16. bis 21. September 2013 Yellowstone National Park (Wyoming)

Ein weiterer grosser Traum – an den wir schon fast nicht mehr geglaubt hatten – geht in Erfüllung: Der Besuch von Yellowstone, des 1872 gegründeten und damit weltweit ältesten National Parks!

Über zwei Dinge haben wir uns vorgängig informiert und versuchen es hier mit einfachen Erklärungen:

Feuerspeiende Berge, die mitten auf einer tektonischen Platte liegen nennt man Hot Spots. Hier ist die Wärmekonzentration in 30 bis 100 Kilometern Tiefe besonders hoch. An diesen Schwachstellen der Erdkruste kann heisses Material aus dem Erdinneren aufsteigen und die Kruste langsam aufschmelzen. Wenn es die Erdoberfläche erreicht hat, entsteht ein neuer Vulkan. Ein sogenannter Hot Spot bleibt ortstreu, während die Erdplatte über ihm in Bewegung bleibt. Deshalb fräst sich ein Hot Spot nahezu in die Erdkruste ein und lässt ganze Vulkanketten entstehen (z.B. Hawaii). Ein solcher Hot Spot befindet sich auch unter Yellowstone!

Unter dem Yellowstone Park – und damit mitten unter den USA – lauert ein gewaltiger Supervulkan – ein schlafender Riese, dessen Ausbruch weite Teile der Vereinigten Staaten verwüsten würde. Der Unterschied zu einem normalen und sichtbaren Kegel-Vulkan ist die Bildung einer gewaltigen Magmakammer unter der Erde. Bei einem Ausbruch werden riesige Mengen an Material ausgeworfen. Auch die Art des Ausbruchs unterscheidet sich von anderen Vulkantypen. Steigt der Druck unter dem Boden, bläht sich dieser auf. Nach dem Ausbruch stürzt der gesamte ausgeleerte Krater ein und bildet die Caldera. Weltweit gibt es nur wenige Supervulkane (z.B. die Phlegräischen Felder bei Neapel), darunter auch der Yellowstone. Der Krater ist etwa 72 Kilometer lang und rund 56 Kilometer breit. Grosse Eruptionen ereigneten sich vor etwa 2 und 1,3 Millionen Jahren und die dritte vor 640‘000 Jahren.
Die Magmakammer befindet sich rund 8 Kilometer unter der Erdoberfläche und hat gewaltige Ausmasse: 40 bis 50 Kilometer lang, 20 Kilometer breit und 10 Kilometer dick. Ein möglicher Ausbruch – z.B. durch ein starkes Erdbeben – wäre verheerend! Extrem wären auch die globalen klimatischen Auswirkungen: Eine weltweit durchschnittlichen Abkühlung um mehrere Grad. Starke Beben sind in dieser Region keine Seltenheit! Der nächste Ausbruch kommt bestimmt, nur weiss niemand, ob in der kommenden Woche oder erst in tausenden Jahren.

Yellowstone erweckt Ehrfurcht! Die vielen Geysire, Hot Springs und Pools mit kochend heissem, glasklarem Wasser aus extremer Tiefe, Grollen aus dampfenden Erdspalten, Gestank nach Schwefel und faulen Eiern sowie blubbernde Schlammgruben führen deutlich vor Augen, dass man sich hier auf sehr dünner Erdkruste bewegt.

Von Great Falls auf 1‘500müM geht es entlang des Yellowstone River durchs Paradise Valley ganz sachte aufwärts bis zum nördlichen Parkeingang auf über 2‘200 müM.

Als erstes die Mammoth Hot Springs. Die Sinter-Terrassen sind etwas ganz Besonderes. Das mit Kalziumkarbonat angereicherte Quellwasser bildet beim Austritt an die Oberfläche terrassenförmige Ablagerungen. Farbenvielfalt der Terrassen und überall Dampf – schier unbeschreiblich.

Auf dem Parkplatz schreit sich ein Ranger die Seele aus dem Leib, denn urplötzlich taucht eine ganze Herde Wapiti-Hirsche auf. Touristen und ultimative Fotos…, dabei steht doch an jeder Ecke, dass man sich Wildtieren nicht nähern soll. Der brunftige Bulle brüllt aus Leibeskräften, weiter geschieht gottlob nichts. Die Situation ist nicht ungefährlich, denn es sind mindestens zwanzig Tiere, etwa 150 geparkte Autos und noch viel mehr Menschen an Picknicktischen viel zu nahe am Geschehen.

Unser nächstes Ziel ist das Porcelain Basin im Norris Geyser Basin, die heisseste Erde überhaupt im Park. Wie an vielen anderen Orten läuft man über Holzstege durchs Gelände und kann die vielen blubbernde Quellen, kleinen und grösseren Geysire sowie Heisswasser-Pools aus sicherer Distanz bestaunen.

Eine überaus vielfältige Tierwelt, auch das ist Yellowstone! Erst zwei Bisons, dann zwanzig – und dann hunderte! Eine grosse Herde grast entlang der Strasse. Das hatten wir uns sosehr gewünscht! Unglaublich beeindruckend, diese riesigen Tiere in solch grosser Menge!

Kurz vor unserem Ziel für heute – Fishing Bridge Campground – besichtigen wir Sulphur Caldron. Kochender Schlamm mit dem PH-Wert von Batteriesäure in riesigen Gruben und herumfliegende Schlammbrocken – hier geht die Post ab!

Die erste Nacht im Park ist geprägt von einem heftigen Gewitter. Wir versuchen morgens vergeblich, dem einzig sichtbaren Fleck blauen Himmels entgegen zu fahren. Während des Besuchs des West Thumb Geyser Basin – das Gelände liegt direkt am Yellowstone Lake und ist deswegen ganz besonders attraktiv – blitzt und donnert es unaufhörlich, inkl. heftigem Regen und Hagel. Pitschnass.. aber wir wollen alles sehen!

Klar ist der Besuch des Upper Geyser Basin mit dem berühmten Old Faithfull – er bricht zuverlässig ca. alle 90 Minuten aus – ein absolutes Muss. Statt auf einem Bänklein den nächsten Ausbruch abzuwarten, streifen wir durchs Gelände zu weiteren Attraktionen. Ein kaum erwähnter Geyser läuft dann zufällig vor unseren Augen zur Höchstform auf. Zusammen mit tausend weiteren Touristen warten wir anschliessend auf den Ausbruch des berühmten Old Faithfull Geyser. Mit seiner bis 100m hohen Fontäne versprüht er mit viel Getöse jeweils 14‘000 Liter 90°C heisses Wasser. Äusserst imposant! (Im September sollen die Besucher spärlich sein? Wir möchten nicht wissen, wie es hier im Sommer aussieht!)

Mit halbwegs wieder trockenen Kleidern weiter zum Gelände des Bisquit Basin. Insbesondere ein tiefblauer Pool mit kochend heissem, klarem Quellwasser hat es uns angetan. Dann ist noch dieser unscheinbare Geyser, der sich plötzlich aufplustert und einem beinahe die Schuhe versengt. Jede Minute im Yellowstone ist aufregend!

Während der Fahrt nach Norden erblicken wir Bisons im frühmorgendlichen Dampf des Yellowstone River, besuchen Mud Volcano (ein Schlammvulkan) und Dragons Mouth (eine ohrenbetäubend grollende Erdspalte). Durchgefroren holen wir uns im Visitor Education Center weitere Infos zum Thema „Supervulkane“ und gönnen uns einen warmen Imbiss, ehe wir den Grand Canyon of the Yellowstone ansteuern.

Nun ist klar, warum Yellowstone! Dank der Wechselwirkung zwischen Vulkangestein und heissem Wasser leuchtet der Canyon in phantastischen Farbtönen von Gelb bis Rot. Von einem über einen steilen Gehweg erreichbaren Punkt sehen wir den grünen Yellowstone River 91m in die Tiefe stürzen. Laufen hält bekanntlich warm, aber nach einem weiteren Hike haben wir die Nase voll vom Regen.

Es wird immer kälter und siehe da: Leise rieselt der Schnee…! Die weisse Pracht hüllt innert kürzester Zeit alles ein. Als es endlich aufhört, ist es bitterkalt geworden. Beat hat schon Visionen, wie wir hinter einem Schneepflug den Park verlassen müssen!

Soweit kommt es allerdings nicht, bloss die Strasse zum Tower Roosevelt im Norden ist anderntags wegen Eis gesperrt. Für heute heisst es also „umdisponieren“. Es ist sehr kalt, aber wenigstens trocken. Wapiti-Hirsche und Bisons im Schnee auf der Strecke zum Norris Geyser Basin – irgendwie ein märchenhafter Anblick.

Da ist noch der Steamboat Geyser im Norris Basin, der grösste Geysir der Welt! Aussagen zufolge bricht er nur unregelmässig aus. Aber auch so macht er ganz schön viel Krach! Wie wohl ein „richtiger“ Ausbruch aussieht?

An den 25m hohen Wasserfällen des Gibbon River (ein Quellfluss des Missouri) wärmen wir uns während einer Wanderung auf. Phantastisch dann der Firehole River, welcher inmitten der Caldera entspringt. Viele seiner bis 95°C heissen Zuläufe stammen aus Geysir-Becken und lassen die Wassertemperatur ansteigen. Die durch Algen und Bakterien heissen Zuflüsse verleihen seinen Ufern Farben von Brauntönen über dunkles Grün, Tiefrot, Orange bis zu leuchtendem Gelb.

In der Fountain Paint Pot Area trotzen wir heute letztmals der Kälte. Es handelt sich um riesige, kochende Schlammtöpfe. Angsteinflössendes Zischen und Grollen, bestialischer Gestank, Schlammbrocken fliegen einem um die Ohren – eine kleine Hölle!

Die nächste Nacht beschert uns etliche Minusgrade, beim Aufstehen erfreuen wir uns ob erfrischenden -4°C! Aber immerhin: Wolkenloser Himmel! Auf nach Norden zu Hanging Valley und Tower Roosevelt. Langsam schälen wir uns aus den Thermo-Kleidern und wandern erst zu den Upper Falls im Yellowstone Canyon. Über die wieder eisfreie Strasse geht’s weiter über den Dunraven Pass auf 2‘700müM. Auch wenn wir Schweizer an schneebedeckte Gipfel gewohnt sind: Eine eindrückliche Landschaft hier oben!

Bei Tower Roosevelt wandern wir bis zum Flussbett des Yellowstone River hinunter. Die Tower Falls im Hanging Valley mit seinen bizarren Felsformationen – ein unbeschreiblicher Anblick.

Der Rückweg führt uns nochmals über die Mammoth Hot Springs. Grosses Aufstöhnen: Eine stehende Kolonne! Der Grund: Ein riesiger Grizzliy, der sich unbekümmert querfeldein in Richtung der Sinter-Terrassen und damit hunderter Touristen bewegt. Die Parkranger sind in heller Aufregung und scheuchen die Autos weiter: „No stopping!“ Gerade mal ein Foto gelingt, dann blickt der Grizzly genau in unsere Richtung. Weg hier! Zehn Sekunden später ein Schuss – hoffentlich nur ein Schreckschuss! Wir konnten es leider nicht mehr in Erfahrung bringen.

Beim Swan Lake hatten wir am ersten Tag schon einen Grizzly erspäht, allerdings viel zu weit weg. Der Kerl hatte einen Hirsch gekillt! Heute sitzt er tatsächlich immer noch am selben Fleck und lässt sich die Sonne auf den Pelz scheinen. Inzwischen haben offensichtlich auch die Ranger Wind davon bekommen und sperren den Zugang zum See ab. Auch eine Menge Dumpfbacke-Touris sind hier, wie das Foto zeigt!

Vor der Rückkehr zum Campground noch ein Fussmarsch durchs riesige Black Sand Basin mit spuckenden Geysiren und leuchtend blauen, dampfenden Heisswasserpools.

21. September – heute verlassen wir Yellowstone. Allerdings ist da noch der weltbekannte Morning Glory Pool, welcher nur zu Fuss erreichbar ist. Also früh raus und los! Auf dem Weg gibt es etliche wundervolle Geysire und Brücken über den farbenprächtigen Firehole River. Man kriegt einfach nicht genug! Das Ziel ist denn auch tatsächlich bezaubernd! Man stelle sich die Tiefe des Pools vor: 3‘000 Meter! Der 6. Tag im Park, und wir können immer noch staunen!

Die Strecke über den Ostausgang führt zum rauchenden Steamboat Point am Yellowstone Lake und über den 2‘600m hohen Sylvan Pass. Kurz nach Mittag lassen wir diesen ausserordentlichen Flecken Erde hinter uns.

Ein Maximum an Eindrücken – das Körbchen ist übervoll, und wir benötigen erst mal eine Pause!

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1. bis 15. September 2013 Vom Jasper National Park (Alberta, Kanada) bis Livingston (Montana, USA)

An diesem wunderschönen und klaren Herbsttag haben wir für lange Zeit den Mount Robson vor Augen, den mit 3‘954m höchsten Gipfel der kanadischen Rocky Mountains. Die Provinzgrenze zu Alberta beschert uns kurze Zeit später wieder mal eine neue Zeitzone (+1 Stunde), und bald darauf erreichen wir den Ort Jasper auf 1‘060müM im gleichnamigen National Park. Es ist kurz vor Mittag und die Autos stehen am Eingang zum Whistlers Campground bereits Schlange. Das Labor Day Weekend steht vor der Tür, und ohne Reservierung würde man trotz der riesigen Kapazität von 781 Plätzen ganz schön dumm dastehen.

