1. Bis 15. Juni 2013 Von Bernalillo (New Mexico) bis zum Valley of Fire (Nevada)

Endlich erreichen wir das Colorado Plateau! Nach den endlosen Fahrten durch die Flächen von Texas – nur unterbrochen von gespenstischen Ölpumpen und riesigen Raffinerien – ist es eine echte Wohltat, wieder mal Gebirge zu sehen. Wir durchqueren Indianerreservate und bestaunen die Farbenpracht der Canyons. Auf der Strecke überqueren wir ebenfalls die Continental Divide, die kontinentale Wasserscheide.

Wir sind begierig darauf, etwas Näheres über die Anasazi zu erfahren und besuchen darum das Aztec Ruins National Monument. Frühe Siedler glaubten in Erinnerung an Geschichten über die Eroberung Mexikos irrtümlich, dass sie von Azteken erbaut worden seien. Das Nationalmonument befindet sich unweit der Grenze zu Colorado in Aztec, New Mexico. Die ersten Siedlungen – Pueblos – stammen aus dem Jahre 1000 nChr. Sie hatte drei Stockwerke, umfasste über 400 Räume und mehrere Kivas, darunter auch die (heute restaurierte) Grosse Kiva. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die Siedlung zu einem Zentrum des Handels sowie zeremoniellen Geschehens. Die Siedlung wurde bereits um 1300 nChr. wieder verlassen, möglicherweise wegen einer längeren Dürreperiode. Die Ruinen sind imposant und das Museum vermittelt anschaulich, wie diese Menschen damals lebten.

Direkt am Ufer des Animas River finden wir abends den wunderschönen United Campground. Höchste Zeit, sich wieder mal der Schmutzwäsche zu widmen!
Wir befinden uns hier bereits auf über 2‘000 müM und erwachen morgens bei erfrischenden 14C°, das hatten wir schon länger nicht mehr! Auf dem Weg zum Mesa Verde National Park sind sogar noch schneebedeckte Gipfel auszumachen, ist ja schliesslich hier Skigebiet!

Im Mesa Verde Nationalpark buchen wir für 3$ pro Person eine geführte Wanderung zum Balcony House, einem der vielen Felsen-Pueblos. Typisch amerikanisch wird darauf hingewiesen, dass es anstrengend sei usw. Es handelt sich um einen kurzen Fussmarsch bergabwärts, dann eine 10m hohe und steile Leiter hoch zu diesem Pueblo, wo man auf allen Vieren zweimal durch enge Gänge kriechen muss. Das ist allerdings ausschliesslich für gut Beleibte WIRKLICH ein Problem, die stecken nämlich in peinlichster Position fest… Da kann man sich das Lachen kaum verkneifen! Am Ende sind noch zwei 3m hohe Leitern zu „bewältigen“ und ein kurzer, durch Ketten gesicherter Aufstieg. Das Pueblo sowie die Ausführungen des Ranchers waren aber hoch interessant. Ein Gewitter zieht auf – nichts wie weg!

Auf der Weiterreise zum Monument Valley durch das Navajo-Reservat gibt es absolut keine RV-Stellplätze, keine Rest Areas und auch sonst keine Möglichkeit, sich irgendwo heimlich hinzustellen. Also halt weiter bis zum Monument Valley. Erst in Gouldings finden wir gegen Abend einen RV-Park, der wunderschön zwischen roten Felsformationen liegt. Kaum in touristischem Gebiet, trifft man sie plötzlich haufenweise an: Die Schweizer! Mit Stephan und Irene aus Eschenbach verbringen wir einen lustigen Abend und plaudern ganz ungewohnt bis nach Mitternacht über Gott und die Welt. Hat das gut getan!

Eine Empfehlung unsererseits für 4WD-Driver: Unbedingt den Monument Valley-Drive befahren. Die Piste ist etwas holprig aber überhaupt kein Problem. So kommt man den unwahrscheinlichsten Felsformationen – eigentlich Überreste eines alten Plateaus – sehr nahe. Auch aus dieser Perspektive ein grandioses Erlebnis, wofür wir uns mehrere Stunden Zeit nehmen. Abends verlassen wir das Tal und finden in Bluff den kleinen, ruhigen und gut eingerichteten Cottonwood RV-Park.

Für das Valley of Gods – ein Seitental und eine 4WD-Strecke – fahren wir nochmals einige Meilen zurück. Und wie sich das lohnt! Bestimmt nicht schlechter als das Monument Valley und man fährt hier mutterseelenalleine herum! Unglaublich, was Mutter Natur hier alles an Felsformationen geschaffen hat! Grandiose Fortsetzung ist dann die Fahrt über die unbefestigte No 261 über einen Pass bis zu den Natural Bridges. Der Blick über das Valley of Gods von hier oben ist atemberaubend.

Im Natural Bridges Monument stehen drei eindrucksvolle natürliche Steinbrücken, entstanden durch Unterspülung von Felsbarrieren und stetige, vor allem durch Wasser verursachte Erosion. Für den Loop Trail (14 km) bleibt heute leider nicht mehr genug Zeit, so fotografieren wir die Monumente so gut wie möglich von weitem.

