18. bis 31. März 2013 von Tolú bis Cartagena (Colombia)

Kolumbien ist viel besser als sein Ruf. Die Menschen sind neugierig, freundlich und hilfsbereit, wir könnten da unzählige Geschichten erzählen. Auch Militärs winken uns bloss grinsend und mit erhobenem OK-Daumen weiter. Falls man angehalten wird, wollen sie vielleicht mal ein Wort übersetzt haben oder den Innenraum des Autos besichtigen, denn das einsame, langweilige Wachestehen in den Bergdörfern schreit nach Abwechslung. Da vergessen wir schnell, dass dieses Land nach wie vor mit enormen Problemen zu kämpfen hat und sich extrem bemüht, seinen Ruf als DIE Hochburg der Drogenbarone loszuwerden. Leider bleibt uns kaum Zeit, einzelne Sehenswürdigkeiten anzuschauen, denn wir durchqueren Kolumbien im Eilzugstempo. 200km vor Erreichen der Karibik enden auch die Anden und wir fahren von über 2‘000 Höhenmeter auf 0 runter – in eine wahre Waschküchen. Innert kurzer Zeit wird es feucht und sehr heiss, also schnellstens ans Meer!

Auf den Tagesausflug auf die Islas San Bernardo hatten wir uns soooo gefreut und erstehen vorher perfekte Tauchbrillen mit Schnorcheln. Die Tour entpuppt sich dann aber als reine Abzocke, inklusive einer schrecklichen Zurschaustellung von Tieren. Das „todo includo“ beinhaltet lediglich ein (allerdings gutes) Mittagessen und einen Becher Eis mit ein wenig Cola.

Auf einer der besuchten Inseln gibt‘s eine Art Zoo – sehr ungepflegt und mit viel zu engen Gehegen und Käfigen. Die Hauptsache scheinen die lebensgrossen Pappe-Figuren von Schwarzafrikanern im Lendenschurz und sich gegenseitig erschiessenden Piraten zu sein, was uns die Sklaven- und Piratenvergangenheit nicht wirklich näher bringt. Das Schlimmste aber sind die völlig verlausten und zerzausten Flamingos sowie zwei arme Delfine in einem viel zu kleinen Meerwasserbecken…und was hat denn bitte ein afrikanischer Strauss hier zu suchen? Es juckt uns in den Fingern, die Verschläge auf der Stelle zu öffnen, aber wir werden wohlweislich nicht aus den Augen gelassen. Für das versprochene Schnorcheln müssten wir eine Extra-Bootstour buchen (der Preis ist verhandelbar), da direkt vor der Insel nichts Interessantes zu sehen ist. Jedenfalls würden wir die Tour niemandem empfehlen!

Das Wasser im Golf von Morrosquillo ist mit 30C° keine wirkliche Erfrischung und durch die mannshohen Wellen auch sehr trübe. Ausserdem führen wir einen endlosen Kleinkrieg gegen Moskitos, Sandfliegen und sonstiges Gekreuch. Es sind zurzeit kaum Touristen hier, dem entsprechend ist nicht viel los. Aber wir geniessen die ersten Tage in der Karibik ausgiebig, bevor es nach vier Nächten auf dem Campingplatz des Hotels „Casa del Mar“ weiter nach Norden geht.

Nach über 400km treffen wir auf dem Campingplatz „Los Angeles“ (etwa 30km östlich der Stadt Santa Marta / Abzweigung bei N11 1727.4 W73 5326.7) ein. Ein phantastischer Strandcamping! Das Meer ist hier erfrischender und die hohen Wellen reissen einen regelmässig von den Beinen. Am ersten Abend leisten wir uns einen köstlichen Fischteller, selbstverständlich alles heute direkt vor dem Strand gefischt. Die sanitären Einrichtungen sind einfach aber tiptop sauber – und sie funktionieren! Viele zahlen eine Menge Geld, um den Urlaub in der Karibik verbringen zu können – wir fahren da einfach mal schnell hin! Für unsere beiden Autos gibt es zwei kleine Stellen, die nicht direkt unter Palmen stehen. Auf dem gesamten Areal ist nämlich die Möglichkeit, von fallenden Kokosnüssen oder Palmblättern getroffen zu werden, ziemlich erheblich! Mit einer blossen Gehirnerschütterung käme man wohl kaum davon…