Ein kleiner Imbiss und los geht’s! Für den Tramway (Gondel) auf den Mount Whistlers müssten wir heute geschlagene 3 Stunden warten. Wir kaufen die Tickets für morgen und machen uns auf den Weg zu den Medicine und Maligne Lakes. Der Medicine Lake ist etwas ganz Besonderes! Er wird zwar vom Maligne River gespeist, das Wasser versickert jedoch in Karsthöhlen und lässt den See zeitweise vertrocknet aussehen. Wirklich wunderschön ist dann aber der Maligne Lake mit seinem glasklaren Wasser. Leider bleibt für die vielen Wanderstrecken heute nicht mehr genügend Zeit, also bewundern wir den See gebührend von seinem Nordende aus.

Auf dem Rückweg nach Jasper statten wir dem tief eingeschnittenen Maligne Canyon einen Besuch ab. Der Pfad führt in eine wilde Kalksteinschlucht mit mehreren Brücken und endet wenige Meter über dem im Engpass tosenden Maligne River. Toll ist das hier!

Der zweite Tag im Jasper ist erst mal Gondel-Tag. Oops – beinahe verschlafen! Gerade noch rechtzeitig schaffen wir’s zur (reservierten!) 10:36 Gondel und geniessen erst mal die Fahrt zur Bergstation auf 2‘277m. Von hier sind es bloss 1,5 km über 200 Höhenmeter bis zum Gipfel. Eine Aussicht der Superlative auf den Ort Jasper und die umliegenden Gipfel lohnen das bisschen Mühe allemal.

Aufgrund des Tipps eines Parkangestellten machen wir uns auf, die Schotterpiste ab Snaring River zum Snake Indian River zu befahren. Wir werden mit den allerschönsten Ausblicken auf Seen und Flüsse in der Umgebung belohnt. Die Piste ist dermassen eng und steil, dass man sich an ganz bestimmte Hin- und Abfahrtzeiten zu halten hat. Eine grandiose, landschaftlich einmalige und vor allem einsame Strecke!

Eine kleine Wanderung führt zum Mount Edith Cavell mit dem gleichnamigen Gletscher, welcher in kurzer Zeit 60% seines Volumens verloren hat. Der Gletschersee voller Eisschollen im Tal und immer wieder runterkrachende Eisbrocken vermitteln, wie lebendig alles ist. Kurzwanderwege sind hier doch tatsächlich gepflastert – das ist denn doch zu langweilig. Den Rückweg gestalten wir um und wandern querfeldein über Moränen rauf und runter bis fast zurück zum Wagen. Das war klasse! Die Athabasca Falls liegen auf der Strecke zurück nach Jasper. Dutzende von Reisebussen und babylonisches Sprachgewirr – für uns ein kleiner Kulturschock. So toll ist’s denn hier doch nicht – ein paar Fotos und nix wie weg!

Der Icefield Parkway ist ein weiterer Höhepunkt auf der Weiterfahrt nach Süden, ist er doch eine der schönsten Gebirgsstrecken in ganz Kanada. Die Sicht auf unzählige Gletscher und Eisfelder ist wirklich atemberaubend. Ab 2‘050müM und unterhalt des 325 km2 grossen Columbia Icefields wandern wir hoch zum Athabasca Glacier. Leider ist auch dieser Gletscher in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen, wie die Tafeln mit den Jahreszahlen angeben. Imposant und spürbar aber ist die Kälteausstrahlung des nahen Eises trotzdem.

Es ist schon später Nachmittag und wir haben noch keine Unterkunft in der Touristen-Metropole Lake Louis. Trotzdem, den Bow Lake muss man sich einfach anschauen! Wieder eine kleine Wanderung und wir geniessen die phantastische Aussicht auf diesen Bergsee inmitten einzigartiger Bergformationen.

In Lake Louise dann stehen wir in der Schlange vor dem Campground-Eingang. Wieder mal Glück gehabt: Auf dem Zeltplatz sind noch Sites frei! Übrigens ein komfortabler Platz mit zentralen Duschen und Spül-Toiletten – was will man mehr! Einzig die extrem nahen Geleise sind bei leichtem Schlaf etwas ungeeignet:( In dieser Gegend ist die Bären-Population übrigens dermassen hoch, dass die Campgrounds mit Elektrozäunen geschützt werden müssen und fast alle Picknickplätze gesperrt sind. Auch mit brunftigen Wapiti-Hirschen ist keineswegs zu spassen.

Morgens fahren wir erst mal zum Moraine Lake, einem wirklichen Juwel unter den Bergseen hier. Er leuchtet in Farbtönen von türkisblau bis petrolgrün. Bewaffnet mit Bärenspray spazieren wir entlang des Ufers bis ans Nordende, aber so wirklich wohl ist einem nicht dabei. Von hier starten viele Wege auf die umliegenden Berge und Pässe, allerdings wird nachdrücklich gewarnt, in mindestens Vierergruppen zu wandern. Die Leute halten sich ausnahmslos daran und tun sich an den Trailheads mit anderen Wanderern zusammen. Bären-Warntafeln überall!

Lake Louise: Meistbesuchter Bergsee der Welt und Mekka für Massentourismus. Ein protziges Hotel und Gewusel von schnatternden Touris lassen keinen Spass aufkommen. Die Aussicht zwar auch nicht übel, aber nach zehn Minuten ergreifen wir die Flucht.

Nach Banff nehmen wir den alten Bow Valley Parkway – viel weniger befahren und dadurch kein Stress. Mehrere Aussichtspunkte lohnen einen Halt. Im Johnston Canyon wandern wir bis zu den Lower Falls und wenig später finden wir einen herrlichen Ort, um von den kliffartigen Castle Mountains tolle Fotos zu schiessen. Keine Eile heute, denn in Banff haben wir auf dem Tunnel Mountain Campground bereits einen Platz reserviert. Wie sich am Eingang zeigt, war das weise Voraussicht!

Am nächsten Tag verschwindet die Sonne bereits am Mittag hinter dicken Wolken. Unternehmen muss man ja trotzdem was, und so gehen wir uns die Hoodoos (Sandsteinformationen) im Tal unten anschauen. Im Vergleich zum Bryce Canyon allerdings eine eher kümmerliche Ansammlung. Aber hier, im sehr mondänen und teuren Banff, wird wohl jeder Stein irgendwie vermarktet. Weiter zum grossen Minnewanka Lake und zum viel kleineren und idyllischen Johnson Lake, um welchen man in zwei Stunden wandern kann. Ermutigt durch unseren Bärenspray und Glöckchen am Rucksack machen wir uns auf den Weg. Eigentlich wollen wir ja schon Tiere sehen, irgendwie aber doch lieber nicht…

Kaum zurück auf dem Campground, setzt Regen ein. Wir suchen uns für den nächsten Tag eine längere Bergtour aus, und heute Abend gehen wir mal wieder essen – im Swiss Ticino Restaurant! Eine Gourmet-Fischvorspeise und – dem Wetter entsprechend – ein Fondue! Wie alles in Banff natürlich nicht ganz billig, aber wir haben mehr davon, als von kostspieligen Gletschertrips und Bootstouren. Bei der Rückfahrt zum Campground treffen wir auf eine Herde Wapiti-Hirsche. Trotz Dunkelheit und Regen sind die riesigen Tiere mit den majestätischen Geweihen gut zu sehen…und im Moment nicht aggressiv, denn die gehen auch auf Autos los.

Frühmorgens regnet es nach wie vor. Keine Bergtour heute! Leider hat uns die allzu optimistische Wetterprognose am Campground-Eingang dazu veranlasst, einen Tag zu verlängern – Ärgerrrr! Setzen wir uns halt bei Starbucks in eine Ecke – eine von zwei Möglichkeiten für Camper, hier Internetzugang zu kriegen. Unglaublich, was sich in bloss einer Woche an Mails angesammelt hat!

Nach Süden zum Kootenay National Park. Leider verbergen sich die Rocky Mountains nach wie vor hinter einer dichten Wolkendecke, und der Scenic Highway verkommt zur nassen Strasse. Während einer Regenpause statten wir dem weissen Marble Canyon einen Besuch ab. Die enge Kalkstein-Schlucht wurde durch die Erosionskräfte von Gletschern und Flüssen geschaffen und kann über einen Weg mit mehreren Brücken erkundet werden. Vor zehn Jahren hat ein Waldbrand während 40 Tagen gewütet und 12% des Baumbestandes im Park vernichtet – ein ganz schön gruseliger Anblick! Überraschung beim Ausgang: Eine Schwarzbärin mit zwei sehr kleinen Jungtieren. Erst beim dritten Anlauf schafft es die Mutter, ihre Kleinen durch den Fluss zu lotsen. Da könnte man stundenlang zuschauen!

Abends erreichen wir Radium Hot Springs. Nachdem wir beim Vorbeifahren die Menschen dicht gedrängt im Warmwasserpool gesehen haben, ist uns überhaupt nicht mehr nach bädele. Dafür gibt’s einen grosszügigen Campground, wo sich Dickhornschafe tummeln!

Erst in Fort Steele finden wir endlich einen Platz mit WiFi! Nicht, dass der Regen besonders arg gewesen ist, aber es ist höchste Zeit, die vielen nassen Frottiertücher und Kleider zu trocknen und den Mief aus dem Auto zu putzen.

Noch weiter südwärts zum Waterton Lakes National Park – wo die Berge auf die Prärie treffen. Ein prächtiger Herbsttag und eine Herde Maultierhirsche auf dem idyllisch gelegenen Waterton Townsite Campground. Nachmittags bleibt noch Zeit, den Red Rock Canyon mit seinen roten Felsformationen zu besuchen. Ob man entlang oder in der Schlucht wandert spielt keine Rolle, die Farben sind einfach unglaublich. An bester Lage in Waterton und exponiert den starken Winden ausgesetzt befindet sich das historische Prince of Wales-Hotel. Ohne die im Boden verankerten Stahlseile würde der Bau aus dem Jahr 1927 wohl längst nicht mehr stehen.

Lassen die uns wohl nochmals rein in die USA? Am kleinen Grenzübergang „Port of Chief Mountain“ versuchen wir unser Glück – und siehe da: Kein Problem! Die Officers sind sehr freundlich und nach kaum 20 Minuten stehen wir im Bundesstaat Montana. Und heute ist ausserdem 09/11 – diese Ironie wird uns erst später bewusst. Alle Reisemüdigkeit ist wie weggezaubert, wir schmieden wieder Pläne! Am frühen Nachmittag erreichen wir den Red Eagle Campground in St Mary, um während der nächsten Stunden über Landkarten und Reisebüchern zu brüten. Immer mehr Möglichkeiten eröffnen sich, es gibt noch sooo viel zu sehen!

Unternehmungslustig und beeindruckt von Montana und dem Glacier National Park wandern wir anderntags zu den Ptarmigan Falls in der Nähe des Many Glacier. Die Füsse im eiskalten Gebirgsbach baden, bis sie wehtun – das ist Leben! Auch hier geht übrigens niemand einen Schritt ohne Bärenspray! Die Tiere sehen wir allerdings gottlob nur auf der Hin- und Rückfahrt.

Ein weiteres Highlight des Parks ist die Fahrt auf dem Going-to-the-sun Highway. Die schmale Gebirgsstrasse führt durch eine grandiose Berglandschaft zum Logan-Pass auf über 2‘200müM, an Gletschern, Seen und Wildbächen entlang bis zum Parkausgang im Westen. Den kurzen Rest des Tages verbringen wir auf einem ruhigen Campground in West Glacier.

Montana ist so gross wie Deutschland und in erster Linie Prärieland. Anstelle der Bäume, Seen und Berge freuen wir uns über die unglaubliche Fersicht auf goldene, sanft gewellte Hügel, weit auseinanderliegende Farmen, Rinder und Pferde. Manche mögen’s langweilig finden, wir lieben es! Der KOA-Campground in Great Falls ist urgemütlich und ziemlich luxuriös – inkl. musikalische Unterhaltung abends. Ein gediegener Abschluss eines herrlichen Tages.

Die Interstate 15 führt ab hier dem Missouri River entlang und schlängelt sich über Hügelketten immer höher hinauf. Etwa 100km vor dem Nordeingang zum Yellowstone National Park – in Livingston – endet die Fahrt für heute am Yellowstone River erneut auf einem fast leeren KOA Campground.

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16. bis 31. August 2013 Vom Dawson City (Yukon) bis McBride (British Columbia)

Auf dem Gold Rush Campground in Dawson City lernen wir viele interessante Menschen kennen, z.B. Stainar, den Norweger! Er ist 71 und hat in diesem Jahr eine dreijährige Weltreise gestartet – alle Achtung! Und dann den Österreicher Herbert. Der Mann sucht eine Mitfahrgelegenheit nach Whitehorse, da sämtliche Busse bis am 22.8. ausgebucht sind. Obwohl wir bisher damit sehr zurückhaltend waren (nur den Koreaner Charlie hätten wir auf Tierra del Fuego gerne mitgenommen, sein Packvelo hat aber beim besten Willen nicht reingepasst), bieten wir ihm an, ein Stück seiner Weltreise mit uns fortzusetzen. Er ist 730km den Yukon River raufgepaddelt – auch alle Achtung! Viel Gepäck hat er ja wirklich nicht, und so kann er sich in unserer kleinen Wohnkabine gemütlich breit machen.