Am selben Tag gegen Abend erreichen wir das von 4WD-Drivern hochgejubelte Moab. Auf dem zentral gelegenen Canyonlands Campground reservieren wir gleich für vier Tage einen Platz, anschliessend begeben wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Werkstatt. Wir durchfahren die Stadt mehrmals von Nord nach Süd und umgekehrt – hier sind sie alle extrem beschäftigt oder sie rühren keine Dieselfahrzeuge an…es ist zum K…! Nach der ungelogen achten Anfrage kriegen wir dann in der AAA-Garage einen Termin für übermorgen. Na, wenigstens etwas…

Den nächsten Tag verbringen wir mit dem Besuch der Hochwüste des Arches Nationalparks. Wir sind sehr gespannt, beherbergt dieser Park doch die eine der grössten Ansammlungen natürlicher Steinbögen der Welt. Vor rund 300 Mio. bedeckte Wasser dieses Gebiet. Es kam und ging – insgesamt 29 mal – und hinterliess eine 1‘000 m dicke Salzschicht, welche durch Steine und Sand zugedeckt wurden. Weniger dicke Salzschichten bahnten sich ihren Weg durch die Steinschichten und bildeten Kuppeln und Grate. Dies Steinbögen – Arches – bestehen zumeist aus weichem, rotem Sandstein und sind demnach ganz anders entstanden, als die Natural Bridges. Enorm faszinierend und fotogen, diese Farbenspiele im Licht der wandernden Sonne. Es ist unglaublich heiss und trocken, dennoch nehmen wir ein paar der Hiking-Trails unter die Füsse. Toll ist das hier!

Die Mechaniker der Arches-Garage bemühen sich sehr, allerdings müssen wir ihnen zeigen wo sich die Motorhaube öffnen lässt, und wo sich der Ölfilter befindet… Nach zweistündiger Wartezeit ist es geschafft. Wir können nur hoffen, dass alle anderen Kontrollen ordnungsgemäss durchgeführt wurden (in den USA darf man als Kunde nicht dabei sein…).
Die neuen Gasdruckdämpfer sind noch nicht eingetroffen – und wir ziemlich erschüttert! Der zweite Anlauf bei der Post Moab ist dann ein voller Erfolg: FedEx macht’s möglich! Nachmittags warten wir erst mal ab, bis die schlimmste Gluthitze vorbei ist, ehe sich Beat an die Arbeit macht und den ersten der neuen Gasdruckdämpfer anbringt – WOW!!! An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an Pascal Pfister von der Camperwerkstatt in Ins für die detaillierte und hilfreiche Instruktion!

Wir treffen schon sehr früh am Morgen (07:00) im Canyonlands Nationalpark ein. Sonnenaufgang verpasst, aber monumental ist diese Landschaft allemal. Aus zeitlichen Gründen beschränken wir uns auf das Gebiet „Island in the Sky“, welches 600m über dem Zusammenfluss von Colorado und Green River thront. Ebene Felsterrassen enden an Feldwänden und aussen an steilen Abstürzen. Die ganze Landschaft besteht aus senkrecht stehenden Wänden. Auch hier haben unterirdische Salzlager das Land geprägt. Unter gewaltigem Druck des sich auflagernden Gesteins erhoben sie sich und bildeten Dome, welche das Terrain zerklüften. Nur die sichtbare Oberfläche besteht aus Schichten von unterschiedlich hartem Sandstein.

Der Colorado River ist in den Tiefen des Canyonlands versteckt, aber vom View Point im Dead Horse State Park ist eine Flussschlaufe gut zu sehen. Für uns auf jeden Fall einen Abstecher wert.
Insbesondere, da wir von hier über eine unbefestigte Strasse durch den Long Canyon ins Tal des Colorado Rivers zurück nach Moab fahren können. Eine geniale Strecke für 4WD-Fans! Ein Felssturz, welcher nur eine kleine Lücke für durchfahrende Fahrzeuge auslässt, hätte dem Vorhaben beinahe ein Ende bereitet – aber eben: Nur beinahe! So haben wir beide heute unser Programm: Wandern und 4WD-Abenteuer! Ein langer Tag mit Fussmärschen und 4WD-Drives, welche das Herz höher schlagen lassen. Unsere Planung für heute beinhaltet aber noch die Montage des zweiten Gasdruckdämpfers sowie ein wenig „Hausarbeit“. Abends ist alles erfolgreich erledigt und Beat kann nicht mal mehr die kleine Brauerei gleich gegenüber locken.

Auf der Fahrt nach Süden queren wir den Capitol Reef Nationalpark. Zu Unrecht etwas vernachlässigt, denn dessen wilde Natur vermag uns durchaus zu begeistern! In dieser Gegend lebten Fremont-Indianer, deren Vermächtnis gut erhaltene, über 1‘000jährige Felszeichnungen wir bestaunen dürfen. Dieser Park wäre zum Wandern und relaxen ideal – vielleicht im nächsten Leben!

