Vom Harris Beach State Park sind es nur ein paar Meilen bis in den Redwood Nationalpark – das letzte Ziel in Kalifornien. Der Park bewahrt die Reste eines Waldes, der einst 8‘000km2 bedeckte, ehe grosse Gebiete der kommerziellen Abholung zum Opfer fielen. Trotz Schutz vieler Teile waren die erstaunlich verwundbaren Riesen gefährdet, denn die Holzfällung in den umliegenden Gebieten drohte die flach wurzelnden Redwoods durch fortgeschwemmte Boden- und Sedimentablagerungen zu ersticken. In letzter Zeit wurde viel renaturiert, doch es dauert noch mindestens 50 Jahre, bis die Narben des Holzschlages verheilt und weitere 250 Jahre, bis aus den Sämlingen erwachsene Bäume geworden sind. Redwoods werden zwar nicht so dick und alt (immerhin aber auch mindestens 1‘500 Jahre) wie die Sequoias, dafür aber noch höher: Bis zu 93m hoch sind diese grössten Lebewesen der Erde. Wir wandern viele Kilometer und staunen schweigend vor diesen ehrfurchtgebietenden Riesen. Ein unbeschreiblich beruhigendes Erlebnis abseits vielbegangener Touristenpfade. Nur….Bären haben wir noch immer nicht gesichtet!
4. Juli, Independence Day und wichtigster Feiertag der USA (inkl. verlängertes Wochenende!). Vorsorglich haben wir auf dem KOA „Oregon Dunes“ bei Newport einen Platz für drei Tage reserviert. Die Gäste hier sind durchwegs ATV-Fans und düsen mit ihren kleinen Quads von morgens bis abends die Dünen rauf und runter – gross und klein! Die Motoren sind laut und stinken, also nicht gerade das Paradies… Den 4. Juli haben wir mit Spannung erwartet, werden doch überall Paraden und Feuerwerke angekündigt. Die Feier gestaltet sich hier verhalten, denn die Funktionstüchtigkeit der ATV’s hat absoluten Vorrang.
Die Pazifikküste Oregons ist wilder als in Kalifornien, aber mindestens ebenso faszinierend. Wir haben kurze Tagesstrecken gewählt und geniessen die Landschaft so oft wie möglich. Auf dem Weg liegt die Sea Lions Cave: Eine riesige Höhle, die von Seelöwen „bewohnt“ ist. Klar ist der Besucherandrang derzeit gross, trotzdem ein ganz aussergewöhnlicher Anblick.
Im South Beach State Park werden wir – wie schon extrem oft übrigens – auf unser Auto angesprochen. Alle finden den „Truck“ cool. Einer zeigt sogar tatsächlich Kaufinteresse. Kommt natürlich nicht in Frage!
Es ist kühl und der Wind noch kühler, aber ein herrlicher Tag für eine ausgedehnte Strandwanderung. Bis auf ein paar ganz Verwegene laufen alle in dicken Kleidern rum, und erstmals seit langem werfen wir wieder mal unsere Heizung an …sie funktioniert noch tadellos! Ehe wir weiter nach Norden reisen, besuchen wir das Oregon Coast Aquarium in Newport. Sehr schön angelegt mit grosszügigen Becken. Die einheimische Tier- und Pflanzenwelt über und unter Wasser wird auf aufschlussreiche Weise gezeigt. Die witzigen Papageientaucher machen sich einen Riesenspass daraus, möglichst viele Besucher nass zu spritzen – herrlich!
Am äussersten Nordzipfel von Oregon liegt der Fort Stevens State Park. Den ganzen Tag schon konnte die Sonne den Küstennebel nicht durchdringen, und entsprechend trostlos wird dann auch der Aufenthalt. Keine Lust auf Beach-Spaziergänge im Nebel!
Frühmorgens überqueren wir das Delta des Columbia Rivers und gelangen in den Bundesstaat Washington. Die Fahrt entlang der Küste bleibt neblig und trostlos. Je weiter wir aber ins Landesinnere gelangen, desto sonniger wird das Wetter und wir geniessen die ländlichen Gegenden von Washington State. Bei strahlendem Sonnenschein und warmen Temperaturen erlauben wir uns im Potlatch State Park direkt am Hood Canal ein paar ruhige Stunden.