Der Silver Trail ist eine Nebenstrecke des Klondike Highway und führt über Mayo zur Beinahe-Geisterstadt Keno – da wollen wir hin. Im Sommer leben hier 30, im Winter 15 Personen. Die vielen Holzhäuser aus der Zeit des ergiebigen Silberabbaus (1909 bis zum Preiszerfall des Edelmetalls) sind hervorragend erhalten, und das liebe voll gestaltete Mining Museum gibt durch zahlreiche Exponate und Fotos Aufschluss über das damals harte Leben der Minenarbeiter und deren Familien. Zwischen 1945 und 1989 produzierte die nahe gelegene Mine bei der heutigen Geisterstadt Elsa 150 Millionen Unzen Silber (4,2 Tonnen), 490 Millionen Pfund Blei und 370 Millionen Pfund Zink. Sie war die grösste Silbermine Kanadas.
Es kündigt sich eines der berüchtigten Yukon-Gewitter an, da lassen wir die 10km Fahrt über die schlechte Piste bis zur Sign Post auf dem Keno Hill lieber bleiben. Auf dem Campground am Five Mile Lake finden wir ein wunderschönes Plätzchen, und Herbert erweist sich als sehr unterhaltsamer Reisegefährte. Die Geschichten über seine Weltreise – u.a. aus Vietnam – sind amüsant und spannend zugleich. Auch wir haben natürlich eine Menge zu berichten und machen ihm den Mund mit Ecuador wässrig. Bis spät in die Nacht hinein sitzen wir zusammen am Feuer und vergessen die Zeit.

Der Klondike Highway ist ansonsten nicht besonders abwechslungsreich, einzig die Five Finger Rapids – Stromschnellen am Yukon River – lohnen einen Stopp. Ankunft in Whitehorse ist am Samstag und wir erfahren, dass am Montag Discovery Day ist – ein lokaler Feiertag. Leider hat die Garage nicht auf unser Mail geantwortet und wir müssen eh bis Dienstag ausharren. Herbert lädt uns anderntags zu einem Bier ein, ehe er nach Vancouver abfliegt (Neid: Er reist in Kürze nach Hawaii).

Montag ist Besichtigungstour:

Als erstes die grösste hölzerne Fischleiter der Welt. Sie wurde bereits 1959 gebaut, um den Lachsen über den Schwatka Lake Damm den Weg stromaufwärts zu den Laichgründen zu ermöglichen. Durch eine Glasscheibe kann man wunderbar beobachten, wie die Fische dieses Hindernis überwinden.

Und als zweites der Sternwheeler SS Klondike II. Der mit 64m längste Yukon-Schaufelraddampfer versah von 1937 bis zur Fertigstellung des Klondike Hwy 1955 zwischen Whitehorse und Dawson City seinen Dienst und beförderte in erster Linie die wertvollen Erze aus Keno und in zweiter Linie Passagiere. Unglaubliche Mengen an Brennholz wurden benötigt, um die Dampfmaschine in Betrieb zu halten, so dass entlang der gesamten Strecke Holzlager angelegt werden mussten. Durch die Five Finger Rapids wurde das Schiff an ein Kabel gehakt, da das ruhigste Gewässer auch durch die engste Stelle führte. Aussichtsdeck und Dining Room waren extrem elegant, das Essen soll hervorragend gewesen sein. Die SS Klondike ist ein Stück Zeitgeschichte und kann gratis besichtigt werden.

Dienstagmorgen: Punkt 09:00 Uhr stehen wir bei John’s Auto Repair. Die haben zwar unser Mail nie beantwortet, nehmen sich aber sofort Zeit. Wir wollen einen Basic Service und die wichtigsten Kontrollen machen lassen. Seit Dawson hören wir ständig ein hässliches Geräusch – Metall auf Metall! Nachdem sich der Chef unters Auto gelegt hat, wirkt er etwas besorgt… Die Bremsbeläge verdienen ihren Namen nicht mehr resp. sehen ganz übel aus. Wir dürfen keinen Meter mehr als nötig rumfahren, um Schlimmeres zu verhindern. Er telefoniert eine Weile rum. Wir haben wieder mal Glück im Unglück: In Vancouver gibt es eine Land Rover-Garage, welche die passenden Ersatzteile an Lager hat. Diese werden per Eilpost mit dem Flugzeug angeliefert – frühestens am Donnerstag.

Zwangspause, aber immerhin bei Martin auf dem wunderschönen Caribou Campground! Jeder Schweizer Kanada-Tourist scheint hier Halt zu machen…Gespräche über den Hirschen in Grindelwald, Schwingfeste und andere Themen aus der Heimat, Handorgel-Klänge von Martin – wir fühlen wir uns fast schon wie daheim.

Über Nacht wird es Herbst, früher dunkel und wesentlich kühler. Bewölkt – zwar kein Regen, aber Null Chance, ein Nordlicht zu sehen. Am Donnerstag dann die ersehnte Nachricht der Werkstatt: Die neuen Bremsbeläge sind da! Erlösung nach zwei Rumhänge-Tagen! Die Arbeit ist schnell erledigt – und die Rechnung natürlich saftig:( Sich ärgern ist aber höchst ungesund und auch völlig zwecklos!

Nachdem wir ja den hohen Norden besuchen durften, sind wir neugierig, mehr über die Geschichte dieses Landesteils zu erfahren. Das Beringia Interpretive Center in Whitehorse ist perfekt dafür. Während der letzten Eiszeit, als die Erde beinahe zum Schneeball verkam, blieben ein Teil des heutigen Sibirien, Alaska und weite Teile Nordwestkanadas von den Gletschern unbedeckt. Zu jener Zeit waren Asien und Amerika über die Landbrücke „Beringia“ verbunden, und über diese wanderten vermutlich – zusammen mit vielen Tieren – die ersten Menschen in die neue Welt ein. Kolumbus in sowieso zweifelhaften Ehren – aber der Erste war er bei weitem nicht!
Seit Jahrzehnten finden Goldsucher mit ihren Hochdruck-Wasserschleudern immer wieder Überreste aus dieser Zeit. Unter anderem ein sehr gut erhaltenes Wollmammut-Baby, ein Yukon-Pferd und Jagdutensilien der indianischen Urahnen. Wir sind tief beeindruckt von den Ausmassen der Ur-Tiere, welche aufgrund von Skelettfunden in Lebensgrösse präsentiert werden können. Bären und Löwen überragten die heutigen Exemplare bei weitem.

Nach einer Woche wieder on the road! Die Strecke nach Watson Lake (mit 1‘600 Einwohnern drittgrösste Stadt im Yukon) ist weit an diesem verregneten Tag. Am frühen Abend – während einer regenfreien Phase – besuchen wir den Sign Post Forest. Eine Schilder-Sammlung aus aller Welt, wo sich bis heute jedermann verewigen kann. Was ein heimwehkranker Soldat während des Baus des Alaska Hwy begonnen hat, führten Strassenarbeiter, Lastwagenfahrer und natürlich Touristen fort. Stundenlang kann man zwischen 3 bis 4m hohen Pfosten mit tausenden von Schildern rumspazieren.

Für die Nordlichter ist das Wetter zurzeit zu schlecht. In Watson Lake gibt es wenigstens das Northern Lights Center, wo in einem imposanten Kuppelkino eindrückliche Filme zum Thema gezeigt werden (sofern man in den bequemen Liegesesseln nicht einschläft…).

Am 24. August verlassen wir mit ein wenig Wehmut den Yukon. Als Trostpflästerli kriegen wir auf der sonnigen Weiterfahrt in den Muncho Lake Provincial Park Unmengen an Tieren vor die Linse! Alle paar Kilometer stehen grasende Bisons neben der Strasse und als Dessert kriegen wir heute den ersten Schwarzbären serviert, der für ein Foto lange genug in Sichtweite bleibt. Und weiteres Glück: Eine Gruppe der ansonsten sehr scheuen Steinschafe posiert kurz direkt vor dem Wagen.

Vorwärts auf dem Alaska Hwy durch die nördlichen Rocky Mountains. Wir haben’s offensichtlich nicht so mit Bergen – es regnet pausenlos und es wird kalt und kälter! Den Tieren ist’s offensichtlich auch zu nass, denn ausser einer Elchkuh ist nichts zu sehen. Kein Campground wirkt sonderlich einladend bei „Land unter“ und schlammigen Rasenplätzen. So auch hier in Fort Nelson. Ein kleiner Trost: Die Hauptsaison ist vorbei, wir können uns ab jetzt die besten Sites aussuchen…und es gibt hier einen beheizten Saloon!

Wald, Wald und nochmals Wald sowie immer wieder Regen – mehr ist auf der 400km-Strecke nach Fort St John wirklich nicht. Nervig für uns, aber Regenfälle hat das extrem ausgedörrte Land bitter nötig. Anderntags entlang des Peace River zeigt sich eine völlig veränderte Landschaft. Herbstliches Gelb, riesige Anbauflächen, Nutztiere und eine phantastische Weitsicht. Idylle fast wie im Bauernhof-Kinderbüchlein von damals. Unterwegs macht einzig der kleine Ort Chetwynd mit seinen Kettensäge-Skulpturen auf sich aufmerksam.

Wir verlassen den John Hart Hwy und erreichen nach kurzer Fahrt den kleinen Ort McKenzie. Ausser einer Wanderung durch und rund ums Dorf unternehmen wir mal nichts. Ausruhen und Schlafen, was bei nun um 21:00 Uhr einsetzenden Dunkelheit immer leichter fällt. Mitten im Dorf ist übrigens die 175 Tonnen schwere und grösste Rodungsmaschine der Welt ausgestellt, welche bis 1984 in Betrieb war. Vieles wurde inzwischen wieder aufgeforstet, die Schäden sind aber nach wie vor deutlich sichtbar. Unglaublich, aber wahr: Die Plätze ohne Wasser/Strom des Campgrounds mitten im Dorf sind für die ersten drei Tage GRATIS, die sanitären Einrichtungen dürfen wir aber benutzen! Und DAS in British Columbia. Die Internetverbindung ist zwischen ziemlich gut und Null…Trotzdem schaffen wir es, in den Parks Jasper und Banff fünf Campingnächte zu reservieren. Das war letzte Gelegenheit, denn fast alles ist besetzt.

Die nächsten beiden Nächte verbringen wir in Prince George – bei strömendem Regen. Aber für Kleinreparaturen und Wäsche benötigt man ja nicht zwingend Sonnenschein. Dafür skypen wir mal wieder wie die Wilden mit Familie und Freunden – hat doch alles seine guten Seiten!

Am 31. August erreichen wir bei schönstem Wetter die Rocky Mountains. Ein kleiner Vorgeschmack darauf, was uns in den Nationalparks Jasper und Banff alles erwartet. Der Beaverview Campground liegt bei McBride inmitten eine herrlichen Bergwelt, und nächste Woche soll das Wetter hervorragend sein. Wir freuen uns riesig!

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Ein ganz normaler Tag auf einem RV-Campground in Yukon???

Wir versuchen immer, uns gegen 16:00 Uhr auf dem Campground einzufinden. Das Auto vorbereiten, ein kühles Bier für den Fahrer und ein Glas Weisswein für Schneusel. Anstossen – geht nicht. Schon steht der erste Nachbar bei uns und bestaunt unser Chateau mit der Frage, darf ich ein Foto machen und unserem Sohn schicken, der ist ein absoluter Fan von Land Rovern und anderen alten Autos. Halt, halt, dieser Land Rover hat Jahrgang 2007, also von Alter keine Rede! Wie habt ihr denn das Auto hierher gebracht? Ja, also Anfang letztes Jahr haben wir das Auto von Hamburg nach Buenos Aires verschifft und sind bis nach Ushuaia runtergefahren, über Chile, Bolivien, Peru, Ecuador ,auf den Galapagos-Inseln waren wir auch, und nach Kolumbien. Dort haben wir das Auto bis nach Miami verschifft. Dann zur Westküste, unterwegs alle schönen Nationalparks angeschaut, die Route Nr.1 hinauf gebraust, über Vancouver Island bis nach Alaska gefahren, und jetzt stehen wir hier. Offener Mund unseres Nachbarn. Südamerika, das ist doch viel zu gefährlich. Nein, nein, die Leute sind sehr nett und hilfsbereit, bis auf einen korrupten argentinischen Polizisten, aber was soll‘s.
Inzwischen ist es 17:00 Uhr. Schneusel geht duschen. Der Nachbar verabschiedet sich. Schon tönt es vor dem Auto, was für ein wunderschönes Auto. Darf ich ein Foto machen? Woher kommt ihr und wie habt ihr das Auto hierher gebracht? Also das war so, Anfang letztes Jahr….
Ich löse Schneusel beim Duschen ab. Es möchte das Nachtessen zubereiten. Ich freue mich, Spaghetti-Bolognese. Zurück vom Duschen, es schmeckt nach gar nichts. Ach ja, ein neuer Camper steht bei Schneusel und ich höre gerade noch die Frage, wie habt ihr das Auto hierher gebracht. Also das war so, Anfang letztes Jahr…. Ciao Spaghetti….
Um 19:00 Uhr, es ist immer noch taghell, bei Sonnenschein, hat Schneusel es trotzdem geschafft, ich stürze mich auf den Teller Spaghetti. Super!
Darf ich ein Foto von ihrem wunderschönen Auto machen. Mhm, wir nicken beide mit dem Kopf. Jetzt bitte keine Fragen stellen! Er scheint zu verstehen, wir sind am Essen. Danke… Gerade will ich Schneusel sagen, wie schön es ist, Leute kennenzulernen, steht ein Schweizer Ehepaar vor uns. Natürlich herzliche Begrüssung. Beide stehen kurz vor der Pensionierung, und da kann man sich doch etwas längere Ferien leisten. Ja aber, wie seid ihr denn mit diesem Superauto hier her gekommen? Also das war so, Anfang letztes Jahr…Es ist immer noch hell und inzwischen 21:00 Uhr.
Wir freuen uns auf einen gemütlichen Abend bei einem Glas Rotwein.

