht ist es immer noch hell, die Schlafenszeiten verringern sich entsprechend. Dennoch: Morgens um 04:30 aufstehen, Rucksack packen und zum Wilderness Access Center wandern. Punkt 06:15 fährt der Shuttle Bus zum Wonder Lake los. Nach kurzer Fahrt durch borealen Wald erreichen wir die baumlosen Höhen der Tundra mit einer grandiosen Weitsicht auf Täler, Flüsse, Gletscher und Berge. Auf dem Sable Pass zeigen sich einige Grizzlys und uns wird erst jetzt bewusst, wie riesig diese Bären sind! Immer wieder erspähen wir auch durch die Hochebenen streifende Karibus. Höhepunkte sind dann aber die verschiedenen Ausblicke vor wolkenlosem Himmel auf den Mount McKinley – diesmal von Norden. Obwohl wir immer noch ca. 60 Meilen entfernt sind, erscheint der Berg monumental. Am Wonder Lake trüben leider bereits Schleierwolken die Sicht. Aber wenn man bedenkt, dass viele Besucher statt des Berges nur eine Nebelwand sehen…welch ein Volltreffer! Nach elf Stunden im Bus kehren wir todmüde aber überglücklich auf den Campground zurück.


Anderntags mal wieder wandern! Bewaffnet mit Pfefferspray (gegen Bären natürlich) steigen wir zum Mount Healy Overlook hoch. Ein gewaltiger Rundblick erwartet uns, allerdings nicht auf den Mount McKinley. Plötzlich zieht sich die Wolkendecke zu und wir sind gezwungen, den Rückweg etwas schneller unter die Füsse zu nehmen. Kaum im Tal angekommen, beginnt ein eiskalter Sprühregen. Spätabends zeigt Alaska sein wahres Gesicht: Mit einsetzendem Regen fällt die Temperatur innerhalb kurzer Zeit auf unter 5C°! War’s das schon mit dem Alaska-Sommer?

Der nächste Morgen zeigt sich äusserst ungemütlich – wir ziehen Leine! Der „Magic Bus“ aus dem Doku-Drama „Into the Wilde“ (Christopher McCandless wollte sich in der Wildnis beweisen, hat sich dann aber leider aufgrund einer Verwechslung essbarer Pflanzen selbst vergiftet) steht 65km entfernt etwas ausserhalb des Parks (N 63 52 7, W 149 46 10) – wir lassen das bleiben. Heute steht der Denali Hwy – 100 km ungepflegte Schotterpiste – auf dem Programm. Trotzdem es immer wieder regnet, ist manchmal ein Blick auf die umliegenden Gletscher und Berge der Alaska Ranche möglich. Das und immer wieder querende Elche entschädigen für alles! Nicht zu vergessen die Blaubeersträucher überall, die Natur hat reich gedeckt! Für die Nacht stellen wir uns auf den Campground direkt am See im Fielding Lake State Park (gratis – hier will keiner Geld von uns).

Auf dem Richardson Hwy überqueren wir die Alaska Ranche. In Delta Junction endet der Alaska Hwy und ständige Begleiterin ist unübersehbar die Trans Alaska Pipeline.

Trans Alaska Pipeline
Nach dem Erdölfund von 1968 in der Prudhoe Bay am Nordpolarmeer wurde die Pipeline in Rekordzeit von 1975 bis 1977 fertiggestellt und erstreckt sich über 1‘287 km bis zum eisfreien Hafen von Valdez. Geologen leisteten während fünf Jahren Vorarbeit, da es einige besondere Herausforderungen zu bewältigen galt. Drei Gebirgsketten sowie unzählige Flüsse und Ströme mussten überquert werden. Ausserdem zwang der Permafrostboden Alaskas die Konstrukteure dazu, die Pipeline über fast die Hälfte der Strecke auf Stelzen zu bauen. Durch den Temperaturunterschied zwischen der Umgebung und dem Erdöl wäre die Pipeline ansonsten durch das tauende Eis im Boden versunken. Nicht zu vergessen Erdbeben! Immer wieder sorgen Lecks in der inzwischen maroden Pipeline für unübersehbare Umweltprobleme.

