Der Spass in Las Vegas hält sich in Grenzen, insbesondere bei 46C° und schockgefrierenden Klimaanlagen! Nach der Ankunft widmen wir uns als Erstes der Wiederbelebung unseres GPS, welches sich vor zwei Tagen verabschiedet hat. Thomi muss eine Nachtschicht schieben, da wir ja 9 Stunden hinter MEZ-Zeit liegen – und obendrein die Internetverbindung sehr schlecht ist. Nach drei Stunden ist es aber geschafft! Lieber Thomi, ganz herzlichen Dank für den Sondereinsatz!
Zuerst den mehrmals eingetrockneten Schweiss abduschen und dann los zum Strip. Der KOA-Campground Circus Circus liegt übrigens direkt hinter dem gleichnamigen Casino. Schon irre, was hier so mitten in der Wüste abgeht. Da wir uns jedes Hotel und natürlich die dazugehörigen Casinos sowie eine Show ansehen wollen, schaffen wir es nur bis zur Mitte dieser berühmten Strasse. Ja, und essen – beinahe verpasst! Wahnsinn, was hier abgeht!
Am zweiten Tag ist Garage-Termin bei Land Rover Las Vegas. Ein Super-Laden (für Luxus-Ranch Rover) mit einer genialen Bedienung. Wir sind nicht unfroh, uns vier Stunden lang in den noblen und angenehm klimatisierten Räumlichkeiten aufhalten zu dürfen. Alles wird überprüft und für gut befunden, nur unser defekter Scheinwerfer-Schalter kann leider nicht ersetzt werden, denn Ersatzteile für Defender gibt’s hier nicht. Wohin wir besagtes Teil senden lassen wollen, steht noch in den Sternen… Weiter zum Neon-Museum resp. dem „Friedhof der Leuchtreklamen“. Die Adresse finden wir zwar, leider aber kein Museum! In keinem Prospekt und keinem Buch ist etwas Derartiges erwähnt – schade! Wir flüchten vor der Hitze erst mal in den Campingplatz-Pool.
Abends nehmen wir den Bus zum bis zum Luxor-Komplex, von da wollen wir zu Fuss zurück. In diesem Teil des Strips ist wirklich alles XXXL! Ob New York New York, Paris oder Palazzo – tagsüber sowie abends ein grossartiger Anblick, aber überall sehr laut, hektisch, und die Amis noch fetter als sonst wo. Tausende Klimaanlagen treiben die Temperatur zusätzlich in die Höhe. Einen Versuch war’s wert, aber jetzt nichts wie zurück zum Campground. American Way of Life – naja, nicht so unser Ding…!
Im Death Valley reicht es genau für einen 800m-Trail zum ersten Aussichtspunkt, alle übrigen Wege lassen wir schön bleiben. 1913 wurde hier die weltweit höchste je gemessene Temperatur verzeichnet: 57C°. Da kommen wir heute mit 49C° noch gut weg. Im Park liegt auch mit -86m der tiefste Punkt Nordamerikas. Am Nachmittag ist die Übung für uns zu Ende, alles klebt und tropft, und das ganze Trinkwasser ist eine lauwarme Brühe. Auf dem Panamint Springs Campground geniessen wir im heissen Wüstenwind eine herrliche Aussicht auf das Valley.
Kaum aus der Wüstenzone raus, fahren wir die Sierra Nevada entlang immer höher hinauf, bis auf über 2‘300 müM. Auf den Gipfeln zeigt sich noch immer etwas Schnee und es kühlt merklich ab. Da es uns zurzeit gesundheitlich nicht so berauschend geht, legen wir auf dem Mono Vista RV-Park in Lee Vining eine Nachmittagspause ein – mit Sicht auf den stahlblauen, 760‘000 Jahre alten und von Vulkanismus geprägten salzhaltigen Mono Lake.
Der Yosemite Nationalpark liegt in einer Höhe zwischen 600 und 4‘000müM, ist 3‘080 km2 gross und beinhaltet höhenbedingt fünf verschiedene Ökosysteme. Vor über zehn Millionen Jahren wurde die Sierra Nevada durch Faltung in die Höhe gedrückt. Sie neigte sich gegen Westen und es bildeten sich die steilen Ostabhänge, sowie tiefe, enge Canyons in den Flussbetten. Die Bewegung der Eismassen während der Eiszeit höhlte die Flusstäler zusätzlich aus.
Es wäre perfekt zum Wandern hier, angesichts der andauernden Zwangsaufenthalte vor Restrooms müssen wir aber klein beigeben. Es reicht gerade mal für einen kurzen Fussmarsch, den Rest verbringen wir auf der Durchfahrt im Auto oder eben… Immerhin: Die sensationelle Aussicht auf das Yosemite Valley vom Glacier Point, das lassen wir uns nicht nehmen! Dass die Kalifornier ab Juni bereits Ferien haben, äussert sich ganz besonders in diesem Park durch ein enorm hohes Verkehrsaufkommen und Besuchermassen. Für den Wawona Campground ganz im Süden konnten wir vor einigen Tagen online noch den letzten (Zelt)platz reservieren. Was sind wir abends dankbar für ein Plumpsklo und nicht nach einem Schlafplatz suchen zu müssen.
Die nächsten beiden Tage verbringen wir im Miller Lake State Park – mit Auto putzen, Brauchwassertanks reinigen und was sonst alles dringend mal nötig ist. Das Schwimmen im See kühlt wohltuend ab und obendrein lernen wir Manuela und Roger aus dem Freiamt kennen. Wieder mal lustige, ungezwungene Abende mit gemeinsamem Essen, dem einen und anderen Glas Wein und guten Gesprächen! Vielen Dank dafür!