Ja, ja natürlich darfst du ein Foto machen. Ein junger Kanadier steht vor dem Chateau. Also wie in aller Welt seid ihr mit diesem Auto hierhergekommen? Also das war so, Anfang letztes Jahr… Es ist sehr interessant, mit jungen Leuten zu sprechen, es ist aber bereits 22:30 Uhr. Und immer noch hell. Man vergisst schlafen zu gehen. Wir sind da nicht die Einzigen.
So auch aus der Schweiz, das ist ja ein tolles Auto, dürfen wir mal reinsehen? Aber natürlich. Und wie seid ihr denn hierhergekommen? Also das war so, Anfang letztes Jahr…Bei wunderschönem Wetter, es ist inzwischen nach Mitternacht und immer noch hell. Ich bin müde vom vielen Autofahren. Schneusel ich liebe dich, aber ich muss ins Bett. Geliebtes Chateau schlaf auch du gut.

Ein ganz normaler Tag auf einem RV-Campground im Yukon!!!

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1. bis 15. August 2013 Vom Denali National Park (Alaska) bis zum Dempster Highway (Canada)

Morgens besichtigen wir das historische Städtchen Talkeetna mit seinen Blockhäusern aus der Pionierzeit. Aber DANN geht’s los zum Juwel der amerikanischen Nationalparks: Denali!

Schon auf dem Gebiet des State Parks ist der höchste Berg Nordamerikas, der 6‘194 m hohe, mächtige Mount McKinley, optimal zu sehen. Wir schiessen Fotos wie die Wilden – kein Wunder bei diesem makellos blauen Himmel. Die Extrafahrt zur Princess Lodge wäre nicht mal nötig, der „Berg der Berge“ ist auf beinahe der gesamten Fahrt im Blickfeld. Diesmal sind uns die kilometerlangen Baustellen – die Instandhaltungsarbeiten können hier nur im kurzen Sommer vorgenommen werden – ganz willkommen, so können wir in aller Ruhe innehalten und staunen. Schade, dass wir Nicht-Angler sind, denn die Flüsse wimmeln hier vor Lachsen! Man lernt eben nie aus…

Mit unserer Reservation auf dem Raley Creek Campground im Park sowie der Bustour hat alles geklappt – jipiiie!! Die Sites sind sehr grosszügig angelegt und es gibt allen erdenklichen Service hier. Nationalfeiertag: Abends geht’s ganz patriotisch zu bei uns: Die Schweizerfahne dient als Tischtuch und der Champagner aus dem Anderson Valley muss dran glauben. Jawoll, auch die erste Strophe der Nationalhymne kriegen wir hin!

Um Mitternacht ist es immer noch hell, die Schlafenszeiten verringern sich entsprechend. Dennoch: Morgens um 04:30 aufstehen, Rucksack packen und zum Wilderness Access Center wandern. Punkt 06:15 fährt der Shuttle Bus zum Wonder Lake los. Nach kurzer Fahrt durch borealen Wald erreichen wir die baumlosen Höhen der Tundra mit einer grandiosen Weitsicht auf Täler, Flüsse, Gletscher und Berge. Auf dem Sable Pass zeigen sich einige Grizzlys und uns wird erst jetzt bewusst, wie riesig diese Bären sind! Immer wieder erspähen wir auch durch die Hochebenen streifende Karibus. Höhepunkte sind dann aber die verschiedenen Ausblicke vor wolkenlosem Himmel auf den Mount McKinley – diesmal von Norden. Obwohl wir immer noch ca. 60 Meilen entfernt sind, erscheint der Berg monumental. Am Wonder Lake trüben leider bereits Schleierwolken die Sicht. Aber wenn man bedenkt, dass viele Besucher statt des Berges nur eine Nebelwand sehen…welch ein Volltreffer! Nach elf Stunden im Bus kehren wir todmüde aber überglücklich auf den Campground zurück.


Anderntags mal wieder wandern! Bewaffnet mit Pfefferspray (gegen Bären natürlich) steigen wir zum Mount Healy Overlook hoch. Ein gewaltiger Rundblick erwartet uns, allerdings nicht auf den Mount McKinley. Plötzlich zieht sich die Wolkendecke zu und wir sind gezwungen, den Rückweg etwas schneller unter die Füsse zu nehmen. Kaum im Tal angekommen, beginnt ein eiskalter Sprühregen. Spätabends zeigt Alaska sein wahres Gesicht: Mit einsetzendem Regen fällt die Temperatur innerhalb kurzer Zeit auf unter 5C°! War’s das schon mit dem Alaska-Sommer?

Der nächste Morgen zeigt sich äusserst ungemütlich – wir ziehen Leine! Der „Magic Bus“ aus dem Doku-Drama „Into the Wilde“ (Christopher McCandless wollte sich in der Wildnis beweisen, hat sich dann aber leider aufgrund einer Verwechslung essbarer Pflanzen selbst vergiftet) steht 65km entfernt etwas ausserhalb des Parks (N 63 52 7, W 149 46 10) – wir lassen das bleiben. Heute steht der Denali Hwy – 100 km ungepflegte Schotterpiste – auf dem Programm. Trotzdem es immer wieder regnet, ist manchmal ein Blick auf die umliegenden Gletscher und Berge der Alaska Ranche möglich. Das und immer wieder querende Elche entschädigen für alles! Nicht zu vergessen die Blaubeersträucher überall, die Natur hat reich gedeckt! Für die Nacht stellen wir uns auf den Campground direkt am See im Fielding Lake State Park (gratis – hier will keiner Geld von uns).

Auf dem Richardson Hwy überqueren wir die Alaska Ranche. In Delta Junction endet der Alaska Hwy und ständige Begleiterin ist unübersehbar die Trans Alaska Pipeline.

Trans Alaska Pipeline
Nach dem Erdölfund von 1968 in der Prudhoe Bay am Nordpolarmeer wurde die Pipeline in Rekordzeit von 1975 bis 1977 fertiggestellt und erstreckt sich über 1‘287 km bis zum eisfreien Hafen von Valdez. Geologen leisteten während fünf Jahren Vorarbeit, da es einige besondere Herausforderungen zu bewältigen galt. Drei Gebirgsketten sowie unzählige Flüsse und Ströme mussten überquert werden. Ausserdem zwang der Permafrostboden Alaskas die Konstrukteure dazu, die Pipeline über fast die Hälfte der Strecke auf Stelzen zu bauen. Durch den Temperaturunterschied zwischen der Umgebung und dem Erdöl wäre die Pipeline ansonsten durch das tauende Eis im Boden versunken. Nicht zu vergessen Erdbeben! Immer wieder sorgen Lecks in der inzwischen maroden Pipeline für unübersehbare Umweltprobleme.

Kurz vor Fairbanks machen wir in North Pole auf dem Riverview RV Park einen Halt für zwei Tage. Wir müssen das Erlebte verdauen – Zeitdruck hin oder her. Und North Pole ist wirklich witzig: Mit seinem werbewirksamen Namen zieht die Stadt Spielwarenfabrikanten aus aller Welt an. Hier sehen sogar die Strassenlaternen aus wie Zuckerstangen und „Santa Claus“ hält 365 Tage im Jahr Hof. Das ist doch mal was ganz Anderes! Im Santa Claus House lassen wir uns von weihnachtlicher Musik einlullen und zu unnötigen Käufen hinreissen.

In Tok – dem letzten Übernachtungshalt in Alaska – dürfen wir einer interessanten und aufschlussreichen Vorführung zum Thema „Alaska-Huskys“ sowie einer Schilderung des „Iditarod Trail Sled Dog Race“ beiwohnen. Die leichtgewichtigen Verwandten der sibirischen Huskys sind überraschenderweise extrem wild auf Streicheleinheiten – aber wehe, wenn sie rennen dürfen! Ein Hund benötigt übrigens während eines Rennens 10‘000 Kalorien pro Tag – man stelle sich vor! Das ist die eigentliche organisatorische Herausforderung während eines Wettkampfes.

Mit dem Verblühen des pinkfarbenen Alaska Fireweed (Waldweidenröschen) verlassen wir Alaska nach rund 3‘300 gefahrenen km nach nicht mal drei Wochen (für den Dalton Hwy blieb leider keine Zeit mehr). Ein Land, wo Kleinflugzeuge unentbehrlich, herrliche Landschaften auch für verwöhnte Schweizer-Augen etwas Besonderes, Tiere zahlreich und die Menschen offen und hilfsbereit sind. Es war warm, sehr warm sogar – vielleicht kriegten wir von den berüchtigten Moskitos deshalb nur wenig zu spüren. Hoffen wir, dass dieser heisse Sommer hier oben ein einmaliges Vorkommnis ist!

Der vielgepriesene Top-of-the-World-Highway über die Grenze nach Kanada haut uns nicht von den Socken, denn viele Baustellen vermiesen einem das Gefühl von „Fahren durch einsame Wildniss“. Ausserdem liegt Rauch eines nahen Waldbrandes in der Luft und es ist leicht bewölkt. Interessant sind aber die Goldsucher an den Wasserläufen! Ein letzter Blick auf die Alaska Ranche, die Uhr wieder um eine Stunde vorstellen – und schon sind wir wieder im Yukon. Ein grossartiger Anblick ist dann der geschichtsträchtige Yukon River, den wir mit einer Fähre überqueren müssen, um in die Goldgräberstadt Dawson City zu gelangen.

Dawson City wurde 1896 zu Beginn des Klondike-Goldrausches gegründet. Zu erreichen war die Siedlung nur über den White Pass oder den berüchtigten Chilkoot Trail (heute in drei Tagen zu bewältigen) und danach über einen langen und beschwerlichen Weg per Hundeschlitten oder Kanu, später per Schaufelraddampfer auf dem Yukon River. Zum Höhepunkt des Booms 1898 zählte die Stadt 40‘000 Einwohner. Auch der Schriftsteller Jack London (Ruf der Wildnis, Wolfsblut) folgte dem Ruf des Goldes und wohnte kurze Zeit in Dawson. 1902 lebten nur noch 5‘000 Menschen, heute noch ca. 1‘400 im Ort. Renovierte historische Gebäude, ein Casino mit Can-Can-Show, ein alter Raddampfer, ein sehr gut bestücktes Goldrush-Museum und ein Free Claim für Amateur-Goldsucher ziehen heute Besucher aus aller Welt an. Mit etwas Phantasie kann man sich das harte Leben von damals gut vorstellen. Wir bleiben drei Nächte hier, verbringen viel Zeit mit Museumsbesuchen, einem Casinotrip und Ausruhen – ein wenig Pause, ehe wir das nächste Ziel in Angriff nehmen, nämlich den Dempster Highway!

Ein weiterer, lange gehegter Traum geht in Erfüllung! In die Einsamkeit des Nordens auf 740 km Schotterpiste (und zurück) über mehrere Pässe, durch die Ogilvie und Richardson Mountains und über den Arctic Circle hinaus bis nach Inuvik. Wir kreuzen dreimal die kontinentale Wasserscheide zwischen Pazifik und Nordpolarmeer, überqueren den Peel River und den Mackenzie River mit Fähren, fahren durch verschiedenartige boreale Wälder sowie einen grossen Teil durch baumlose Tundra in den Northwest Territories.

Auf dem Weg machen wir einen Zwischenstopp auf dem wunderschön auf dem Hochplateau gelegenen Campground des Eagle Plains Hotels und erreichen nach zwei Tagen Fahrt das Ziel Inuvik – mit 3‘500 Einwohnern die drittgrösste Stadt in den Northwest Territories und grösste Stadt Kanadas nördlich des Polarkreises. Die nächsten Orte Aklavik und Tuktoyaktuk können per Auto nur im Winter über den zugefrorenen Mackenzie River erreicht werden. Ausser der schneeweissen Iglu-Kirche gibt es hier nicht viel zu sehen. Einfach eine kleine Stadt, die von Déné-Indianern, Inuit und zugezogenen Weissen bewohnt ist. Ziemlich erschöpft und gut durchgeschüttelt fahren wir abends auf den Happy Valley Territorial Campground.

Schwarzbären, Grizzlys, Wölfe und Falken durften wir unterwegs beobachten. Bis vor etwa 8‘000 Jahren wanderten noch Mammuts durch die Tundra-Höhen – mit ein wenig Phantasie kann man sie fast sehen.

Strassenbau im hohen Norden ist kompliziert! Der Bau des Dempster Highways nahm denn auch ab 1959 20 Jahre in Anspruch und verläuft erhöht auf einer isolierenden Schotterschicht über dem Permafrostboden. Es gibt kaum Verkehr, aber der hat’s in sich! Die Lastwagen donnern mit irrsinniger Geschwindigkeit über die Piste und hüllen alles rundum für Minuten in dichten Staub, was uns mehrfach zum Anhalten zwingt. Noch zu erwähnen die umherfliegenden Steine…unsere Windschutzscheibe ist um eine böse Delle reicher. Nachdem wir auf der Hinfahrt strahlend schönes, warmes Wetter geniessen konnten, führt die Rückreise anfänglich durch eine dichte Nebelsuppe. Erst ab dem Wright Pass zeigt sich wieder die Sonne.

Hier oben beginnt der Herbst früh, es sind bereits die ersten Verfärbungen zu sehen. In wenigen Wochen, wenn die Karibus von ihren Weidegründen am Nordpolarmeer zurückkehren, wird die Tundra tiefrot sein. Der erste Schnee ist dann nicht mehr fern.

Der Campingplatz unserer Wahl ist geschlossen, also halt nochmals nach Dawson City – müde, schmutzig aber überglücklich. In Alaska toben derzeit riesige Wildfeuer, die das Städtchen in ein seltsames Licht tauchen. Durch den Rauch ist die Sonne knallig orange zu sehen und beissender Gestank liegt in der Luft. Viele Reisende machen sich Sorgen, ob die Weiterfahrt nach Alaska derzeit möglich ist. Hier, diesseits des Yukon River, können offensichtlich keine hilfreichen Auskünfte eingeholt werden.

Auf unsere Weiterreise hat das gottlob keinen Einfluss! Uns zieht es nun zu neuen Zielen südostwärts in den Provinzen British Columbia und Alberta.