Kurz vor Fairbanks machen wir in North Pole auf dem Riverview RV Park einen Halt für zwei Tage. Wir müssen das Erlebte verdauen – Zeitdruck hin oder her. Und North Pole ist wirklich witzig: Mit seinem werbewirksamen Namen zieht die Stadt Spielwarenfabrikanten aus aller Welt an. Hier sehen sogar die Strassenlaternen aus wie Zuckerstangen und „Santa Claus“ hält 365 Tage im Jahr Hof. Das ist doch mal was ganz Anderes! Im Santa Claus House lassen wir uns von weihnachtlicher Musik einlullen und zu unnötigen Käufen hinreissen.

In Tok – dem letzten Übernachtungshalt in Alaska – dürfen wir einer interessanten und aufschlussreichen Vorführung zum Thema „Alaska-Huskys“ sowie einer Schilderung des „Iditarod Trail Sled Dog Race“ beiwohnen. Die leichtgewichtigen Verwandten der sibirischen Huskys sind überraschenderweise extrem wild auf Streicheleinheiten – aber wehe, wenn sie rennen dürfen! Ein Hund benötigt übrigens während eines Rennens 10‘000 Kalorien pro Tag – man stelle sich vor! Das ist die eigentliche organisatorische Herausforderung während eines Wettkampfes.

Mit dem Verblühen des pinkfarbenen Alaska Fireweed (Waldweidenröschen) verlassen wir Alaska nach rund 3‘300 gefahrenen km nach nicht mal drei Wochen (für den Dalton Hwy blieb leider keine Zeit mehr). Ein Land, wo Kleinflugzeuge unentbehrlich, herrliche Landschaften auch für verwöhnte Schweizer-Augen etwas Besonderes, Tiere zahlreich und die Menschen offen und hilfsbereit sind. Es war warm, sehr warm sogar – vielleicht kriegten wir von den berüchtigten Moskitos deshalb nur wenig zu spüren. Hoffen wir, dass dieser heisse Sommer hier oben ein einmaliges Vorkommnis ist!

Der vielgepriesene Top-of-the-World-Highway über die Grenze nach Kanada haut uns nicht von den Socken, denn viele Baustellen vermiesen einem das Gefühl von „Fahren durch einsame Wildniss“. Ausserdem liegt Rauch eines nahen Waldbrandes in der Luft und es ist leicht bewölkt. Interessant sind aber die Goldsucher an den Wasserläufen! Ein letzter Blick auf die Alaska Ranche, die Uhr wieder um eine Stunde vorstellen – und schon sind wir wieder im Yukon. Ein grossartiger Anblick ist dann der geschichtsträchtige Yukon River, den wir mit einer Fähre überqueren müssen, um in die Goldgräberstadt Dawson City zu gelangen.

Dawson City wurde 1896 zu Beginn des Klondike-Goldrausches gegründet. Zu erreichen war die Siedlung nur über den White Pass oder den berüchtigten Chilkoot Trail (heute in drei Tagen zu bewältigen) und danach über einen langen und beschwerlichen Weg per Hundeschlitten oder Kanu, später per Schaufelraddampfer auf dem Yukon River. Zum Höhepunkt des Booms 1898 zählte die Stadt 40‘000 Einwohner. Auch der Schriftsteller Jack London (Ruf der Wildnis, Wolfsblut) folgte dem Ruf des Goldes und wohnte kurze Zeit in Dawson. 1902 lebten nur noch 5‘000 Menschen, heute noch ca. 1‘400 im Ort. Renovierte historische Gebäude, ein Casino mit Can-Can-Show, ein alter Raddampfer, ein sehr gut bestücktes Goldrush-Museum und ein Free Claim für Amateur-Goldsucher ziehen heute Besucher aus aller Welt an. Mit etwas Phantasie kann man sich das harte Leben von damals gut vorstellen. Wir bleiben drei Nächte hier, verbringen viel Zeit mit Museumsbesuchen, einem Casinotrip und Ausruhen – ein wenig Pause, ehe wir das nächste Ziel in Angriff nehmen, nämlich den Dempster Highway!