Der Sequoia & Kings Canyon Nationalpark ist nicht weit entfernt. Die dort vorkommenden Giant Trees – Riesenmammutbäume oder Riesensequoias – lassen einen sehr winzig und unbedeutend erscheinen. Der grösste unter ihnen, General Sherman Tree – 84m hoch und zwischen 2‘800 und 3‘200 Jahre alt -, gilt als das älteste Lebewesen der Erde. Was sind wir schon im Vergleich dazu? Ehrfürchtig bestaunen wir die Riesen. Eine kleine Wanderung liegt heute mit knapper Not wieder im Bereich des Möglichen – sehr ärgerlich! Hier ist – wie auch Yosemite – Bärenland! Wir sind aufgeregt und gespannt, aber kein Petz lässt sich blicken. Steil und kurvenreich führt die Strasse bis auf 2‘500 hinauf und wieder auf 500m runter. Diese Strecke an sich schon der Hammer! Kurz vor dem kleinen Ort Three Rivers quetschen wir uns abends auf den allerletzten noch freien Campsite – Glück gehabt!
Jetzt geht’s aber endlich zur Westküste nach Morro Bay. Alle State Parks und Campgrounds sind übervoll, so übernachten wir seit langem wieder in einem Motel: Sea Air Inn, hübsch und sauber mit grossem Zimmer. Und dann erneut Reifen auswuchten lassen, was bei diesen vielen km und der Reifenabnutzung immer schneller erneut nötig wird. Küstennebel verdunkelt schon bald den Himmel und lässt die Luft feucht und kühl werden.
Das wünschen wir uns seit Jahren: Eine Fahrt auf dem Highway 1. Ein Traum wird wahr! Kurz nach Morro Bay treffen wir bereits auf eine grosse Kolonie von See-Elefanten und kommen ganz nah ran, wir sind restlos begeistert! Links immer die Sicht auf den Pazifik und rechts eine herrliche Landschaft aus Wäldern und Wiesen voller blühender Wildblumen. Der Nebel liegt weit draussen „vor Anker“ und die Sonne scheint angenehm wärmend vom Himmel – ein perfekter Tag! Im Städtchen Monterey quartieren wir uns im Motel Padre Oaks ein und finden in der Nähe ein Spitzen-Restaurant (das gibt’s wirklich auch in den USA).
Beat leidet an einer Harnweginfektion und unsere Antibiotika gehen zur Neige. Wohl oder übel müssen wir uns am nächsten Morgen erst mal in eine Walk-In Clinic begeben, um ein Rezept zu erhalten. Ein gründlicher Untersuch bestätigt denn auch unsere „Diagnose“. Medikament kaufen und weiter, denn die Fahrt bis zum nächsten State Park mit noch freien Plätzen ist weit!
Ab Monterey führt der Highway 1 nicht mehr ganz so dicht entlang der Küste, dafür aber kurvenreich durch märchenhafte Küsten-Mischwälder.
Um Zeit zu sparen, nehmen wir für die Fahrt durch San Francisco eine Abkürzung über die Interstate. Eine Fahrt über die Golden Gate Bridge – welch ein Erlebnis! Der berüchtigte Nebel vermag sie heute nicht ganz zu verbergen, für ein paar Fotos reicht’s jedenfalls.
Leider kehren wir dieser schönen Stadt bald den Rücken zu und reisen weiter nordwärts über den Panoramic Highway durch einen herrlich duftenden Eukalyptuswald. Die Eindrücke überschlagen sich auch heute! Im Salt Point State Park ist heute extrem früh Schlafenszeit…
Nur kurz ist die Route bis zum Manchester Beach State Park, wo wir drei Nächte bleiben wollen. Unser Einkauf unterwegs: Bananen, Schwarztee… Ein herrlicher Campground ist das hier, mit grosszügigen Rasenplätzen und einem 2km-Spaziergang durch hohes Gras bis zur Pazifikküste. Wer allerdings glaubt, hier seien Badetemperaturen angesagt: Weit gefehlt. Während es wenige Kilometer landeinwärts sommerlich heiss ist, weht an der gesamten Küste stets ein kühler Wind und das Meer ist nur was für Heroes. Wind, Temperatur und steile Klippen – man wähnt sich fast in Good Old England!
Das Nappa Valley liegt für einen Tagesausflug zu weit im Landesinneren, aber auch im County Mendocino liegen Weintäler! Im Anderson Valley besuchen wir zwei Winerys. Im Jahr 2011 haben Stürme einen Grossteil der Trauben vernichtet, und ältere Weine sind schlicht viel zu teuer. Ausbeute: Drei Flaschen (Pfalz-Einkäufe: 30 Kisten) …aber wir werden sie geniessen!
In Mendocino sind die Alt-Hippies inzwischen salonfähig geworden und betreiben Gift- und Jewellery-Shops. Ein sehr hübscher, gepflegter Ort, aber vom 68er-Geist keine Spur mehr. Kleiner Tipp an Rande: Das Goodlife Cafe & Bakery mit hausgemachten Kuchen und dem besten Kaffee in den USA!
Letzte Zwischenstation im Juni auf unserer Reise gegen Norden ist der Patricks Point State Park in Nordkalifornien. Kurz vorher endet auch der Highway 1, der zur Nr. 101 wird. Der Campground liegt mitten im Wald und der abendliche Küstennebel zaubert eine ganz besondere Stimmung herbei.