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16. bis 31. Juli 2013 Von Prince Rupert (British Columbia, Canada) bis Talkeetna (Alaska)

Nach einer kurzen Nacht, einem gediegenen Frühstück und bei dichtem Nebel verlassen wir Prince Rupert. Auf den Besuch bei Herbert Schönbächler in Rosswood („Die Auswanderer“) verzichten wir aus Zeitgründen und biegen direkt bei Kitwanga vom Yellowhead Hwy auf den Cassiar Hwy ab. Die Strasse führt fast immer durch dichten Wald bis Meziadin Junction, von wo wir auf der 37a nach Stewart und Hyder weiterfahren. Auf dieser Strecke geraten wir in eine völlig andere, wilde Welt: Nach 30km der in allen Blautönen leuchtende Bear Gletscher, immer höher werdende Berge mit schneebedeckten Gipfeln, weitere Gletscher sowie unzählige Wasserfälle.

Jetzt sind wir gespannt auf Hyder, welches in Südalaska (USA) liegt. Der Grenzübergang wird nur bei der Rückfahrt durch die Kanadier kontrolliert, da von Hyder aus keine weitere US-Ortschaft erreicht werden kann. Am Ende des Dorfes liegt der Run-A-Muck Campground – perfekt für unseren Ausflug am nächsten Tag. Erst mal zum Salmon River, denn hier gibt es seit zehn Jahren eine Plattform, von der aus man gefahrlos Bären beim Fangen der mächtigen Lachse beobachten kann. Der Lachszug hat Verspätung und wo kein Fisch, da auch kein Bär:((

Kleine Anmerkung zum Thema „Lachse“
Der atlantische Lachs und die pazifischen Lachse wandern ins Meer und kommen nach zwei bis vier Jahren zum Laichen zurück in die Süssgewässer ihrer Geburt. Beim Hochschwimmen zu ihren Laichplätzen im Oberlauf der Flüsse müssen sie Hindernisse wie niedrigere Wasserfälle und Wehre überwinden sowie sich bei ihrer Wanderung vom Salz- zum Süsswasser auch physiologisch anpassen.

Von Hyder kann man – über eine grüne Grenze zurück nach British Columbia – weiter nördlich in den Tongass National Forest bis zum Salmon Glacier fahren. Die Strasse liegt leicht erhöht über der riesigen Gletscherzunge und endet am Summit Viewpoint, von wo man den riesigen Gletscher als Ganzes überblicken kann. Es ist mit 27C° angenehm warm, und das lediglich 100m über dem blau schimmernden Eisfeld. Wir fahren auf einer Gravel Road noch etwas weiter, immer in der Hoffnung auf eine Wandermöglichkeit. Leider ist die Piste nach wenigen Kilometern gesperrt. Eine kleiner befahrbarer Weg hinunter gibt es noch, der Weg zum Gletscher ist allerdings viel zu weit. Wir wollen ja noch Bären sehen! Auf dem Rückweg können wir erstmals einen Blick auf einen Schwarzbären werfen, der direkt vor uns die Strasse überquert. Für ein Foto ist der Kerl aber viel zu schnell!

Spät abends – es ist ja hier locker bis 23:00 Uhr noch hell – machen wir uns nochmals auf zur Bären-Plattform. Leider immer noch weder Lachse noch Bären in Sicht.

Da uns berichtet wird, dass auch heute noch keine Fische gesichtet wurden, fahren wir halt gleich los. Der Bear Gletscher ist ein herrliches Fotomotiv, wenngleich auch er in den letzten 100 Jahren arg geschrumpft ist. Einst reichte seine Zunge bis ans gegenüberliegende Tal-Ende, heute liegen hier ein Gletschersee sowie die Asphaltstrasse nach Steward.

Auf der Weiterfahrt sehen wir erstmals eine Elchkuh mit Jungtier über die Strasse rennen, natürlich wieder zu schnell für ein Foto… Am Nordende des Kinaskan Lake stellen wir uns auf einen Platz direkt am Ufer. Das Wetter schlägt um, die Wolkendecke zieht sich zu und der Wind wird kühler. Nichts wie weg nordwärts. Da wir auf der Rückfahrt von Alaska wieder hier durchfahren, lassen wir Watson Lake rechts liegen und machen uns auf nach Westen. Kurz vor Swift River stellen wir uns auf den Campground der Rancheria Lodge. So mies wie es hier aussieht, wird der Platz wohl in einem Jahr nicht mehr existieren.

Einige km vor Whitehorse führt ein Schweizer den Caribou Campground. Wir kriegen einen sehr schönen Stellplatz zugewiesen und gehen abends wieder mal essen: Im Wolf’s Den Restaurant gleich nebenan, auch von Schweizern geführt. Überhaupt hört man hier öfter Berndeutsch als Englisch, und abends ertönen aus dem Aufenthaltsraum Handorgelklänge:) Die Qualität des Campgrounds sowie das Essen müssen wir nicht weiter erwähnen – alles perfekt! Leider setzt nachts Regen ein, welcher sich auch am nächsten Tag hartnäckig hält. Nicht stark, dafür pausenlos, und es wird richtig kühl. Unser Dach scheint obendrein ein Leck zu haben, ausgerechnet über dem Bett…wieder Arbeit! Aber wir haben ja noch unseren Alaska-Aufenthalt zu planen, und so was braucht immer etwas Zeit. Sicherheitshalber reservieren wir in Anchorage zwei Nächte und – jipiiii, wir Glückspilze!!! – im Denali National Park DREI Nächte auf einem Campground sowie eine der meistens ausverkauften, begehrten Busfahrten! Und DAS während der Hochsaison!

Eigentlich wollten wir ja heute bis ins „richtige“ Alaska! Aber es regnet dermassen stark, dass wir in Burwash Landing am Kluane Lake eine Nacht direkt am See verbringen. Abends schliesst der Himmel endlich seine Schleusen und präsentiert uns einen wunderschönen Regenbogen.

Alaska – die letzte Grenze
Die Besiedlung des Gebietes reicht bis in die Altsteinzeit (etwa 12.000 vor Christus) zurück. Asiatische Gruppen wanderten über die vereiste Beringstrasse ein, wie die meisten der präkolumbianischen Völker, welche das heutige Amerika besiedelten. Vor der Ankunft der russischen Siedler ab ca. 1750 lebten Inuit sowie eine Vielzahl anderer Ureinwohner im heutigen Alaska.
Das einzige Interesse der Russen bestand im Pelzhandel. Als viele Tiere fast oder ganz ausgerottet waren, wurde die Kolonie als nicht mehr profitabel erachtet und zum Verkauf ausgeschrieben. Der US-Aussenminister William Seward organisierte im Jahr 1867 den Kauf Alaskas für 7,2 Mio. US$ durch die USA (heutiger Wert ca. 90 Mio. US$). Das alles geschah noch Jahre vor dem Goldrausch und den Erdölfunden. Am 3.1.1959 wurde Alaska zum 49. Bundesstaat der USA erklärt.

Anderntags: Stahlblauer Himmel und herrlich warm! Der Grenzübertritt nach Alaska dauert drei Minuten – endlich erreichen wir den nördlichsten US-Bundesstaat. Nur noch wenige Kilometer bis zum Tetlin Wildlife Refuge… und dort erwartet uns eine sehr angenehme Überraschung! Die direkt am See gelegenen und extrem grosszügigen Dry-Campingplätze sind free – inkl. Brennholz! Obendrein halten die Rancher täglich Gratis-Vorträge zu interessanten Themen, wie z.B. Baer Save. Nach den gesalzenen Preisen in Kanada eine wahre Wohltat!

Das Tetlin National Wildlife Refuge liegt in einer von Wäldern, Feuchtgebieten, Tundra, Seen, Bergen und Gletscherflüssen bestimmten Landschaft, wo nur wenige Wandermöglichkeiten existieren. Über 180 Vogelarten, Elche, Grizzlys, Schwarzbären, Wölfe, Luchse, kleinere Säuger und im Winter Karibus haben hier einen Lebensraum. Es ist auch Gegend des Borealen Waldes (russisch: Taiga). Auffällig ist, dass die Bäume keine ausladenden Äste haben und von kleinem Wuchs sind. Grunde dafür ist der Permafrost-Boden, welcher nur im Sommer oberflächlich auftaut. Es ist traumhaft schön hier und wir realisieren erstmals so richtig, dass täglichen 19 Stunden lang die Sonne scheint. Um Mitternacht ist es noch taghell.

Der vielgerühmte RV Park beim Caribou-Hotel in Glennallen ist eine kostspielige Katastrophe – Duschen und WiFi obendrein extra! Als wir dann aber von Einheimischen einen ganzen Lachs geschenkt kriegen (sie haben an einem Tag 98 Stück gefangen), sind wir sofort wieder bester Laune! Trotz leidlicher Internetverbindung können wir skypen und mit den Ratschlägen der Firma Traveltech (die müssten wir öfter lobend erwähnen) kriegt Beat die Scheinwerfer mittels einem Provisorium wieder hin! Puuh – nach so vielen Wochen endlich wieder Licht!

Die Fahrt über den Glenn Hwy bis Palmer führt über den Eureka Summit mit Blick auf den Matanuska Glacier. Unbeschreiblich schön, auch wenn die Wolken uns nicht freie Sicht auf all die Bergzüge rundum gewähren.

In Palmer statten wir einer Moschusochsen-Farm einen Besuch ab. In Alaska wurden die Tiere um anfangs des 20. Jahrhunderts ausgerottet (wieder ein ruhmreiches Menschheits-Kapitel). Eine Wiederansiedlung gelang, nachdem grönländische Moschusochsen in den 1930er Jahren auf der vor der Westküste Alaskas gelegenen Insel Nunivak ausgesetzt wurden und sich von dort wieder entlang des arktischen Festlands verbreiteten. Bei extremer, trockener Kälte fühlen sie sich wohl, nur Feuchtigkeit macht ihnen zu schaffen. Die Unterwolle der Moschusochsen zählt zu den feinsten natürlichen Fasern: Achtmal wärmer als Schafs- und so weich wie Kaschmirwolle. Aus dem Fell der Tiere wird diese Unterwolle von Hand herausgekämmt und zu hochwertigen Schals und Pullovern verarbeitet. Ein domestizierter Moschusochse liefert durchschnittlich 2,5 kg Wolle im Jahr, woraus Wollgarn von rund 18 km Länge mit einem Handelswert von ca. 8‘200 US$ hergestellt wird. Die Wolle ist unter der Bezeichnung Qivit im Handel.

Indianische Weissagung – wer kennt sie noch?< „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ Only after the last tree has been cut down, only after the last river has been poisoned, only after the last fish has been caught, then will you find that money cannot be eaten.

Der Matanuska River Campground ist ein herrlich idyllisches Wohlfühl-Plätzchen. Der geschenkte Lachs von gestern landet auf unserem Grill – so ein köstliches Abendessen! Langsam kriegen wir ein Durcheinander mit den Tageszeiten. Verdunkeln ist bis zu einem gewissen Grad hilfreich, trotzdem werden wir wohl ein Schlafmanko davontragen.

Anchorage – die Hauptstadt Alaskas und eines unserer ersehnten Ziele. Auf dem Golden Nugget RV Park gibt es mal wieder eine richtig gute (kostenlose) Internetverbindung und auch ansonsten stimmt alles hier. Den Ausflug nach Downtown unternehmen wir mit dem Bus, wobei die Stadt nicht allzuviel zu bieten hat. Vom historischen Stadtkern ist kaum was übrig und ausser Souvenirläden sowie einem Museum gibt es nichts Interessantes. Immerhin finden wir eine lustige Musik Bar, wo alle Sorten des Silver Gulch-Biers aus Fairbanks erhältlich sind und wo man sich mit Einheimischen ausgiebig über die Fragen des Lebens unterhalten kann.

Die russisch geprägte Kenai-Halbinsel im Süden lockt mit atemberaubenden Landschaften und einer reichen Tierwelt. Die Fahrt nach Homer führt an zahllosen Seen und Flüssen mit hunderten von Anglern vorbei, die auf fette Lachse hoffen. Es ist unbeschreiblich schön und wir machen bei fast jedem Aussichtspunkt einen Halt. Auf dem Sterling Hwy entlang des Cook Inlet bietet sich ein ganz besonderes Bild: Die noch ab und zu aktiven und über 3‘000m hohen Vulkane Redoubt und Mount Iliamna sowie der letztmals 2006 ausgebrochene Mount St. Augustine. Homer liegt im Nebel, wir suchen uns einen Plätzchen etwas ausserhalb.
Nur zu gerne würden wir von Homer einen Abstecher zur Insel Kodiak machen, wo die grössten Braunbären überhaupt existieren. Aber das ist denn doch zu viel für unseren Geldbeutel.

Wir durchqueren die Halbinsel von West nach Ost bis Seward. Grösstenteils dieselbe Strecke wie am Vortag, aber das Auge nimmt vieles anders wahr. In Soldotna steht eine Elchkuh unerschrocken an der Strasse (leider verjagt vom nachfolgenden Auto…). Auch Seward verbirgt sich im Küstennebel. Wir bleiben 12km vorher auf einem Campground und schauen und das Städtchen am anderen Morgen an, ehe wir zum Exit Glacier aufbrechen. Endlich mal wieder eine Wanderung, wenn auch nicht sehr weit. Der Gletscher ist dramatisch geschmolzen, was die Tafeln mit den Jahreszahlen am Wegesrand bezeugen. Trotzdem sehr beeindrucken, so ganz nah am Eis zu stehen und den „Gletscheratem“ zu spüren.

Auf dem Weg nach Norden machen wir nochmals nördlich von Anchorage am Matanuska River einen Übernachtungshalt. Spätabends bei Sonnenschein stattet und eine Elchkuh mit ihren zwei Kälbern einen Besuch ab – eine Riesen-Aufregung auf dem Campground! Anderntags am Morgen: Sämtliche Lichter am Auto haben den Geist aufgegeben…Sch….!