Ein weiterer, lange gehegter Traum geht in Erfüllung! In die Einsamkeit des Nordens auf 740 km Schotterpiste (und zurück) über mehrere Pässe, durch die Ogilvie und Richardson Mountains und über den Arctic Circle hinaus bis nach Inuvik. Wir kreuzen dreimal die kontinentale Wasserscheide zwischen Pazifik und Nordpolarmeer, überqueren den Peel River und den Mackenzie River mit Fähren, fahren durch verschiedenartige boreale Wälder sowie einen grossen Teil durch baumlose Tundra in den Northwest Territories.

Auf dem Weg machen wir einen Zwischenstopp auf dem wunderschön auf dem Hochplateau gelegenen Campground des Eagle Plains Hotels und erreichen nach zwei Tagen Fahrt das Ziel Inuvik – mit 3‘500 Einwohnern die drittgrösste Stadt in den Northwest Territories und grösste Stadt Kanadas nördlich des Polarkreises. Die nächsten Orte Aklavik und Tuktoyaktuk können per Auto nur im Winter über den zugefrorenen Mackenzie River erreicht werden. Ausser der schneeweissen Iglu-Kirche gibt es hier nicht viel zu sehen. Einfach eine kleine Stadt, die von Déné-Indianern, Inuit und zugezogenen Weissen bewohnt ist. Ziemlich erschöpft und gut durchgeschüttelt fahren wir abends auf den Happy Valley Territorial Campground.

Schwarzbären, Grizzlys, Wölfe und Falken durften wir unterwegs beobachten. Bis vor etwa 8‘000 Jahren wanderten noch Mammuts durch die Tundra-Höhen – mit ein wenig Phantasie kann man sie fast sehen.

Strassenbau im hohen Norden ist kompliziert! Der Bau des Dempster Highways nahm denn auch ab 1959 20 Jahre in Anspruch und verläuft erhöht auf einer isolierenden Schotterschicht über dem Permafrostboden. Es gibt kaum Verkehr, aber der hat’s in sich! Die Lastwagen donnern mit irrsinniger Geschwindigkeit über die Piste und hüllen alles rundum für Minuten in dichten Staub, was uns mehrfach zum Anhalten zwingt. Noch zu erwähnen die umherfliegenden Steine…unsere Windschutzscheibe ist um eine böse Delle reicher. Nachdem wir auf der Hinfahrt strahlend schönes, warmes Wetter geniessen konnten, führt die Rückreise anfänglich durch eine dichte Nebelsuppe. Erst ab dem Wright Pass zeigt sich wieder die Sonne.

Hier oben beginnt der Herbst früh, es sind bereits die ersten Verfärbungen zu sehen. In wenigen Wochen, wenn die Karibus von ihren Weidegründen am Nordpolarmeer zurückkehren, wird die Tundra tiefrot sein. Der erste Schnee ist dann nicht mehr fern.

Der Campingplatz unserer Wahl ist geschlossen, also halt nochmals nach Dawson City – müde, schmutzig aber überglücklich. In Alaska toben derzeit riesige Wildfeuer, die das Städtchen in ein seltsames Licht tauchen. Durch den Rauch ist die Sonne knallig orange zu sehen und beissender Gestank liegt in der Luft. Viele Reisende machen sich Sorgen, ob die Weiterfahrt nach Alaska derzeit möglich ist. Hier, diesseits des Yukon River, können offensichtlich keine hilfreichen Auskünfte eingeholt werden.

Auf unsere Weiterreise hat das gottlob keinen Einfluss! Uns zieht es nun zu neuen Zielen südostwärts in den Provinzen British Columbia und Alberta.

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