Damit wir auch den Olympic Nationalpark besuchen können, heisst es früh raus! Unterwegs erst mal einen Abstecher zum Lake Cushman und frühstücken. Am Mittag auf dem KOA Sequiem schnell Mails checken (wir haben ja immer noch kaputte Scheinwerfer und leider noch keine Antwort von der Werkstatt…) und wieder los zum Nationalpark. Immerhin reicht es für eine Fahrt entlang des Lake Crescent und zu den Salmon Cascades am Sol Duc River. Leider schwimmen die Lachse aber erst im Frühherbst hier hoch. Der Park ist riesengross, bietet eine unvergleichliche Küstenlandschaft und unzählige Kilometer Wanderwege! Alles sausen gelassen für Alaska…
Beats Bruder Heiry in Toronto geht’s zurzeit ziemlich übel und er muss erneut ins Krankenhaus. Leider ist die Internetverbindung sehr schlecht und wir können uns zurzeit nicht melden. Wir machen uns grosse Sorgen.
Morgens um 07:00 stehen wir im Hafen von Port Angeles und warten auf die Fähre nach Victoria, Vancouver Island. Pünktlich nach 1 ½ Stunden Fahrzeit erreichen wir kanadischen Boden. Erst mal müssen wir die kanadischen Einreiseformalitäten über uns ergehen lassen. In den USA haben wir schon mal zwei Tomaten, drei Kiwis und ein bisschen Feuerholz entsorgt, nun nehmen sie uns auch noch eine Mini-Dose Pfefferspray weg. Das könne man in Kanada auch kaufen, gegen Bären reiche ein weniger starker Spray. Die Waffengesetze in Kanada sind viel strenger, was wir ja eigentlich sehr begrüssen. Und wir haben ja noch vier davon:)
Die nächsten Stunden umrunden wir – nachdem wir uns beim CAA mit Kanada-Karten eingedeckt und endlich einen Parkplatz gefunden haben – den inneren Hafen von Victoria zu Fuss. Zwar nur ein Spaziergang, aber immerhin mal ein bisschen Bewegung und Victoria ist eine sehr schöne und sehr britische Stadt. Der West Bay RV Park liegt mitten in der Stadt. Hier treffen wir wieder mal auf etliche Schweizer-Urlauber – Plauderstunde! Und aus Toronto kommt Entwarnung: Heirys Zustand ist viel besser geworden, und wir können nun beruhigt weiterreisen.
40km nördlich von Victoria in Duncan soll es eine Land Rover-Garage geben. An besagter Adresse befindet sich aber lediglich eine Baufirma. Bei einer weiteren Garage kann uns – aus Zeitgründen oder so… – niemand helfen. So gucken wir uns wenigstens die wunderschöne Sammlung von Totempfählen an, welche in der Innenstadt von Duncan dutzendweise ausgestellt sind. Das ist mal eine originelle Stadtgestaltung! Kurzfristig haben wir – da wir ja nicht wussten, ob überhaupt Garage und wie lange – bei Parksville für eine Nacht einen (teuren) Campsite in einem RV-Park reserviert.
So! Aber jetzt wollen wir endlich eine Whale Watching Tour buchen! Unsere Bemühungen, in Telegraph Cove noch einen Campsite zu finden, sind leider ergebnislos geblieben. Dafür finden wir in Port Hardy den günstigen und gut eingerichteten Port Hardy RV Resort. Da wir eigentlich nicht soooo weit fahren wollten, bleiben wir dafür gleich drei Nächte. Ein traumhaft schöner Platz direkt an einem kleinen Fluss, der bei Flut landeinwärts gedrückt wird. Weisskopf-Seeadler über unseren Köpfen, wilde Himbeeren hinter dem Wagen und Bären….nein, immer noch nicht!
Wir kriegen die letzten beiden Plätze auf dem Whale Watching Boot für den nächsten Tag, übermorgen ist alles ausgebucht! Ein zwar nicht ganz billiges Unterfangen, für Interessierte aber enorm lohnenswerte 5 Stunden. Schon nach ein paar Minuten zeigt sich der erste Minke Whale, dutzende Orcas tauchen rund ums Schiff immer wieder auf, und zuletzt zeigt sogar ein Humpback Whale seine riesige Schwanzflosse. Nur Grauwale und Delphine bleiben fern. Als Dessert dann eine grosse Kolonie der beachtlichen Stellerschen Seelöwen.
Am 15. Juli fahren wir morgens früh auf die Fähre für die 15-stündige Fahrt nach Prince Rupert. Eine tolle Reise in einer phantastischen Landschaft und bei strahlend schönem Wetter. Ausser einer Indianersiedlung und ein paar Leuchttürmen ist nichts zu sehen, das an Menschen erinnert. Die Fähre zeigt sich insgesamt sehr komfortabel und das Diner-Buffet ist ein absoluter Hammer: Salate, Lachs, Crevetten, vier Fleischgerichte und jede Menge Desserts – „all you can eat“! Pünktlich um 22:30 erreichen wir Prince Rupert (eigentlich die regenreichste Stadt Canadas) und ein paar Minuten später das Hotel „Moby Dick Inn“. Jetzt noch kurz schlafen und ab in den Norden: Alaska ruft!