Die Fahrt über den nebligen Hatcher Pass – endlich mal wieder eine Gravel Road – wagen wir trotzdem. Gleichzeitig mit Verlassen der Baumgrenze auf hier 800müM dringt die Sonne durch. Eine herrliche Fahrt bei Sonnenschein inmitten von Seen, Bergen und Bächen. Wir mögen die vielen noch aktiven und stillgelegten Goldminen nicht mehr zählen. Am frühen Nachmittag ist Talkeetna bereits erreicht. Zeit, um noch am Reisebericht zu arbeiten und die Scheinwerferanlage – erfolgreich – zu reparieren.

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1. bis 15. Juli 2013 Von Redwood Nationalpark (California) bis Prince Rupert (British Columbia, Canada)

Vom Harris Beach State Park sind es nur ein paar Meilen bis in den Redwood Nationalpark – das letzte Ziel in Kalifornien. Der Park bewahrt die Reste eines Waldes, der einst 8‘000km2 bedeckte, ehe grosse Gebiete der kommerziellen Abholung zum Opfer fielen. Trotz Schutz vieler Teile waren die erstaunlich verwundbaren Riesen gefährdet, denn die Holzfällung in den umliegenden Gebieten drohte die flach wurzelnden Redwoods durch fortgeschwemmte Boden- und Sedimentablagerungen zu ersticken. In letzter Zeit wurde viel renaturiert, doch es dauert noch mindestens 50 Jahre, bis die Narben des Holzschlages verheilt und weitere 250 Jahre, bis aus den Sämlingen erwachsene Bäume geworden sind. Redwoods werden zwar nicht so dick und alt (immerhin aber auch mindestens 1‘500 Jahre) wie die Sequoias, dafür aber noch höher: Bis zu 93m hoch sind diese grössten Lebewesen der Erde. Wir wandern viele Kilometer und staunen schweigend vor diesen ehrfurchtgebietenden Riesen. Ein unbeschreiblich beruhigendes Erlebnis abseits vielbegangener Touristenpfade. Nur….Bären haben wir noch immer nicht gesichtet!

4. Juli, Independence Day und wichtigster Feiertag der USA (inkl. verlängertes Wochenende!). Vorsorglich haben wir auf dem KOA „Oregon Dunes“ bei Newport einen Platz für drei Tage reserviert. Die Gäste hier sind durchwegs ATV-Fans und düsen mit ihren kleinen Quads von morgens bis abends die Dünen rauf und runter – gross und klein! Die Motoren sind laut und stinken, also nicht gerade das Paradies… Den 4. Juli haben wir mit Spannung erwartet, werden doch überall Paraden und Feuerwerke angekündigt. Die Feier gestaltet sich hier verhalten, denn die Funktionstüchtigkeit der ATV’s hat absoluten Vorrang.

Die Pazifikküste Oregons ist wilder als in Kalifornien, aber mindestens ebenso faszinierend. Wir haben kurze Tagesstrecken gewählt und geniessen die Landschaft so oft wie möglich. Auf dem Weg liegt die Sea Lions Cave: Eine riesige Höhle, die von Seelöwen „bewohnt“ ist. Klar ist der Besucherandrang derzeit gross, trotzdem ein ganz aussergewöhnlicher Anblick.

Im South Beach State Park werden wir – wie schon extrem oft übrigens – auf unser Auto angesprochen. Alle finden den „Truck“ cool. Einer zeigt sogar tatsächlich Kaufinteresse. Kommt natürlich nicht in Frage!
Es ist kühl und der Wind noch kühler, aber ein herrlicher Tag für eine ausgedehnte Strandwanderung. Bis auf ein paar ganz Verwegene laufen alle in dicken Kleidern rum, und erstmals seit langem werfen wir wieder mal unsere Heizung an …sie funktioniert noch tadellos! Ehe wir weiter nach Norden reisen, besuchen wir das Oregon Coast Aquarium in Newport. Sehr schön angelegt mit grosszügigen Becken. Die einheimische Tier- und Pflanzenwelt über und unter Wasser wird auf aufschlussreiche Weise gezeigt. Die witzigen Papageientaucher machen sich einen Riesenspass daraus, möglichst viele Besucher nass zu spritzen – herrlich!

Am äussersten Nordzipfel von Oregon liegt der Fort Stevens State Park. Den ganzen Tag schon konnte die Sonne den Küstennebel nicht durchdringen, und entsprechend trostlos wird dann auch der Aufenthalt. Keine Lust auf Beach-Spaziergänge im Nebel!

Frühmorgens überqueren wir das Delta des Columbia Rivers und gelangen in den Bundesstaat Washington. Die Fahrt entlang der Küste bleibt neblig und trostlos. Je weiter wir aber ins Landesinnere gelangen, desto sonniger wird das Wetter und wir geniessen die ländlichen Gegenden von Washington State. Bei strahlendem Sonnenschein und warmen Temperaturen erlauben wir uns im Potlatch State Park direkt am Hood Canal ein paar ruhige Stunden.

Damit wir auch den Olympic Nationalpark besuchen können, heisst es früh raus! Unterwegs erst mal einen Abstecher zum Lake Cushman und frühstücken. Am Mittag auf dem KOA Sequiem schnell Mails checken (wir haben ja immer noch kaputte Scheinwerfer und leider noch keine Antwort von der Werkstatt…) und wieder los zum Nationalpark. Immerhin reicht es für eine Fahrt entlang des Lake Crescent und zu den Salmon Cascades am Sol Duc River. Leider schwimmen die Lachse aber erst im Frühherbst hier hoch. Der Park ist riesengross, bietet eine unvergleichliche Küstenlandschaft und unzählige Kilometer Wanderwege! Alles sausen gelassen für Alaska…

Beats Bruder Heiry in Toronto geht’s zurzeit ziemlich übel und er muss erneut ins Krankenhaus. Leider ist die Internetverbindung sehr schlecht und wir können uns zurzeit nicht melden. Wir machen uns grosse Sorgen.

Morgens um 07:00 stehen wir im Hafen von Port Angeles und warten auf die Fähre nach Victoria, Vancouver Island. Pünktlich nach 1 ½ Stunden Fahrzeit erreichen wir kanadischen Boden. Erst mal müssen wir die kanadischen Einreiseformalitäten über uns ergehen lassen. In den USA haben wir schon mal zwei Tomaten, drei Kiwis und ein bisschen Feuerholz entsorgt, nun nehmen sie uns auch noch eine Mini-Dose Pfefferspray weg. Das könne man in Kanada auch kaufen, gegen Bären reiche ein weniger starker Spray. Die Waffengesetze in Kanada sind viel strenger, was wir ja eigentlich sehr begrüssen. Und wir haben ja noch vier davon:)

Die nächsten Stunden umrunden wir – nachdem wir uns beim CAA mit Kanada-Karten eingedeckt und endlich einen Parkplatz gefunden haben – den inneren Hafen von Victoria zu Fuss. Zwar nur ein Spaziergang, aber immerhin mal ein bisschen Bewegung und Victoria ist eine sehr schöne und sehr britische Stadt. Der West Bay RV Park liegt mitten in der Stadt. Hier treffen wir wieder mal auf etliche Schweizer-Urlauber – Plauderstunde! Und aus Toronto kommt Entwarnung: Heirys Zustand ist viel besser geworden, und wir können nun beruhigt weiterreisen.

40km nördlich von Victoria in Duncan soll es eine Land Rover-Garage geben. An besagter Adresse befindet sich aber lediglich eine Baufirma. Bei einer weiteren Garage kann uns – aus Zeitgründen oder so… – niemand helfen. So gucken wir uns wenigstens die wunderschöne Sammlung von Totempfählen an, welche in der Innenstadt von Duncan dutzendweise ausgestellt sind. Das ist mal eine originelle Stadtgestaltung! Kurzfristig haben wir – da wir ja nicht wussten, ob überhaupt Garage und wie lange – bei Parksville für eine Nacht einen (teuren) Campsite in einem RV-Park reserviert.

So! Aber jetzt wollen wir endlich eine Whale Watching Tour buchen! Unsere Bemühungen, in Telegraph Cove noch einen Campsite zu finden, sind leider ergebnislos geblieben. Dafür finden wir in Port Hardy den günstigen und gut eingerichteten Port Hardy RV Resort. Da wir eigentlich nicht soooo weit fahren wollten, bleiben wir dafür gleich drei Nächte. Ein traumhaft schöner Platz direkt an einem kleinen Fluss, der bei Flut landeinwärts gedrückt wird. Weisskopf-Seeadler über unseren Köpfen, wilde Himbeeren hinter dem Wagen und Bären….nein, immer noch nicht!

Wir kriegen die letzten beiden Plätze auf dem Whale Watching Boot für den nächsten Tag, übermorgen ist alles ausgebucht! Ein zwar nicht ganz billiges Unterfangen, für Interessierte aber enorm lohnenswerte 5 Stunden. Schon nach ein paar Minuten zeigt sich der erste Minke Whale, dutzende Orcas tauchen rund ums Schiff immer wieder auf, und zuletzt zeigt sogar ein Humpback Whale seine riesige Schwanzflosse. Nur Grauwale und Delphine bleiben fern. Als Dessert dann eine grosse Kolonie der beachtlichen Stellerschen Seelöwen.

Am 15. Juli fahren wir morgens früh auf die Fähre für die 15-stündige Fahrt nach Prince Rupert. Eine tolle Reise in einer phantastischen Landschaft und bei strahlend schönem Wetter. Ausser einer Indianersiedlung und ein paar Leuchttürmen ist nichts zu sehen, das an Menschen erinnert. Die Fähre zeigt sich insgesamt sehr komfortabel und das Diner-Buffet ist ein absoluter Hammer: Salate, Lachs, Crevetten, vier Fleischgerichte und jede Menge Desserts – „all you can eat“! Pünktlich um 22:30 erreichen wir Prince Rupert (eigentlich die regenreichste Stadt Canadas) und ein paar Minuten später das Hotel „Moby Dick Inn“. Jetzt noch kurz schlafen und ab in den Norden: Alaska ruft!

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Wieder mal was vom Driver….

Also es ist ja so, alles hat mal ein Ende. Auch unsere beiden Campinggasflaschen, gefüllt mit Butangas (chemische Zusammensetzung C4/H10). In Argentinien konnten wir die Gasflaschen noch in heimlichen Hinterhöfen, wenn man sie dann mal gefunden hat, auffüllen lassen. Die Frau Kilchner (arg. Präsidentin) hat dieses spezielle Gas verboten, weil es importiert werden muss…
In Chile ist das Auffüllen der Gasflaschen kein Problem gewesen, aber auch dort musste man sich durchfragen.
In Bolivien, La Paz, gibt es den Ernesto Hug, ein Schweizer Automechaniker mit Werkstatt. Dieser hasst die Land Rover, weil die Engländer ja keine Autos bauen können, oder ist es bloss der Neid, als er unser geliebtes Chateau sieht…? Immerhin, er kann uns mit Hilfe eines Adapters die beiden Flaschen wieder füllen.
Das reicht dann auch bis ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Nordamerika, die Vereinigten Staaten von Amerika, oder ganz einfach die USA.
Und so muss es ja mal kommen, unsere Campinggasflaschen, gefüllt mit Butangas, neigen sich dem Ende zu.
Unsere Rettung: Eine grosse Reklametafel AMERIGAS für Butan und Propan, irgendwo In Florida. Hinein in den Laden. Können sie uns die Gasflaschen füllen? Kein Problem….Als er die Gasflaschen sieht verdreht er die Augen, schüttelt den Kopf und fragt, was denn das für Flaschen seien. Schweizer Campinggasflaschen für Butangas. Es braucht nur einen Adapter für das amerikanische System, alles andere haben wir. Erstens gibt es keinen Adapter und zweitens sei es in Amerika nicht erlaubt, diese Flaschen aufzufüllen. Gesenkten Hauptes verlassen wir den Laden und fahren Richtung Westen.
In der Zwischenzeit lassen wir in einer Garage für europäische Autos einen Kontrollgang über unseren Land Rover ergehen. Einen solchen Motor hat der gute Mechaniker noch nie gesehen, und dann noch einen Diesel! Aber er meint, das Auto sei in einem sehr guten Zustand. Dann meine Frage an ihn, ob er jemand kenne, der unsere Gasflaschen auffüllen könne. Das sei gar kein Problem, zwei Blocks weiter, dort sei eine grosse Reklame AMERIGAS. Vielen Dank. Doch unsere Rettung?
Der Laden ist schnell gefunden. Hinein zur Rezeption…wow, Miss World-Kandidatin Nr.1 steht vor uns und lispelt „ich liebe euer Auto“. Das fängt ja sehr gut an. Sie schaut unsere beiden Gasflaschen an und meint, das ist kein Problem. Wir müssten in den Hof hineinfahren, dort würden wir von einem Angestellten empfangen, der uns weiter hilft. Nein nicht schon wieder: Rollende Augen, schüttelnder Kopf. Adapter? Tschau Miss World…. Weiter immer Richtung Westen. Da, eine riesen Reklametafel „RV Camping Service“. Vielleicht können die uns helfen?
Das Geschäft ist sehr gut mit Campingartikeln ausgestattet. Meine Frage an den Angestellten: Können Sie unsere Gasflaschen auffüllen? Aber natürlich, und wir gehen zu unserem Auto. Nach dem Öffnen des Gasflaschenfachs… nein, keine rollenden Augen, aber ein kurzes, „Das ist ein Problem, aber das können wir lösen“. Nach einiger Zeit kommt er zurück…mit einer amerikanischen Gasflasche und einem Schlauch mit den dazugehörenden Gewin-deverbindungen und meint, „so ist das Problem gelöst“. Jetzt müssten wir nur noch das Gewinde abschneiden, eine Schlauchverbindung und Schlauchbriden kaufen und den Schlauch mit dem Schweizersystem verbinden. Und womit ist die Flasche gefüllt? Natürlich mit Propangas (chemische Zusammensetzung C3/H8). Ob das wohl gut geht?
Bei einem Handwerker-Einkaufszentrum, etwa 10 mal so gross wie der Vonmoos in Luzern, fragen wir uns durch. Als alles nichts mehr hilft, bitte ich den Verkäufer, doch schnell zu unserem Auto zu kommen, um das Problem mit der Schlauverbindung anzuschauen. Rollende Augen, schüttelnder Kopf, das ist in Amerika nicht erlaubt!
So nah am Ziel, oder doch nicht? Dann hinter uns, mit amerikanisch-deutschem Akzent: „Habt ihr ein Problem?“ Ein älterer Herr gesellt sich zu uns und ich versuche, ihm unser Anliegen zu schildern. Er redet kurz mit dem Angestellten und dieser kommt mit uns widerwillig zurück in den riesigen Laden, wo er uns zu den Schlauchverbindungen und den Briden führt.
Der Tag, wo das schweizerische und amerikanische Gassystem zusammengefügt wird, steht vor uns. Ob das mit diesem Gas funktioniert?
Hahn auf, Zündung….nichts. Verzweiflung? Nein, nein, so schnell nicht. Alles nochmal kontrollieren. Nichts. Nochmals alles prüfen. Die neue Gasflasche, irgendwie fühlt sie sich sehr leicht an. Und tatsächlich! Hat der uns doch eine leere Flasche verkauft. Mit oder ohne Absicht, das wird man nie erfahren. Heute sind wir jedenfalls stolze Besitzer einer gut funktionierenden Propangasanlage.