Sonntag, Tag des Skypens und so. Familie und Freunde gehen vor, so sind wir ab Mittag auf dem kleinen Sandcreek RV Park in Torrey online für unsere Lieben und um ein wenig auszuruhen. Denn der nächste Nationalpark wartet schon: Bryce Canyon mit seinen berühmten Hoodoos. Hoodoos sind bis zu 45m hohe Felsnadeln aus Sandstein, deren Profil innerhalb der letzten 40 bis 60 Mio. Jahre vom Wind aus Plateaus geformt wurde

Da innerhalb des Parks frühmorgens bereits keine Aussicht mehr auf einen Campingplatz besteht, stellen wir uns auf den nur 3 Meilen entfernten RV Park in Bryce Canyon City. Am ersten Tag besichtigen wir die Gegend ums Amphitheater, besuchen abends eine Cowboy- und Country-Show und einen Tag später wandern wir den steilen Navajo-Pfad in den Canyon hinunter. Faszinierend, diese Felsformationen in unterschiedlichen Rottönen, die Hoodoos und die riesigen Bäume aus dieser Perspektive. Für heute noch eine Fahrt – unterbrochen durch ein paar kleinere Fussmärsche – bis zum Rainbow Point am Südende des Parks. Wir können uns kaum sattsehen!

Weiterfahrt zum Wahweap Marina RV Park am Lake Powell. Wir nehmen die Piste durch die Grand Staircase-Escalante und sind gespannt auf den Tiefsand, vor welchem uns die Dame im Visitor Center gewarnt hat. Die hat wohl noch nie Tiefsand aus der Nähe gesehen! ….und wieder die Uhr um eine Stunde zurückstellen (Arizona Time)!
Da bleibt noch Zeit, um eine Kleinigkeit zu essen, denn die nächste Attraktion wartet schon: Der Upper Antelope Canyon. Es handelt sich um eine enge Schlucht, deren Strukturen durch Wasserwirbel bis heute geformt werden. Staubtrocken ist es hier, kaum vorstellbar, dass Flutwellen bis zu 10 m Höhe hier eindringen können. Die Farbenspiele, welche durch das bisschen Sonnenlicht entstehen, sind einfach bezaubernd!

Die Hitze raubt uns Appetit und Schlaf… Wir lechzen nach einer Abkühlung und finden am Lone Rock einen hübschen Strand. Das Wasser des Lake Powell ist erfrischend und wir möchten ewig drin bleiben… Die Suche nach einer weiteren Bademöglichkeit an der Warm Creek Bay endet im Nichts. Der Lake Powell ist hier leider arg geschrumpft, wovon nur noch Muschelreste zeugen – also zurück. Jedenfalls ist es eine tolle Fahrt durch eine sehr enge, einsame Felsschlucht. Südlich der Stadt Page zieht der Colorado River seine Schlaufen durch die Landschaft.
Am Horseshoe Bend ist eine davon eindrücklich zu sehen. Vor lauter Begeisterung ging das Wasser trinken vergessen, und beim Zurücklaufen zwingen mich Schwindel, kalte Schweissausbrüche und Herzrasen zu einer Rast im Schatten. Es sind nur noch 200m und ich kriege kaum einen Fuss vor den anderen – so ein Mist! Gerade noch mal gut gegangen, dank zwei Litern Wasser und der Klimaanlage im Wallmart…Das war ein Schuss vor den Bug!

Eigentlich wollen wir im Zion Nationalpark noch wandern, aber der Besucherstrom ist dermassen gross, dass wir keinen Platz für unser Chateau finden. So bleibt es beim Durchqueren dieses Parks, in welchen der Virgin River eine tiefe Schlucht gegraben hat. Die kurvenreiche Strecke, ein Tunnel (!!) und der Anblick von riesigen aufragenden Feldwänden müssen genügen.

Der Sand Hollow State Park ist unser nächter Übernachtungsplatz. Das Wasserreservoir wird typisch amerikanisch von Booten befahren … und wir können hier schwimmen! Das Wasser ist überraschend kühl – herrlich!

Ganz früh am Morgen – um der schlimmsten Hitze zu entkommen – geht’s weiter zum Valley of Fire. Erdbewegungen und Erosion haben hier vor 150 Mio. Jahren aus riesigen Wanderdünen eine Landschaft aus rotem Sandstein, Kalk und Schiefer geschaffen. Luft und Wind sind unglaublich heiss, es könnte des Teufels Penthouse sein! Die roten Sandsteinformationen glühen förmlich und es scheint, dass sie mit den weissen und gelben Felsen verschmelzen. Die Farbenspiele lassen uns die Hitze fast vergessen – aber nur fast! Einzig den 2km-Weg zur Big Wave nehmen wir unter die Füsse – ein Muss, selbst bei 48C°!

Übernachtungsplatz ist heute in Overton beim Sun and Fun RV-Park – mit Pool und Spa! Morgen zieht es uns nach Las Vegas – das dürfte ein Spass werden!

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