Toronto / Mexiko / Halifax 12. Oktober bis 6. Dezember 2013

In erster Linie geniessen wir bei Heiry und Milly zuhause angenehmes Nichtstun. Wir schätzen die angenehme, familiäre Atmosphäre mit eigenem Schlafzimmer und Toilette ungemein – aber so ganz tatenlos sind wir denn trotzdem nicht. Gleich nach der Ankunft am 12.10. muss erst mal das Auto ausgeräumt, gründlich geputzt sowie für den Schiffstransport vorbereitet werden. Endlich – nach über 18 Monaten – können wir den unzähligen Insektenleichen, die aber auch wirklich überall zu finden sind, mit einem Staubsauger zu Leibe rücken. Alles wird diebstahlsicher von der Fahrer- in die kleine Wohnkabine umgeschichtet, denn nur dort ist unser Hab und Gut versichert.

Die Hinterreifen eignen sich bestenfalls noch zum Schlitteln und müssen dringend ersetzt werden. Immerhin finden wir Reifen unserer bevorzugten Marke (BF Goodrich), der Preis haut uns allerdings fast aus den Socken. Diesbezüglich ist die Schweiz ausnahmsweise definitiv günstiger!

In Heirys Garten müssen drei Bäume gefällt, gejätet, Rosen geschnitten und Herbstlaub entfernt werden. Beat zersägt die gefällten Bäume zu Brennholz, welches anschliessend gestapelt wird. Aber also ganz ehrlich: Das war’s dann auch schon in Sachen Arbeit. Man soll ja nicht gleich übertreiben:)) Daneben beschäftigt uns vor allen Dingen das oft verzweifelte Durchstöbern aller Inserate nach einer neuen Wohnung. Unsere „guten Geister“ Angela und Martina legen sich unglaublich ins Zeug, werden von uns mit Vorschlägen überhäuft und schauen sich viele Objekte an. Das Ganze gestaltet sich wider Erwarten als ziemlich schwierig, denn die Vermieter möchten natürlich potentielle Mieter persönlich kennenlernen. Mehr als eine Wunsch-Wohnung geht uns wegen unserer Nicht-Anwesenheit durch die Lappen.

Die ersten paar Tage sind geprägt von herrlichem Herbstwetter, auch wenn – wegen der ausbleibenden Nachtfroste – vom Indian Summer hier in Toronto nur wenig zu sehen ist. Schnell mal wird es kühler und bald auch richtig kalt. Regen und Schnee wechseln sich ab. Nix ist mit weisser Märchenlandschaft.

Wir machen mit Heiry Abstecher nach Orillia zu Irene und Walter Egli (hierhin fährt Heiry nur in schneefreier Zeit) und ins Indianerreservat nach Port Perry (zwecks Einkauf günstiger Zigaretten).

Höchste Zeit, wieder wärmere Gefilde aufzusuchen! Heiry ist Mitinhaber einer Penthouse Wohnung in Cancún, Mexico – und dahin will er uns schon seit geraumer Zeit für eine Woche entführen. Wogegen wir uns erst gesträubt hatten, nehmen wir nun dankbar an! Wir verbringen eine herrliche Woche: Über 30C°, riesiges Jacuzzi auf dem Balkon im 8. Stock (welches Heiry täglich für uns vorbereitet), Strand vor der Haustür, kaum Touristen in der Vorsaison, drei Pools zur Auswahl, jede Menge wunderbares mexikanisches Essen und täglich eine Tequilla-Degustation.

Etwas vom Schönsten für uns war die Freilassung eines ganzen Geleges von Lederschildkröten, der wir beiwohnen durften.

Nach nur vier Flugstunden werden wir am 3. November auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Toronto verzeichnet Minusgrade und eiskalten Wind.

Freitags gibt’s zum Lunch immer Dim Sum mit Freunden von Heiry und Milly. Zwanzig Personen an zwei riesigen Tischen, interessante Gespräche und gutes Chinese-Food. Es werden verschiedene Leckereien bestellt und Ziel ist es, pro Person nicht mehr als $ 6.00 zu bezahlen!

Immer am Freitagnachmittag wird das Haus am Hurlingham Crescent dann zur lärmigen Mahjong-Spielhölle. Es geht um Geld, und das veranlasst die vier Spieler/innen immer wieder zu lauten Aufschreien. Das Wort „Shit“ ist jedenfalls das meist verwendete!

Nebenbei will Milly auch das Jassen wieder erlernen. Da Heiry dieses Spiel verweigert, bleibt ihr nur, online gegen Computer zu spielen. Die sehr miese Programmierung löst dermassen schlimmste Fehler aus, dass selbst Milly das innert kürzester Zeit erkennt. Also wenn selbst Milly ihren Computer-Partner lautstark „Tubel“ nennt, das will was heissen!