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16. bis 30. Juni 2013 Von Las Vegas (Nevada) bis Patricks Point State Park (California)

Der Spass in Las Vegas hält sich in Grenzen, insbesondere bei 46C° und schockgefrierenden Klimaanlagen! Nach der Ankunft widmen wir uns als Erstes der Wiederbelebung unseres GPS, welches sich vor zwei Tagen verabschiedet hat. Thomi muss eine Nachtschicht schieben, da wir ja 9 Stunden hinter MEZ-Zeit liegen – und obendrein die Internetverbindung sehr schlecht ist. Nach drei Stunden ist es aber geschafft! Lieber Thomi, ganz herzlichen Dank für den Sondereinsatz!

Zuerst den mehrmals eingetrockneten Schweiss abduschen und dann los zum Strip. Der KOA-Campground Circus Circus liegt übrigens direkt hinter dem gleichnamigen Casino. Schon irre, was hier so mitten in der Wüste abgeht. Da wir uns jedes Hotel und natürlich die dazugehörigen Casinos sowie eine Show ansehen wollen, schaffen wir es nur bis zur Mitte dieser berühmten Strasse. Ja, und essen – beinahe verpasst! Wahnsinn, was hier abgeht!

Am zweiten Tag ist Garage-Termin bei Land Rover Las Vegas. Ein Super-Laden (für Luxus-Ranch Rover) mit einer genialen Bedienung. Wir sind nicht unfroh, uns vier Stunden lang in den noblen und angenehm klimatisierten Räumlichkeiten aufhalten zu dürfen. Alles wird überprüft und für gut befunden, nur unser defekter Scheinwerfer-Schalter kann leider nicht ersetzt werden, denn Ersatzteile für Defender gibt’s hier nicht. Wohin wir besagtes Teil senden lassen wollen, steht noch in den Sternen… Weiter zum Neon-Museum resp. dem „Friedhof der Leuchtreklamen“. Die Adresse finden wir zwar, leider aber kein Museum! In keinem Prospekt und keinem Buch ist etwas Derartiges erwähnt – schade! Wir flüchten vor der Hitze erst mal in den Campingplatz-Pool.
Abends nehmen wir den Bus zum bis zum Luxor-Komplex, von da wollen wir zu Fuss zurück. In diesem Teil des Strips ist wirklich alles XXXL! Ob New York New York, Paris oder Palazzo – tagsüber sowie abends ein grossartiger Anblick, aber überall sehr laut, hektisch, und die Amis noch fetter als sonst wo. Tausende Klimaanlagen treiben die Temperatur zusätzlich in die Höhe. Einen Versuch war’s wert, aber jetzt nichts wie zurück zum Campground. American Way of Life – naja, nicht so unser Ding…!

Im Death Valley reicht es genau für einen 800m-Trail zum ersten Aussichtspunkt, alle übrigen Wege lassen wir schön bleiben. 1913 wurde hier die weltweit höchste je gemessene Temperatur verzeichnet: 57C°. Da kommen wir heute mit 49C° noch gut weg. Im Park liegt auch mit -86m der tiefste Punkt Nordamerikas. Am Nachmittag ist die Übung für uns zu Ende, alles klebt und tropft, und das ganze Trinkwasser ist eine lauwarme Brühe. Auf dem Panamint Springs Campground geniessen wir im heissen Wüstenwind eine herrliche Aussicht auf das Valley.

Kaum aus der Wüstenzone raus, fahren wir die Sierra Nevada entlang immer höher hinauf, bis auf über 2‘300 müM. Auf den Gipfeln zeigt sich noch immer etwas Schnee und es kühlt merklich ab. Da es uns zurzeit gesundheitlich nicht so berauschend geht, legen wir auf dem Mono Vista RV-Park in Lee Vining eine Nachmittagspause ein – mit Sicht auf den stahlblauen, 760‘000 Jahre alten und von Vulkanismus geprägten salzhaltigen Mono Lake.

Der Yosemite Nationalpark liegt in einer Höhe zwischen 600 und 4‘000müM, ist 3‘080 km2 gross und beinhaltet höhenbedingt fünf verschiedene Ökosysteme. Vor über zehn Millionen Jahren wurde die Sierra Nevada durch Faltung in die Höhe gedrückt. Sie neigte sich gegen Westen und es bildeten sich die steilen Ostabhänge, sowie tiefe, enge Canyons in den Flussbetten. Die Bewegung der Eismassen während der Eiszeit höhlte die Flusstäler zusätzlich aus.
Es wäre perfekt zum Wandern hier, angesichts der andauernden Zwangsaufenthalte vor Restrooms müssen wir aber klein beigeben. Es reicht gerade mal für einen kurzen Fussmarsch, den Rest verbringen wir auf der Durchfahrt im Auto oder eben… Immerhin: Die sensationelle Aussicht auf das Yosemite Valley vom Glacier Point, das lassen wir uns nicht nehmen! Dass die Kalifornier ab Juni bereits Ferien haben, äussert sich ganz besonders in diesem Park durch ein enorm hohes Verkehrsaufkommen und Besuchermassen. Für den Wawona Campground ganz im Süden konnten wir vor einigen Tagen online noch den letzten (Zelt)platz reservieren. Was sind wir abends dankbar für ein Plumpsklo und nicht nach einem Schlafplatz suchen zu müssen.

Die nächsten beiden Tage verbringen wir im Miller Lake State Park – mit Auto putzen, Brauchwassertanks reinigen und was sonst alles dringend mal nötig ist. Das Schwimmen im See kühlt wohltuend ab und obendrein lernen wir Manuela und Roger aus dem Freiamt kennen. Wieder mal lustige, ungezwungene Abende mit gemeinsamem Essen, dem einen und anderen Glas Wein und guten Gesprächen! Vielen Dank dafür!

Der Sequoia & Kings Canyon Nationalpark ist nicht weit entfernt. Die dort vorkommenden Giant Trees – Riesenmammutbäume oder Riesensequoias – lassen einen sehr winzig und unbedeutend erscheinen. Der grösste unter ihnen, General Sherman Tree – 84m hoch und zwischen 2‘800 und 3‘200 Jahre alt -, gilt als das älteste Lebewesen der Erde. Was sind wir schon im Vergleich dazu? Ehrfürchtig bestaunen wir die Riesen. Eine kleine Wanderung liegt heute mit knapper Not wieder im Bereich des Möglichen – sehr ärgerlich! Hier ist – wie auch Yosemite – Bärenland! Wir sind aufgeregt und gespannt, aber kein Petz lässt sich blicken. Steil und kurvenreich führt die Strasse bis auf 2‘500 hinauf und wieder auf 500m runter. Diese Strecke an sich schon der Hammer! Kurz vor dem kleinen Ort Three Rivers quetschen wir uns abends auf den allerletzten noch freien Campsite – Glück gehabt!

Jetzt geht’s aber endlich zur Westküste nach Morro Bay. Alle State Parks und Campgrounds sind übervoll, so übernachten wir seit langem wieder in einem Motel: Sea Air Inn, hübsch und sauber mit grossem Zimmer. Und dann erneut Reifen auswuchten lassen, was bei diesen vielen km und der Reifenabnutzung immer schneller erneut nötig wird. Küstennebel verdunkelt schon bald den Himmel und lässt die Luft feucht und kühl werden.

Das wünschen wir uns seit Jahren: Eine Fahrt auf dem Highway 1. Ein Traum wird wahr! Kurz nach Morro Bay treffen wir bereits auf eine grosse Kolonie von See-Elefanten und kommen ganz nah ran, wir sind restlos begeistert! Links immer die Sicht auf den Pazifik und rechts eine herrliche Landschaft aus Wäldern und Wiesen voller blühender Wildblumen. Der Nebel liegt weit draussen „vor Anker“ und die Sonne scheint angenehm wärmend vom Himmel – ein perfekter Tag! Im Städtchen Monterey quartieren wir uns im Motel Padre Oaks ein und finden in der Nähe ein Spitzen-Restaurant (das gibt’s wirklich auch in den USA).

Beat leidet an einer Harnweginfektion und unsere Antibiotika gehen zur Neige. Wohl oder übel müssen wir uns am nächsten Morgen erst mal in eine Walk-In Clinic begeben, um ein Rezept zu erhalten. Ein gründlicher Untersuch bestätigt denn auch unsere „Diagnose“. Medikament kaufen und weiter, denn die Fahrt bis zum nächsten State Park mit noch freien Plätzen ist weit!

Ab Monterey führt der Highway 1 nicht mehr ganz so dicht entlang der Küste, dafür aber kurvenreich durch märchenhafte Küsten-Mischwälder.
Um Zeit zu sparen, nehmen wir für die Fahrt durch San Francisco eine Abkürzung über die Interstate. Eine Fahrt über die Golden Gate Bridge – welch ein Erlebnis! Der berüchtigte Nebel vermag sie heute nicht ganz zu verbergen, für ein paar Fotos reicht’s jedenfalls.

Leider kehren wir dieser schönen Stadt bald den Rücken zu und reisen weiter nordwärts über den Panoramic Highway durch einen herrlich duftenden Eukalyptuswald. Die Eindrücke überschlagen sich auch heute! Im Salt Point State Park ist heute extrem früh Schlafenszeit…

Nur kurz ist die Route bis zum Manchester Beach State Park, wo wir drei Nächte bleiben wollen. Unser Einkauf unterwegs: Bananen, Schwarztee… Ein herrlicher Campground ist das hier, mit grosszügigen Rasenplätzen und einem 2km-Spaziergang durch hohes Gras bis zur Pazifikküste. Wer allerdings glaubt, hier seien Badetemperaturen angesagt: Weit gefehlt. Während es wenige Kilometer landeinwärts sommerlich heiss ist, weht an der gesamten Küste stets ein kühler Wind und das Meer ist nur was für Heroes. Wind, Temperatur und steile Klippen – man wähnt sich fast in Good Old England!

Das Nappa Valley liegt für einen Tagesausflug zu weit im Landesinneren, aber auch im County Mendocino liegen Weintäler! Im Anderson Valley besuchen wir zwei Winerys. Im Jahr 2011 haben Stürme einen Grossteil der Trauben vernichtet, und ältere Weine sind schlicht viel zu teuer. Ausbeute: Drei Flaschen (Pfalz-Einkäufe: 30 Kisten) …aber wir werden sie geniessen!

In Mendocino sind die Alt-Hippies inzwischen salonfähig geworden und betreiben Gift- und Jewellery-Shops. Ein sehr hübscher, gepflegter Ort, aber vom 68er-Geist keine Spur mehr. Kleiner Tipp an Rande: Das Goodlife Cafe & Bakery mit hausgemachten Kuchen und dem besten Kaffee in den USA!

Letzte Zwischenstation im Juni auf unserer Reise gegen Norden ist der Patricks Point State Park in Nordkalifornien. Kurz vorher endet auch der Highway 1, der zur Nr. 101 wird. Der Campground liegt mitten im Wald und der abendliche Küstennebel zaubert eine ganz besondere Stimmung herbei.

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1. Bis 15. Juni 2013 Von Bernalillo (New Mexico) bis zum Valley of Fire (Nevada)

Endlich erreichen wir das Colorado Plateau! Nach den endlosen Fahrten durch die Flächen von Texas – nur unterbrochen von gespenstischen Ölpumpen und riesigen Raffinerien – ist es eine echte Wohltat, wieder mal Gebirge zu sehen. Wir durchqueren Indianerreservate und bestaunen die Farbenpracht der Canyons. Auf der Strecke überqueren wir ebenfalls die Continental Divide, die kontinentale Wasserscheide.