Die fehlende Internetverbindung ist der einzige Wermutstropfen, denn wir warten noch immer darauf, dass unser Agent Manfred endlich den Verschiffungstermin bekannt gibt. Etwas beunruhigt begeben wir uns am zweiten Tag in die Hafenstadt Santa Marta. Die Tankstellen in Kolumbien sind nicht – wie in den meisten südamerikanischen Ländern – mit Free WiFi ausgestattet, aber immerhin bietet das Einkaufszentrum „Ocean Mall“ eine Möglichkeit. Erneut nix Termin! In der Umgebung des Campingplatzes steht ein Ferienressort, wo wir uns am dritten Tag von ausserhalb ganz kurz Internetzugang verschaffen. Immer noch nichts! Sina und Michael organisieren für uns alle die Autoversicherungen für USA/Canada. Das Angebot einer amerikanischen Versicherung für unser Chateau liegt bei der Kleinigkeit von über $5‘000 für neun Monate! Da belassen wir’s bei der Haftpflicht und berücksichtigen eine Versicherung in Deutschland. Wie so vieles ist auch dies von der Schweiz aus nicht machbar! Michael verbringt Stunden damit, Mails zu schreiben sowie Kopien unserer Dokumente anzufertigen – an dieser Stelle TAUSEND DANK!

Nach vier Tagen auf dem Camping „Los Angeles“ sind wir echt langsam nervös, denn der Verschiffungstermin (wir haben Anfang April vereinbart) könnte schon sehr bald sein. Wir benötigen endlich freien Internet-Zugang. Da bleibt nichts Anderes übrig, als nach Cartagena zu fahren – ist ja schliesslich auch Karibik. Da wir Sina und Michael unterwegs aus den Augen verlieren, quartieren wir uns für eine Nacht mitten im Stadtteil Getsemani im Hostal „Viena“ ein. Ein Zimmerchen ohne Bad und ohne Fenster, dafür mit lärmigem Ventilator und Moskitos. Sina und Michael stehen bereits auf dem Camping- resp. Parkplatz beim Hotel Bellavista, wohin wir am nächsten Tag frohen Herzens umziehen. Es ist sehr heiss auf diesem staubigen und schmuddeligen Platz, aber wenigstens weht hier am Meer ein kräftiger Wind. Mutig machen wir uns bei Mittagshitze zu Fuss auf in ein Einkaufszentrum… welches wir dann auch nach einer Stunde nicht finden können. Der Schweiss läuft nur so runter, also rein in ein Taxi und ab zur Plaza Mall mit Aircondition!

Cartagena de Indias, Perle der Karibik und UNESCO-Weltkulturerbe seit 1984! Eine lebendige, zauberhafte Stadt mit rund 1,5 Mio. Einwohnern … sowie einer unrühmlichen Vergangenheit: Als wichtigster Sklavereihafen der gesamten westlichen Hemisphäre! Von hier wurde das „für schwere Arbeit geeignete Menschenmaterial“ an die Plantagenbesitzer, Viehzüchter und in die Smaragdminen verkauft. Durch diesen Umstand leben in Kolumbien auffällig viele Menschen afrikanischer Herkunft. Cartagena war durch seine optimale Lage auch häufig Attacken der um die Weltherrschaft rivalisierenden Franzosen und Engländer sowie natürlich von Piraten ausgesetzt. Die Spanier liessen während Jahrhunderten eine monumentale Festungsmauer um die Stadt errichten – getränkt mit dem Blut unzähliger Sklaven, die ihr Leben dafür lassen mussten. Die begehbare Mauer umschliesst bis heute die historische Altstadt fast vollständig. Obwohl es lange her ist, beschleicht uns beim Betreten dieses Bauwerks ein seltsames Gefühl.

Nun noch ein wenig Jammern: Sand, vermischt mit der vom Wind herübergetragenen Salzwasser-Gischt, legt sich in einer dicken Schicht auf unsere Autos, überall krabbeln Ameisen herum, durch die Rumsteherei laufen die Batterien nur noch auf Sparflamme, Bettwäsche und Kleider riechen langsam säuerlich, das Wasser in den Tanks stinkt nach faulen Eiern, täglich sind wir für jede vergangene Stunde dankbar und schlussendlich scheissen einem auch noch Vögel auf den Kopf. Klar könnten wir einfach ins Hotel ziehen. Aber wir wollen lieber bei Sina und Michael bleiben, solange wir noch zusammen unterwegs sind. Ganz unter dem Motto „Geteiltes Leid…“.

Zu allem Übel teilt uns der Agent mit, dass das Schiff nun erst am 11. Statt am 9. April auslaufen wird. Übers Osterwochenende tut sich eh nichts und so sehnen wir den Verzollungstag (ca. 5 Tage vor Auslaufen des Schiffes) herbei. Ab diesem Termin sind die Wagen bis ca. am 20. April auf dem Schiff und wir ziehen in Cartagena bis zum Abflug nach Fort Lauderdale ins Hotel um. So… DAS war jetzt Jammern auf Karibik-Niveau!

In Palm Beach haben wir uns bereits ein tolles Hotel gebucht. Jetzt haben wir was, worauf wir uns richtig freuen können.

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