Ab November verlassen wir jeweils samstags um 10:00 zusammen mit Heiry das Haus, um in seinen ehemaligen Geschäftsräumlichkeiten alles für die Guuggenmusig-Probe der Canadysli vorzubereiten. Immerhin dreimal dürfen wir an der Probe teilnehmen. Beat kann auf einer Posaune ordentlich mitmischen, während ich mich nach langer Zeit wieder mal mit Tschinellen und Pauke rumschlage. Ein einziges Mal kann ich mir eine Klarinette ausleihen. Diese ist jedoch in etwas ramponiertem Zustand, und ausser Frust kommt kaum was dabei raus.

Verschiffungen sind so eine Sache… Bloss einen Tag vor Abfahrt nach Halifax kriegen wir die Meldung der Reederei, dass der Frachter eine Woche Verspätung hat. Ein zweifelhaftes Vergnügen, stundenlang Flüge und Hotels umzubuchen!

So strapazieren wir die Gastfreundschaft von Heiry und Milly also eine Woche länger – was Heiry aber diebisch freut! Am 15. November fahren wir dann los gegen Osten auf dem Transcanada Highway, wo uns weitere zwei Stunden Zeitumstellung erwarten. Da wir nicht mehr in die USA einreisen dürfen, müssen wir einen „kleinen“ Umweg machen und die gesamte Strecke von 1‘920km in Kanada zurücklegen. Sämtliche Campgrounds sind seit 1.11. geschlossen, es bleiben uns nur Motels oder B&B’s. Wir lassen uns nicht stressen und übernachten erst in den Ortschaften Cornwall und Lévis (Québec). Bis hierher ist die Landschaft topfeben und ziemlich eintönig. Québec ist der franko-kanadische Teil des Landes – heisst: Jegliche englische Beschriftungen fehlen und wir werden mit unverständlichem Gebrabbel konfrontiert. OK, damit stand ich ja schon immer auf Kriegsfuss, dachte aber, es sei nicht alles verloren. Aber DAS soll nun französisch sein???

Weiter geht’s entlang des St Lawrence Stromes nach Grand Falls (New Brunswick). Entlang der Strecke liegen überall noch Schneehäufchen und sämtliche kleinen Wasserläufe oder Seen sind bereits gefroren. Auf der Weiterfahrt nach Moncton (New Brunswick) begleiten und starke Windböen und immer wieder Regengüsse. Die eigentlich wunderschöne Landschaft versteckt sich hinter Gischt und Nebel. Am nächsten Tag zeigt sich wieder ein makellos blauer Himmel und wir erreichen Nova Scotia, die letzte Provinz auf unserem Weg. Schon bald verlassen wir den Transcanada Highway und fahren direkt südwärts nach Halifax. 70km vor der Stadt passiert man übrigens die Mittellinie zwischen Äquator und Nordpol. In Halifax suchen wir sogleich die Spedition auf und erhalten nach Bezahlung von CA$150.00 die Buchungsbestätigung. Das wär dann schon mal erledigt.

Am 20. November erreichen wir morgens (nach kurzer Irrfahrt) das richtige Gebäude auf dem Hafengelände. Es ist bissig kalt und niemand hält sich hier lange draussen auf. Umso schneller geht die ganze Abfertigung vor sich. Wir erwischen gerade die Pausenzeit, ansonsten wäre die ganze Abwicklung in 20 Minuten vorüber. Wenn wir da an Cartagena zurück denken…

Die Hafenarbeiter organisieren uns ein Taxi zum Flughafen, denn dort Zeit totschlagen stellt für uns kein Problem dar, es gibt immer was zu sehen. Bereits am frühen Abend kann uns Heiry vom Airport Toronto abholen – da sind wir also wieder.

Downtown Toronto lockt uns nur selten (bekanntlich mögen wir ja schöne Landschaften und Tierbeobachtungen lieber, als Städte): Eine Shopping Tour im Eaton Center, Lunch mit Milly und Heiry im Drehrestaurant des CN Towers, ein Besuch des nagelneuen Aquariums, zwei Stamm-Abende der Canadysli im Restaurant Musket (tolle Küche!) und dann noch die Party für Immigranten aus Südafrika in Mississauga. Ansonsten verbringen wir viel Zeit daheim und pflegen oft unser liebstes Hobby: Das Kochen. Heiry hat in seiner Garage eigens für uns (drei) eine Bar inkl. Öfeli eingerichtet, wo wir ungestört rauchen und zusammen seine alten Whiskys und weitere Köstlichkeiten vernichten.

Drei Tage vor unserer Rückreise nach Europa gibt’s good news: Eine unserer ausgesuchten Wohnung haben wir auf sicher! Unsere absolute Traum-Wohnung wird allerdings – nachdem diese lange Zeit inseriert war – anderweitig vergeben… Aber wir sind sehr glücklich, dass es endlich geklappt hat!

Eine weitere herrliche und unbeschwerte Zeit, welche mit unserem Flug über Island und Kopenhagen nach Hamburg am 6. Dezember leider zu Ende ist! Heiry und Milly: Vielen Dank für alles!

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