Wir sind begierig darauf, etwas Näheres über die Anasazi zu erfahren und besuchen darum das Aztec Ruins National Monument. Frühe Siedler glaubten in Erinnerung an Geschichten über die Eroberung Mexikos irrtümlich, dass sie von Azteken erbaut worden seien. Das Nationalmonument befindet sich unweit der Grenze zu Colorado in Aztec, New Mexico. Die ersten Siedlungen – Pueblos – stammen aus dem Jahre 1000 nChr. Sie hatte drei Stockwerke, umfasste über 400 Räume und mehrere Kivas, darunter auch die (heute restaurierte) Grosse Kiva. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die Siedlung zu einem Zentrum des Handels sowie zeremoniellen Geschehens. Die Siedlung wurde bereits um 1300 nChr. wieder verlassen, möglicherweise wegen einer längeren Dürreperiode. Die Ruinen sind imposant und das Museum vermittelt anschaulich, wie diese Menschen damals lebten.

Direkt am Ufer des Animas River finden wir abends den wunderschönen United Campground. Höchste Zeit, sich wieder mal der Schmutzwäsche zu widmen!
Wir befinden uns hier bereits auf über 2‘000 müM und erwachen morgens bei erfrischenden 14C°, das hatten wir schon länger nicht mehr! Auf dem Weg zum Mesa Verde National Park sind sogar noch schneebedeckte Gipfel auszumachen, ist ja schliesslich hier Skigebiet!

Im Mesa Verde Nationalpark buchen wir für 3$ pro Person eine geführte Wanderung zum Balcony House, einem der vielen Felsen-Pueblos. Typisch amerikanisch wird darauf hingewiesen, dass es anstrengend sei usw. Es handelt sich um einen kurzen Fussmarsch bergabwärts, dann eine 10m hohe und steile Leiter hoch zu diesem Pueblo, wo man auf allen Vieren zweimal durch enge Gänge kriechen muss. Das ist allerdings ausschliesslich für gut Beleibte WIRKLICH ein Problem, die stecken nämlich in peinlichster Position fest… Da kann man sich das Lachen kaum verkneifen! Am Ende sind noch zwei 3m hohe Leitern zu „bewältigen“ und ein kurzer, durch Ketten gesicherter Aufstieg. Das Pueblo sowie die Ausführungen des Ranchers waren aber hoch interessant. Ein Gewitter zieht auf – nichts wie weg!

Auf der Weiterreise zum Monument Valley durch das Navajo-Reservat gibt es absolut keine RV-Stellplätze, keine Rest Areas und auch sonst keine Möglichkeit, sich irgendwo heimlich hinzustellen. Also halt weiter bis zum Monument Valley. Erst in Gouldings finden wir gegen Abend einen RV-Park, der wunderschön zwischen roten Felsformationen liegt. Kaum in touristischem Gebiet, trifft man sie plötzlich haufenweise an: Die Schweizer! Mit Stephan und Irene aus Eschenbach verbringen wir einen lustigen Abend und plaudern ganz ungewohnt bis nach Mitternacht über Gott und die Welt. Hat das gut getan!

Eine Empfehlung unsererseits für 4WD-Driver: Unbedingt den Monument Valley-Drive befahren. Die Piste ist etwas holprig aber überhaupt kein Problem. So kommt man den unwahrscheinlichsten Felsformationen – eigentlich Überreste eines alten Plateaus – sehr nahe. Auch aus dieser Perspektive ein grandioses Erlebnis, wofür wir uns mehrere Stunden Zeit nehmen. Abends verlassen wir das Tal und finden in Bluff den kleinen, ruhigen und gut eingerichteten Cottonwood RV-Park.

Für das Valley of Gods – ein Seitental und eine 4WD-Strecke – fahren wir nochmals einige Meilen zurück. Und wie sich das lohnt! Bestimmt nicht schlechter als das Monument Valley und man fährt hier mutterseelenalleine herum! Unglaublich, was Mutter Natur hier alles an Felsformationen geschaffen hat! Grandiose Fortsetzung ist dann die Fahrt über die unbefestigte No 261 über einen Pass bis zu den Natural Bridges. Der Blick über das Valley of Gods von hier oben ist atemberaubend.

Im Natural Bridges Monument stehen drei eindrucksvolle natürliche Steinbrücken, entstanden durch Unterspülung von Felsbarrieren und stetige, vor allem durch Wasser verursachte Erosion. Für den Loop Trail (14 km) bleibt heute leider nicht mehr genug Zeit, so fotografieren wir die Monumente so gut wie möglich von weitem.

Am selben Tag gegen Abend erreichen wir das von 4WD-Drivern hochgejubelte Moab. Auf dem zentral gelegenen Canyonlands Campground reservieren wir gleich für vier Tage einen Platz, anschliessend begeben wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Werkstatt. Wir durchfahren die Stadt mehrmals von Nord nach Süd und umgekehrt – hier sind sie alle extrem beschäftigt oder sie rühren keine Dieselfahrzeuge an…es ist zum K…! Nach der ungelogen achten Anfrage kriegen wir dann in der AAA-Garage einen Termin für übermorgen. Na, wenigstens etwas…

Den nächsten Tag verbringen wir mit dem Besuch der Hochwüste des Arches Nationalparks. Wir sind sehr gespannt, beherbergt dieser Park doch die eine der grössten Ansammlungen natürlicher Steinbögen der Welt. Vor rund 300 Mio. bedeckte Wasser dieses Gebiet. Es kam und ging – insgesamt 29 mal – und hinterliess eine 1‘000 m dicke Salzschicht, welche durch Steine und Sand zugedeckt wurden. Weniger dicke Salzschichten bahnten sich ihren Weg durch die Steinschichten und bildeten Kuppeln und Grate. Dies Steinbögen – Arches – bestehen zumeist aus weichem, rotem Sandstein und sind demnach ganz anders entstanden, als die Natural Bridges. Enorm faszinierend und fotogen, diese Farbenspiele im Licht der wandernden Sonne. Es ist unglaublich heiss und trocken, dennoch nehmen wir ein paar der Hiking-Trails unter die Füsse. Toll ist das hier!

Die Mechaniker der Arches-Garage bemühen sich sehr, allerdings müssen wir ihnen zeigen wo sich die Motorhaube öffnen lässt, und wo sich der Ölfilter befindet… Nach zweistündiger Wartezeit ist es geschafft. Wir können nur hoffen, dass alle anderen Kontrollen ordnungsgemäss durchgeführt wurden (in den USA darf man als Kunde nicht dabei sein…).
Die neuen Gasdruckdämpfer sind noch nicht eingetroffen – und wir ziemlich erschüttert! Der zweite Anlauf bei der Post Moab ist dann ein voller Erfolg: FedEx macht’s möglich! Nachmittags warten wir erst mal ab, bis die schlimmste Gluthitze vorbei ist, ehe sich Beat an die Arbeit macht und den ersten der neuen Gasdruckdämpfer anbringt – WOW!!! An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an Pascal Pfister von der Camperwerkstatt in Ins für die detaillierte und hilfreiche Instruktion!

Wir treffen schon sehr früh am Morgen (07:00) im Canyonlands Nationalpark ein. Sonnenaufgang verpasst, aber monumental ist diese Landschaft allemal. Aus zeitlichen Gründen beschränken wir uns auf das Gebiet „Island in the Sky“, welches 600m über dem Zusammenfluss von Colorado und Green River thront. Ebene Felsterrassen enden an Feldwänden und aussen an steilen Abstürzen. Die ganze Landschaft besteht aus senkrecht stehenden Wänden. Auch hier haben unterirdische Salzlager das Land geprägt. Unter gewaltigem Druck des sich auflagernden Gesteins erhoben sie sich und bildeten Dome, welche das Terrain zerklüften. Nur die sichtbare Oberfläche besteht aus Schichten von unterschiedlich hartem Sandstein.

Der Colorado River ist in den Tiefen des Canyonlands versteckt, aber vom View Point im Dead Horse State Park ist eine Flussschlaufe gut zu sehen. Für uns auf jeden Fall einen Abstecher wert.
Insbesondere, da wir von hier über eine unbefestigte Strasse durch den Long Canyon ins Tal des Colorado Rivers zurück nach Moab fahren können. Eine geniale Strecke für 4WD-Fans! Ein Felssturz, welcher nur eine kleine Lücke für durchfahrende Fahrzeuge auslässt, hätte dem Vorhaben beinahe ein Ende bereitet – aber eben: Nur beinahe! So haben wir beide heute unser Programm: Wandern und 4WD-Abenteuer! Ein langer Tag mit Fussmärschen und 4WD-Drives, welche das Herz höher schlagen lassen. Unsere Planung für heute beinhaltet aber noch die Montage des zweiten Gasdruckdämpfers sowie ein wenig „Hausarbeit“. Abends ist alles erfolgreich erledigt und Beat kann nicht mal mehr die kleine Brauerei gleich gegenüber locken.

Auf der Fahrt nach Süden queren wir den Capitol Reef Nationalpark. Zu Unrecht etwas vernachlässigt, denn dessen wilde Natur vermag uns durchaus zu begeistern! In dieser Gegend lebten Fremont-Indianer, deren Vermächtnis gut erhaltene, über 1‘000jährige Felszeichnungen wir bestaunen dürfen. Dieser Park wäre zum Wandern und relaxen ideal – vielleicht im nächsten Leben!

Sonntag, Tag des Skypens und so. Familie und Freunde gehen vor, so sind wir ab Mittag auf dem kleinen Sandcreek RV Park in Torrey online für unsere Lieben und um ein wenig auszuruhen. Denn der nächste Nationalpark wartet schon: Bryce Canyon mit seinen berühmten Hoodoos. Hoodoos sind bis zu 45m hohe Felsnadeln aus Sandstein, deren Profil innerhalb der letzten 40 bis 60 Mio. Jahre vom Wind aus Plateaus geformt wurde

Da innerhalb des Parks frühmorgens bereits keine Aussicht mehr auf einen Campingplatz besteht, stellen wir uns auf den nur 3 Meilen entfernten RV Park in Bryce Canyon City. Am ersten Tag besichtigen wir die Gegend ums Amphitheater, besuchen abends eine Cowboy- und Country-Show und einen Tag später wandern wir den steilen Navajo-Pfad in den Canyon hinunter. Faszinierend, diese Felsformationen in unterschiedlichen Rottönen, die Hoodoos und die riesigen Bäume aus dieser Perspektive. Für heute noch eine Fahrt – unterbrochen durch ein paar kleinere Fussmärsche – bis zum Rainbow Point am Südende des Parks. Wir können uns kaum sattsehen!

Weiterfahrt zum Wahweap Marina RV Park am Lake Powell. Wir nehmen die Piste durch die Grand Staircase-Escalante und sind gespannt auf den Tiefsand, vor welchem uns die Dame im Visitor Center gewarnt hat. Die hat wohl noch nie Tiefsand aus der Nähe gesehen! ….und wieder die Uhr um eine Stunde zurückstellen (Arizona Time)!
Da bleibt noch Zeit, um eine Kleinigkeit zu essen, denn die nächste Attraktion wartet schon: Der Upper Antelope Canyon. Es handelt sich um eine enge Schlucht, deren Strukturen durch Wasserwirbel bis heute geformt werden. Staubtrocken ist es hier, kaum vorstellbar, dass Flutwellen bis zu 10 m Höhe hier eindringen können. Die Farbenspiele, welche durch das bisschen Sonnenlicht entstehen, sind einfach bezaubernd!

Die Hitze raubt uns Appetit und Schlaf… Wir lechzen nach einer Abkühlung und finden am Lone Rock einen hübschen Strand. Das Wasser des Lake Powell ist erfrischend und wir möchten ewig drin bleiben… Die Suche nach einer weiteren Bademöglichkeit an der Warm Creek Bay endet im Nichts. Der Lake Powell ist hier leider arg geschrumpft, wovon nur noch Muschelreste zeugen – also zurück. Jedenfalls ist es eine tolle Fahrt durch eine sehr enge, einsame Felsschlucht. Südlich der Stadt Page zieht der Colorado River seine Schlaufen durch die Landschaft.
Am Horseshoe Bend ist eine davon eindrücklich zu sehen. Vor lauter Begeisterung ging das Wasser trinken vergessen, und beim Zurücklaufen zwingen mich Schwindel, kalte Schweissausbrüche und Herzrasen zu einer Rast im Schatten. Es sind nur noch 200m und ich kriege kaum einen Fuss vor den anderen – so ein Mist! Gerade noch mal gut gegangen, dank zwei Litern Wasser und der Klimaanlage im Wallmart…Das war ein Schuss vor den Bug!

Eigentlich wollen wir im Zion Nationalpark noch wandern, aber der Besucherstrom ist dermassen gross, dass wir keinen Platz für unser Chateau finden. So bleibt es beim Durchqueren dieses Parks, in welchen der Virgin River eine tiefe Schlucht gegraben hat. Die kurvenreiche Strecke, ein Tunnel (!!) und der Anblick von riesigen aufragenden Feldwänden müssen genügen.

Der Sand Hollow State Park ist unser nächter Übernachtungsplatz. Das Wasserreservoir wird typisch amerikanisch von Booten befahren … und wir können hier schwimmen! Das Wasser ist überraschend kühl – herrlich!

Ganz früh am Morgen – um der schlimmsten Hitze zu entkommen – geht’s weiter zum Valley of Fire. Erdbewegungen und Erosion haben hier vor 150 Mio. Jahren aus riesigen Wanderdünen eine Landschaft aus rotem Sandstein, Kalk und Schiefer geschaffen. Luft und Wind sind unglaublich heiss, es könnte des Teufels Penthouse sein! Die roten Sandsteinformationen glühen förmlich und es scheint, dass sie mit den weissen und gelben Felsen verschmelzen. Die Farbenspiele lassen uns die Hitze fast vergessen – aber nur fast! Einzig den 2km-Weg zur Big Wave nehmen wir unter die Füsse – ein Muss, selbst bei 48C°!

Übernachtungsplatz ist heute in Overton beim Sun and Fun RV-Park – mit Pool und Spa! Morgen zieht es uns nach Las Vegas – das dürfte ein Spass werden!

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